„Es ist lächerlich!“ Djokovic wütet — Zverev fliegt dramatisch raus
Der serbische Grand-Slam-Rekordgewinner Novak Djokovic hat mit Nachdruck die flächendeckende Einführung des Videobeweises im Profitennis gefordert. „Es ist peinlich“, schrieb der Weltranglistenzweite und Olympiasieger in den sozialen Netzwerken über eine umstrittene Schiedsrichterentscheidung beim ATP-Turnier in Cincinnati/US-Bundesstaat Ohio, „dass wir zur Klärung von strittigen Situationen auf dem Court keine Videowiederholungen nutzen können.“
Auslöser für Djokovics Verärgerung war der Siegpunkt des Briten Jack Draper im Achtelfinale gegen den Kanadier Felix Auger-Aliassime: Bevor der Ball über das Netz in Auger-Aliassimes Feld flog, hatte die Filzkugel nach Drapers Schlag dem Anschein nach zunächst noch einmal regelwidrig den Boden berührt. Trotz der Proteste von Auger-Aliassime sprach der Stuhlschiedsrichter den Zähler und damit das gesamte Match Draper zu.
Djokovic: „Es ist lächerlich“
Für Djokovic ist der noch weit verbreitete Verzicht auf eine standardisierte Videotechnologie nicht mehr vertretbar. „Wir haben schon das Hawkeye für Linienbälle, und wir haben im 21. Jahrhundert eine fortgeschrittene Technologie. Bitte sorgt deswegen dafür, dass so ein Unsinn nie wieder passieren kann“, appellierte der 37-Jährige an die Spitzen der Profi-Organisationen ATP (Männer) und WTA (Frauen).
Djokovic hält die Situation auf dem Court im Fall von umstrittenen Spielsituation für absolut unangemessen: „Es ist lächerlich, dass wir keine Regel haben, die dem Schiedsrichter eine Änderung seiner ursprünglichen Entscheidung durch die Ansicht von Videobildern neben dem Platz erlaubt. Jeder Fernsehzuschauer kann in der Wiederholung sehen, was wirklich passiert ist, aber bei uns werden sogar die Spieler im Dunkeln über die Fakten gelassen.“
Erst zuletzt beim Olympia-Turnier in Paris hatte sich auch die US-Open-Siegerin Coco Gauff nach ihrem Achtelfinal-Aus nach einer strittigen Schiedsrichterentscheidung im vorherigen Spielverlauf für den Videobeweis im Tennis ausgesprochen. „Wir sollten Videowiederholung bekommen, weil es oft auch um wichtige Punkte geht. Hinterher entschuldigen sich die Verantwortlich für gewöhnlich, aber das frustriert noch mehr, wenn das Spiel vorbei ist und man verloren hat“, sagte die US-Weltranglistenzweite.
Zverev scheitert im Halbfinale
In Cincinnati verloren hat derweil Alexander Zverev. Der Hamburger musste sich am Sonntag in einem dramatischen und hochklassigen Halbfinale gegen den Weltranglistenersten Jannik Sinner mit 6:7 (9:11), 7:5, 6:7 (4:7) geschlagen geben. Dennoch sammelte Zverev, der das Turnier 2021 gewinnen konnte, vor den am 26. August beginnenden US Open viel Selbstvertrauen.
Im ersten Duell in diesem Jahr mit Australian-Open-Sieger Sinner machte der deutsche Star einen guten Eindruck und ließ sich auch von einer Regenunterbrechung Ende des ersten Satzes nicht aus der Ruhe bringen. Dennoch triumphierte nach über drei Stunden Spielzeit Sinner, der am Montag im Finale auf auf den US-Amerikaner Francis Tiafoe trifft.
Selbstvertrauen für letztes ATP-Turnier
Durch den Halbfinaleinzug in Cincinnati schöpfte Zverev aber trotzdem weiteren Mut für die US Open, dem letzten Grand Slam des Jahres. In New York schaffte er es 2020 zum ersten Mal in seiner Karriere ins Finale eines der vier wichtigsten Turniere der ATP-Tour. Trotz 2:0-Satzführung unterlag Zverev damals aber dem Österreicher Dominic Thiem.
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Zuletzt hatte Zverev mehrere Rückschläge verkraften müssen, auch gesundheitlich wirkte er dabei anfällig. Bei den Olympischen Spielen in Paris scheiterte er nach einer teilweise fahrigen Leistung im Viertelfinale und ließ sich anschließend durchchecken. Es folgte das Masters in Montreal, auch dort war in der Runde der besten acht Schluss. In Cincinnati fühlte sich Zverev aber augenscheinlich wohler. (sid/bv)