Es geht ums Geld: Deutsche Olympiasiegerin rechtfertigt sich für OnlyFans
Die Aufregung war nicht nur am Eiskanal groß. Eine Olympiasiegerin bei OnlyFans, bei einer Erotikplattform? „Bobsport ist eine Randsportart, wir sind nicht im Fußball”, erklärte Lisa Buckwitz, nachdem die Verkündung ihres neuen Sponsors für viel Verwunderung und ein enormes Medienecho gesorgt hatte.
Es sei „wirklich hart, überhaupt Sponsoren zu finden”, betonte die 30-Jährige aus Potsdam im Spiegel-Interview – und lenkte durch ihre Kooperation die Aufmerksamkeit auch auf ein altbekanntes Problem: Die finanzielle Unsicherheit vieler Topathleten aus weniger populären Sportbereichen.
Zu erotisch soll es laut Buckwitz dabei aber nicht werden: „Im Prinzip sind die Inhalte erst einmal ähnlich wie die auf Instagram. Dort sieht man mich auch mal im Bikini oder im Sport-BH. Ich werde mich auf keinen Fall nackt zeigen”, sagte Buckwitz, die sich 2022 für eine Olympia-Ausgabe des Playboy ausgezogen hatte.
Verantwortung für ein komplettes Team
Warum dann aber OnlyFans? Warum nicht weiter nur Instagram? Die Antwort ist einfach: Geld. „Ich bin als Bobpilotin verantwortlich für mein komplettes Team. Ich muss eine Anschieberin bezahlen, trage die Kosten für das Material meines Bobs. Allein ein Paar Kufen kostet 8000 Euro, davon benötigen wir etwa sechs bis acht Stück in einer Saison”, so Buckwitz.
Allerdings bekommt Buckwitz als Sportsoldatin auch ein monatliches Gehalt. „Der Bob- und Schlittenverband stellt den Sportlerinnen und Sportlern die Bobs gegen eine Schutzgebühr von 2000 Euro für die Saison zur Verfügung. Auch das Zubehör, Kufen etc. werden vom Verband gestellt. Von einer finanziellen Notlage kann also in keiner Weise die Rede sein”, teilte die Bundeswehr auf SID-Anfrage mit. Buckwitz wollte sich auf Anfrage nicht äußern.
Auch andere deutsche Topsportler versuchen, mit OnlyFans Geld zu verdienen. Turmspringer Timo Barthel, Europameister und WM-Dritter, will sich aber nicht primär finanziell besser stellen, sondern vorsorgen: „Ich habe kein Abitur, keine Ausbildung und auch kein Studium. Das bedeutet, ich versuche mich, sei es durch Sponsoren oder eben jetzt durch OnlyFans, finanziell so abzusichern, dass ich nach meiner aktiven Karriere keine Probleme bekomme”, sagte der 28-Jährige dem SID. „Denn ich kenne viele Sportler, auch solche, die olympische Medaillen gewonnen haben, die heute vom Bürgergeld leben müssen. Das ist einfach ein großes Defizit in unserem Land.”
Problem liegt in den Prämien
Er sehe das Problem bei den Prämien, die es von den deutschen Sportverbänden gibt: „Ich bin Europameister geworden und habe dafür 2500 Euro erhalten. Für eine WM-Bronzemedaille gab es 5000 Euro. Wenn man bedenkt, wie viel man für den Sport opfert – Familie, Freunde, ständiges Umziehen in andere Städte, um dort Fuß zu fassen, dann ist das einfach ernüchternd. Man bekommt im Grunde genommen nur einen feuchten Händedruck für all das, was man investiert hat.”
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Barthel nutzt die Plattform „privat”, ist also (noch) nicht Teil der größer angelegten Strategie, Sportlerinnen und Sportler als Werbepartner zu gewinnen. Wie die Plattform auf Anfrage mitteilte, möchte sie „Athleten in kleineren Nischensportarten Chancen bieten, da es für sie oft schwieriger ist, finanzielle Unterstützung zu erhalten und ein breites Publikum zu erreichen.” Internationale Größen, die OnlyFans nutzen, sind etwa Stabhochspringerin Alysha Newman und Tennisprofi Nick Kyrgios. (sid)