Erst ausgebuht, dann von Mbappé & Co gefeiert: Djokovic schreibt Geschichte
Novak Djokovic ließ sich auf den Boden fallen, breitete die Arme aus und genoss den riesigen Jubel der Zuschauer. Der serbische Superstar hat sich bei den French Open mit seinem 23. Grand-Slam-Titel zum alleinigen Rekordsieger gekrönt und erneut Tennis-Geschichte geschrieben. In einem hochklassigen Finale bezwang der 36-Jährige am Sonntag in Paris den norwegischen Herausforderer Casper Ruud in 3:13 Stunden mit 7:6 (7:1), 6:3, 7:5. Mit Football-Ikone Tom Brady und Fußball-Stars wie Kylian Mbappé als Edelfans auf der Tribüne triumphierte er in seinem siebten Endspiel beim Sandplatzklassiker zum dritten Mal.
Djokovic ließ in der Wertung der Grand-Slam-Titel damit den Spanier Rafael Nadal hinter sich. Bei den Damen hat lediglich die Australierin Margaret Court (24) öfter eines der vier großen Turniere gewonnen.
Dass es für Djokovic um Historisches ging, zeigte sich alleine in der Besetzung seiner Box auf der Tribüne. Brady nahm mit Sonnenbrille neben Djokovic-Ehefrau Jelena Platz. Der Status des 45-Jährigen als bester Footballprofi der Geschichte ist unwidersprochen. Auch Djokovic möchte diesen Titel im Tennis vor Nadal und Roger Federer für sich beanspruchen. Weltmeister Mbappé hatte auf der Ehrentribüne Zlatan Ibrahimovic dabei, Frankreichs Tennis-Liebling Yannick Noah, Box-Legende Mike Tyson und die Schauspieler Hugh Grant und Jake Gyllenhaal rundeten den Auflauf der Stars ab.
Djokovic gewinnt die French Open
Die Ehrengäste sahen zunächst ein packendes Duell. Der 24 Jahre alte Ruud hatte im Halbfinale noch Alexander Zverevs Traum vom ersten Grand-Slam-Titel mit einem klaren Sieg beendet. Doch nun kämpfte sich Djokovic auch nach einem schwierigen Start zurück und bewies im Tie-Break des ersten Satzes seine Extraklasse und Nervenstärke. Danach spielte er in seinem 34. Grand-Slam-Finale die Erfahrung aus.
Djokovic ist nun vor dem 14-maligen Paris-Champion Nadal, der dieses Jahr verletzt fehlte, auch der älteste Sieger in der Geschichte der French Open. Von Montag an übernimmt er zudem wieder die Spitze der Weltrangliste vom Spanier Carlos Alcaraz, den er im Halbfinale zermürbt hatte. Es ist seine 388. Woche als Spitzenreiter – natürlich ist auch dies ein Bestmarke.
Ruud verliert zweites Paris-Finale in Folge
Ruud bleibt hingegen vorerst ein Unvollendeter. Der Weltranglistenvierte verlor auch sein drittes Grand-Slam-Endspiel und wartet weiter auf den ersten großen Titel seiner Karriere. Bei wolkenverhangenem Pariser Himmel öffnete sich das Faltdach über dem Court Philippe-Chatrier nach der Eröffnungsshow wieder – die Zuschauer empfingen Djokovic mit lauten „Nole, Nole“- Rufen. Der große Außenseiter zeigte sich zunächst unbeeindruckt von der Gänsehaut-Atmosphäre. Im Vorjahr war Ruud im Finale von Nadal zeitweise vorgeführt worden. Nun stellte der Norweger seinen Gegner mit stabilem Spiel zu Beginn vor Probleme. Ein Überkopfball von Djokovic segelte zum ersten Break ins Aus, erst nach 25 Minuten gelang ihm das 1:3.
Wie schon gegen Alcaraz blieb Djokovic aber cool. 28-mal ging der Ball beim Breakpunkt des Serben hin und her, auch Ruud zeigte erstmals Nerven und setzte den Schmetterball zum 4:3 aus seiner Sicht ins Netz. Erstmals standen fast die Zuschauer vor Begeisterung auf der Tribüne auf, auch Brady sprang hoch.
Als Djokovic sich wenig später beim Schiedsrichter beschwerte, dass dieser den Spielstand zu früh verkünde und damit die Pause beim Seitenwechsel kürzer werde, buhten die Zuschauer leidenschaftlich. Nicht das erste Mal in diesem Turnier. „Es ist mir egal“, sagte der streitbare Djokovic vor dem Finale zu den immer wiederkehrenden Pfiffen. „Es ist nicht das erste Mal, und wahrscheinlich nicht das letzte Mal. Ich gewinne einfach weiter.“
Die Reibung scheint Djokovic anzustacheln. In der entscheidenden Phase des ersten Satzes war der Fokus voll da. Der Serbe spielte immer besser, gewann auch den sechsten Tie-Break im Turnier zum sechsten Mal ohne leichten Fehler und jubelte nach 81 Minuten.
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Ruud wackelte, Djokovic nutzte die Schwäche gnadenlos aus. Nach dem Break zum 2:0 tippte er sich immer wieder an die Stirn – klares Zeichen: Djokovic hat den mentalen Vorteil. Souverän ließ er keinen Breakball mehr zu und holte sich auch den zweiten Satz. Den dritten Durchgang hielt Ruud lange offen, eiskalt nahm Djokovic ihm jedoch den Aufschlag zum 6:5 ab. Nur wenig später dürfte der Serbe über den großen Triumph jubeln. (dpa/mp)