Boris Herrmann vor einer Werbetafel
  • Boris Herrmann zählt zum Favoritenkreis bei der spektakulären Vendée Globe.
  • Foto: imago/APress

Favorit? „Logisch!“ Boris Herrmann startet in größte Segel-Herausforderung der Welt

Boris Herrmann ist längst abgetaucht. „Ich bin definitiv in einem mentalen Tunnel“, sagt der Hochseesegler kurz vor dem Start seiner zweiten Vendée Globe. Den großen Trubel im Hafen von Les Sables d’Olonne blendet der 43-Jährige für sich völlig aus und kapselt sich von seinen Kontrahenten ab.

„Ich habe überhaupt keinen Kontakt zu den anderen“, sagt Herrmann: „Aus der Distanz winkt man mal, aber ich habe mich mit keinem Skipper unterhalten.“ Zu fokussiert ist er bei seinen letzten Vorbereitungen auf die riesengroße Herausforderung, der er sich zum zweiten Mal aussetzt. In rund 80 Tagen allein um die Welt.

Vendée Globe startet an diesem Sonntag

Am Sonntag (13.02 Uhr/NDR Livestream) fällt vor der französischen Küste der Startschuss für sechs Frauen und 34 Männer. Sie wagen sich an den „Mount Everest des Segelns“ und setzen sich auf ihrem 45.000 Kilometer langen Weg auf einer rund 18 Meter langen Jacht vielen Gefahren aus. Bei der neunten Ausgabe 2020/21 gab es Mastbrüche, die Kollision von Herrmann mit einem Fischerboot und eine Havarie von Kevin Escoffier, der schließlich wohlauf aus dem Meer gezogen wurde. Auch Todesfälle sind Teil der Geschichte der legendären Regatta.

Herrmann ist hocherfahren und zählt in dem Jubiläumsrennen zu den Mitfavoriten, was er selbst bestätigt. „Das ist auch rein objektiv gesehen sehr logisch, weil wir natürlich eines der neuen Boote haben“, sagt der Fünfte der vergangenen Ausgabe. Nach der Taufe 2022 hat er mit seinem Team viele Seemeilen gesammelt und die „Malizia-Seaexplorer“ immer weiter entwickelt: „Das setzt uns in eine sehr erfahrene Position mit dem Equipment und mit dem gesamten Setup.“

Boris Herrmann über seine Ziele bei der Vendée Globe

Auf das Ziel einer Podiumsplatzierung oder gar des Siegs will sich der Familienvater, der auf hoher See mit der Einsamkeit, wenig Schlaf und gefriergetrocknetem Essen zurechtkommen muss, aber nicht festlegen. Er wolle in einen Flow kommen „mit den Elementen und eins werden mit meinem Boot“, das trotz modernster technischer Möglichkeiten viel seglerische Intuition verlange. „Und es ist auch ein explizites Ziel von mir, mich eben nicht verrückt zu machen“, sagt Herrmann: „Wenn ich Zehnter, Zwölfter bin, wenn ich 1000 Meilen zurückliege, kann man das Rennen immer noch gewinnen. Es kann Überraschungen geben.“

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Erstes Ziel ist nun ein gelungener Start im Gewusel der Teilnehmer. Herrmann, der nicht verhehlt, angespannt zu sein, muss auf die Windstärke, Winddrehungen und die anderen 39 Boote achten. „Es ist so ein bisschen wie die Konzentration vor dem Sprint eines Olympiasportlers“, sagt er. Danach folgt ein langer, einsamer Marathon durch die Weltmeere. (sid/mp)

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