Deutsche Kapitänin (27) beendet „krasses Doppelleben“ – und teilt aus
Zum Abschied legte Nike Lorenz den Finger in die Wunde. Wie so oft. Sie sei einfach „ausgelaugt“, sagte die bisherige Kapitänin der deutschen Hockey-Nationalmannschaft: „Dadurch, dass wir absolute Amateure sind, aber eigentlich Profisport betreiben.“
Nach 196 Länderspielen ist für Lorenz deshalb Schluss, im Alter von nur 27 Jahren hat sie ihre internationale Laufbahn beendet – stilecht mit einer Breitseite gegen die vielkritisierte deutsche Sportförderung. „Das ist auf jeden Fall ein Grund dafür, dass ich meine Karriere nicht so lange machen kann, weil ich seit zehn Jahren ein krasses Doppelleben führe“, erklärte Lorenz.
Nur Spitzen-Hockey reicht zum Leben nicht aus
Es sei nun einmal „unglaublich kräftezehrend“, den Profisport auf Dauer mit Studium und Arbeit unter einen Hut zu bekommen, führte die Verteidigerin aus: „Sodass ich das nicht mehr länger machen kann und will.“ Weil sich vom Spitzen-Hockey alleine in Deutschland nicht leben lässt, verliert der DHB also seine Anführerin – und seine kritischste Stimme.
Denn Lorenz stand schon während ihrer Laufbahn für Umweltschutz, Frauengesundheit und weitere Werte ein. Vor den Olympischen Spielen von Tokio beispielsweise setzte sie das Tragen einer Regenbogenbinde durch, im Jahr darauf bekam die FIFA rund um den Zinnober mit der One-Love-Binde ihr Fett weg.
„Wir haben aus unserem System das Beste rausgeholt“
Lorenz erwies sich dabei als verbal stets zielsicher, auf sportlicher Ebene aber überwiegen in ihrer Karriere die verpassten Chancen: Nach der olympischen Bronze-Medaille in Rio 2016 blieben die ganz großen Erfolge aus. Bei den Sommerspielen war 2021 und 2024 jeweils im Viertelfinale gegen Argentinien Schluss, bei Welt- und Europameisterschaften reichte es ebenfalls nie zu einem großen Titel.
Die gebürtige Berlinerin verarbeitete am Mittwoch auch das erfrischend deutlich. „Viel verloren, wenig gewonnen. Aber ehrlich gesagt ist das scheiß egal“, schrieb Lorenz bei Instagram: „Wir haben aus unserem System das Beste rausgeholt.“
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In der Bundesliga will Lorenz zunächst weiter für Rot-Weiss Köln auflaufen, doch der Fokus wird sich zunehmend verschieben. Nach den Spielen von Paris hatte sie Nationalspieler Christopher Rühr geheiratet, nun beginnt auch beruflich bald ein neuer Lebensabschnitt – vermutlich „in Richtung Nachhaltigkeit“, wie Lorenz verriet. Ihr kritischer Geist dürfte auch dabei nicht schaden. (dpa/js)