Final-Drama in Melbourne: Ein Skifahrer krönt sich zum Tennis-König von Australien
Der Italiener Jannik Sinner krönt sich zum König von Melbourne. In einem packenden Finale holt er einen großen Rückstand auf. Sinner gehört die Zukunft.
Nach seiner beeindruckenden Aufholjagd zum ersten Grand-Slam-Titel der Karriere ließ sich Jannik Sinner einfach auf den hellblauen Boden der Rod Laver Arena fallen. Der 22 Jahre alte Italiener siegte am Sonntag in Melbourne im Endspiel gegen Alexander-Zverev-Bezwinger Daniil Medvedev aus Russland mit 3:6, 3:6, 6:4, 6:4, 6:3 und feierte damit den größten Erfolg seiner Tennis-Laufbahn. Sinner, der im Halbfinale Titelverteidiger Novak Djokovic entthront hatte, verwandelte in der Rod Laver Arena nach 3:44 Stunden seinen ersten Matchball.
Sabalenka gewinnt das Damen-Turnier
Sinner krönte in seinem ersten Grand-Slam-Finale damit ein beeindruckendes Turnier. Der Südtiroler war zwei Wochen lang der dominante Spieler und war bis zum Halbfinale ohne Satzverlust geblieben. Für Medvedev war es in Melbourne dagegen die dritte Niederlage in einem Finale. Schon 2021 gegen Novak Djokovic und 2022 gegen Rafael Nadal musste sich der Weltranglisten-Dritte geschlagen geben. Gegen Nadal gab er dabei vor zwei Jahren wie jetzt gegen Sinner einen 2:0-Satzvorsprung noch aus der Hand.
Bei den Damen hatte am Samstag Aryna Sabalenka ihren Titel erfolgreich verteidigt und ihr zweites Grand-Slam-Turnier gewonnen. Die Nummer zwei der Welt besiegte die Chinesin Zheng Qinwen in einem einseitigen Finale klar mit 6:3, 6:2 und krönte damit ein beeindruckendes Turnier. Die 25-Jährige aus Belarus blieb die kompletten zwei Wochen ohne Satzverlust.
Medvedev mit früher Zweisatz-Führung
Sinner war die Nervosität im bislang wichtigsten Spiel seiner Karriere deutlich anzumerken. Der Italiener kassierte ein frühes Break und leistete sich ungewöhnlich viele leichte Fehler. Medvedev drückte zwei Tage nach seinem Marathon-Match gegen Zverev dagegen aufs Tempo. Der Russe hatte im vorherigen Turnierverlauf gut sechs Stunden länger dem Platz gestanden als Sinner, der nur im Halbfinale gegen Djokovic einen Satz abgegeben hatte. Medvedev war deshalb daran interessiert, schnelle Punkte zu machen und den Druck auf Sinner hochzuhalten.
Das gelang ihm zwei Sätze lang auf eindrucksvolle Art und Weise. Den ersten Durchgang holte er sich nach gerade einmal 36 Minuten. Auch im zweiten Satz nahm er Sinner zweimal den Aufschlag ab und zog schnell auf 5:1 davon. Gegen Djokovic hatte Sinner im gesamten Spiel keinen einzigen Breakball zugelassen. Nun hatte er in zwei Sätzen bereits drei Breaks kassiert und schaute verzweifelt zu einem Trainer Darren Cahill auf die Tribüne.
Sinner musste seine Form wiederfinden
Der erfahrene Coach versuchte, Sinner zu beruhigen und ihm Mut zuzusprechen. Und in der Tat fing der Davis-Cup-Champion des vergangenen Jahres nur endlich an, seine Form zu finden. Sinner verkürzte auf 3:5, wehrte einen Satzball von Medvedev ab und hatte selbst einen Breakball. Doch Medvedev überstand die kritische Phase und holte sich auch den zweiten Satz. Sinner war nun aber endlich im Finale angekommen. Der 22-Jährige leistete sich weniger Fehler und agierte deutlich druckvoller. Zugleich waren Medvedev die Strapazen der vergangenen Spiele anzumerken. Sinner bestimmte fortan die Ballwechsel und holte sich unter dem Jubel der Zuschauer den dritten Satz.
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Der Italiener blieb am Drücker und erspielte sich zu Beginn des vierten Durchgangs einige Breakchancen. Doch Medvedev hielt dagegen und fand immer noch einen Weg, sein Service zu halten. Bis zum 4:5 – dann schaffte Sinner das Break und erzwang einen Entscheidungssatz. Dort war Medvedev dann komplett am Ende seiner Kräfte. Sinner schaffte das Break zum 4:2 und holte sich wenig später den Titel.
Sinners Aufstieg zum Tennis-König ist beeindruckend. In seiner Kindheit fiel der Junge, der im deutschsprachigen Sexten in Südtirol aufwuchs vor allem als Skifahrer auf. 2008 wurde er italienischer Meister im Riesenslalom, 2012 noch einmal Zweiter, erst danach reifte der Entschluss, es als Tennis-Profi zu versuchen. Eine weise Entscheidung. Für seinen Sieg kassierte Sinner rund 1,9 Millionen Euro Preisgeld. (jh/dpa)