Ex-Chef Pevenage packt aus: Jan Ullrich hatte Dopingmittel in doppelwandiger Cola-Dose
Breda –
Doping bei Jan Ullrich und dem Team T-Mobile? Jahrelang lief man da vor eine Mauer des Schweigens. Bis jetzt. Denn ausgerechnet Jan Ullrichs früherer Chef, der Sportliche Leiter Rudy Pevenage (65), packt aus.
In seiner gerade erschienenen Biographie „Der Rudy“ beschreibt Pevenage viele Doping-Details aus seiner Telekom- bzw. T-Mobile-Zeit.
Rudy Pevenage: „Ich habe keine Angst mehr“
„Ich habe keine Angst mehr vor Reaktionen oder Kommentaren. Ich erzähle viel, viel in dieser Biographie“, wird Pevenage in der niederländischen Zeitung „AD“ zitiert.
So beschreibt Pevenage in seinem Buch, wie der ehemalige Tour-de-France-Sieger Jan Ullrich (heute 46) beim Giro d’Italia des Jahres 2001 so gerade einem Skandal entkommen war. Die italienische Polizei durchsuchte alle Hotelzimmer. Bei Marco Pantini wurde eine Insulinspritze gefunden. Pevenage gelang es bei seinem Team, die verbotenen Mittel schnell zu verbergen.
Jan Ullrich wäre beinahe aufgeflogen: Pevenage vergaß die Dose im Kühlschrank
Dabei wäre ihm fast ein Malheur unterlaufen. Pevenage in „Der Rudy“: „In meiner Panik vergaß ich die spezielle Cola-Dose, die ich in den Kühlschrank gestellt hatte. Die Dose war doppelwandig, und Sie konnten sie oben aufschrauben, um Medikamente einzufüllen und aufzubewahren. Sehr praktisch. Durch die Doppelwand blieb der Inhalt kühl und war von außen nicht von einer echten Dose Cola zu unterscheiden.“
Pevenage beschreibt in „Der Rudy“ auch, wie er das Doping des Teams beim Start zur Tour de France 2004 organisiert hatte: „Vor dem Start in Lüttich habe ich mir ein Zimmer im ruhigen Park-Hotel in Kelmis gebucht. Ich hatte um einen zusätzlichen Kühlschrank gebeten und er wurde auch in mein Zimmer gestellt. Direkt an diesem Tag bekam ich Besuch vom ehemaligen Mountainbiker Alberto León, wir nannten ihn Ali Baba. Er kam mit dem TGV über Bordeaux und Paris nach Lüttich. Das Hotel war wunderschön und weit genug vom Hexenkessel des Le Grand Départ entfernt.“
Rudy Pevenage: „Ali Baba überbrachte die Blutbeutel in leeren Milchkartons“
Pevenage weiter: „Am nächsten Abend kamen auch die Ärzte José Luis Merino und Eufemiano Fuentes zu uns. Es wurde eine Liste mit Fahrern erstellt, die Ali Baba als Überbringer besuchen musste. Er hat das mit meinem Mountainbike gemacht, und die Pakete waren in seinem Rucksack. Ali Baba war ein perfekt aussehender Tourist. Die Blutbeutel wurden sorgfältig in leere Milchkartons verpackt und mit einem Code versiegelt.“
Dann erzählt Pevenage das Ende seiner Arbeit und der Zusammenarbeit mit Fuentes. Es war ein Leichtsinnsfehler, der Pevenage den Job kostete. Aber der Reihe nach. Der Sportliche Leiter war angesichts der Doping-Fahnder vorsichtig geworden.
Polizei hörte Telefonat von Pevenage mit Fuentes ab
Der Belgier schreibt: „Ich habe hauptsächlich Telefone anderer benutzt. Ich hatte das Handy meiner Freundin mit Pay-&-Go-Karte. Das Zeitfahrens in Pisa hat Jan brillant gewonnen. Ich habe den alten Jan wiedergesehen. Ich war glücklich, musste das mit Eufemiano teilen, aber die Telefonkarte war leer. Aufladen war nicht möglich, dafür musste man sich ausweisen. Bei meiner Begeisterung konnte ich es kaum erwarten, schnell mein eigenes Handy zu schnappen und Fuentes anzurufen. Das war nicht so schlau, sie haben ihn abgehört. Sie hatten bei den Ermittlungsdiensten und der spanischen Polizei plötzlich meine Nummer. Für diese Behörden war es mehr als ausreichend, das Netz um den Arzt zu schließen und Fuentes in Anwesenheit von Manolo Saiz festzunehmen.“
Rudy Pevenage wurde von T-Mobile entlassen
Dieser Vorfall beim Giro d’Italia des Jahres 2006 war auch das Ende des Teamleiters. T-Mobile entließ Pevenage danach.
Am Donnerstag wird das Buch Der Rudy, geschrieben vom niederländischen Schriftsteller John van Ierland (55), offiziell vorgestellt. Kommen da auch Details von weiteren Sportlern zum Vorschein?
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Schließlich wusste Rudy Pevenage durch seinen Kontakt mit Dr. Fuentes, welche Fahrer Klienten des spanischen Dopingarztes waren. Er hatte angeblich Blutbeutel von Reitern, Fußballern (die in Madrid spielten?) und einem bekannten spanischen Tennisspieler gesehen. Wie Pevenage schon sagte: „Ich erzähle sehr, sehr viel in dieser Biographie.“ Es bleibt also spannend…