Auch zwei Deutsche träumen vom Titel am Rothenbaum
In der 129-jährigen Geschichte des Rothenbaum-Turniers gab es noch nie einen Serben, der im Finale stand: Filip Krajinovic (ATP 44) kann am Sonntag seinen Traum wahr werden lassen und zudem seinen allerersten Titel auf der Tour gewinnen. Der Bezwinger des topgesetzen Stefanos Tsitsipas fühlt sich sauwohl in der Hansestadt, jetzt will er die Trophäe und 500 Weltranglistenpunkte.
6:4, 6:2 – gegen seinen Landsmann Laslo Djere hatte Krajinovic im Halbfinale erstaunlich leichtes Spiel. Nur knapp eineinhalb Stunden dauerte das Match, das selten hochklassig war. Vor dem Spiel hatten die beiden Freunde noch in der Umkleidekabine gemeinsam gescherzt und versucht, ihre Nervosität in den Griff zu kriegen. Krajinovic blieb der deutlich Coolere. „Dass ich bei einem Turnier wie hier in Hamburg im Finale stehe, ist einfach überragend. Der Rothenbaum hat so eine lange Tradition, war früher ein Masters-Event und hat viele berühmte Sieger hervorgebracht. Es ist ein absolutes Karriere-Highlight für mich“ sagte er nach dem Match zur MOPO.
Historischer Sieg in Hamburg: Filip Krajinovic erster Serbe im Rothenbaum-Finale
Die Szene mit dem größten Symbolcharakter ereignete sich beim Spielstand von 6:4, 4:1 für Krajinovic: Djere versuchte vergeblich einen Stoppball zu erlaufen und ließ sich anschließend mit dem Rücken auf den Boden plumpsen, streckte alle Gliedmaßen von sich und schloss die Augen. Ein Zeichen der Erschöpfung und Verzweiflung, das einem Gebet sowie Erlösungsgesuch gen Himmel gleichkam. Tennis-Nostalgiker fühlten sich ein wenig an die berühmte Szene aus dem Rothenbaum-Halbfinale von 1992 erinnert, als Michael Stich beim 6:1, 6:1 gegen Boris Becker keine Gnade walten ließ, dieser ein Stoßgebet gen Stich schickte und vor ihm auf die Knie sank. Der am Freitag im Alter von 77 Jahren verstorbene Hamburger Sportfotograf Jochen Körner hatte diesen historischen Tennismoment mit seinem berühmtesten Bild festgehalten.
Krajinovics Gegner im Finale am Sonntag (13.30 Uhr) ist kein Unbekannter: Pablo Carreño Busta (7:6, 6:3 gegen den Argentinier Federico Delbonis), in Hamburg an Platz zwei gesetzt, ist seit vielen Jahren Stammgast am Rothenbaum. 2020 war er unfreiwillig in einen der größten Tennis-Skandale des Jahres verwickelt. In seiner Partie gegen Novak Djokovic (Serbien) bei den US Open schmetterte der Weltranglistenerste vor Wut einen Ball gegen die Bande und traf dabei eine Linienrichterin am Hals, die zu Boden sank und minutenlang behandelt werden musste. Djokovic wurde daraufhin disqualifiziert, der Spanier zog ins Viertelfinale ein. Zum Kopfschütteln: Später gab es sogar Morddrohungen gegen die Linienrichterin.
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In der Doppel-Konkurrenz kommt es derweil am Sonntag (11 Uhr, Center Court) zum deutsch-deutschen Finale: Der zweifache French-Open-Gewinner Kevin Krawietz spielt mit seinem Partner Horia Tecau (Rumänien) gegen das Duo Tim Pütz (Frankfurt) und Michael Venus (Neuseeland), der bereits 2021 den Rothenbaum-Titel holte. Eine kuriose Partie! Erst Gegner, ab kommender Woche Partner: Bei den Olympischen Spielen in Tokio treten Krawietz und Pütz gemeinsam für Deutschland im Doppel-Wettbewerb an.