„Ganz schön sauer“: Lüneburgs Volleyballer enttäuscht über Europapokal-Pleite
Das 0:3 im Europapokal-Finalhinspiel gegen ein polnisches Star-Ensemble zeigt dem Low-Budget-Club SVG Lüneburg die Grenzen auf. Für den kleinen Volleyball-Klub ist es dennoch der größtmögliche Erfolg.
Erik Röhrs war richtig bedient. „Ich bin ganz schön sauer“, sagte der auffälligste Angreifer der Volleyballer der SVG Lüneburg nach der 0:3 (16:25, 17:25, 21:25)-Klatsche im Final-Hinspiel des CEV-Europapokals gegen Asseco Resovia Rzeszow am Dienstag. „Wir haben nichts gut gemacht und das tut mir weh“, schob der ehrgeizige Zwei-Meter-Mann hinterher und kündigte für das Rückspiel am kommenden Dienstag in der südostpolnischen Stadt an, eine Schippe draufzulegen.
Rzeszow zeigt Lüneburg Grenzen auf – Trainer Hübner bleibt locker
Gegen die angriffs- und blockstarke Auswahl mit vier polnischen Ex-Weltmeistern und zwei französischen Olympiasiegern wird die Underdog-Truppe aus Niedersachsen wohl keine Chance haben. „Das geht eigentlich gar nicht, dass wir im Finale sind“, meinte SVG-Trainer Stefan Hübner lächelnd. Die Entwicklung der vergangenen zehn Jahre seit dem Aufstieg in die Bundesliga betrachtet der 245-malige Nationalspieler mit viel Freude.
„Wir haben geträumt, als wir vor zehn Jahren in einer Hamburger Kneipe den Vertrag unterschrieben haben.“ Geschäftsführer Andreas Bahlburg gewann Hübner für das Projekt und setzte darauf, dass der ehemalige Kapitän der nationalen Auswahl viele Talente anziehen wird.
So kam auch Röhrs im vergangenen Sommer vom Bundesliga-Konkurrenten Düren in die Hansestadt. Und entwickelte sich enorm weiter, sodass er im Sommer zum olympischen Nationalkader für Paris gehören könnte. „Das wäre das I-Tüpfelchen auf meiner Karriere“, sagte der 22-Jährige. „Ich bin noch nicht gesetzt, aber ich gebe alles.“
Lüneburg-Spieler wecken Interesse – Röhrs-Verbleib unwahrscheinlich
Die Kehrseite der erfolgreichen Saison der „Lüne-Hünen“ ist die Aufmerksamkeit, die die Top-Akteure nun von zahlungskräftigeren Clubs bekommen. „Es wird unmöglich sein, Erik zu halten“, stellte Sportchef Bernd Schlesinger klar. Es sei jedes Jahr das Gleiche: Man kaufe Spieler für kleines Geld und nach der Saison verließen fünf, sechs, sieben wieder den kleinen Verein an der Ilmenau. Das Ziel sei es, jedes Jahr ein, zwei Profis mehr im Kader zu halten.
„Letztes Jahr haben wir die Schallmauer im Budget von einer Million Euro durchbrochen, aber Teams wie Rzeszow schlagen uns da um den Faktor fünf, sechs“, sagte Schlesinger. Zusammen mit Hübner analysieren sie nüchtern, wer zu halten sein wird. Röhrs gehört nicht dazu. „Erik spielt auf konstant hohem Niveau, das hat er sich erarbeitet“, bekräftigte der Chefcoach.
Hübner hat Verständnis für Röhrs
Er kann verstehen, dass Röhrs auch in eine andere Gehaltsklasse aufsteigen will. Während für seinen umworbenen Star der nächste Schritt komme, hat der 48-Jährige noch vier Jahre Vertrag. Er war das Nomadenleben seiner Profikarriere überdrüssig und wurde mit seiner Familie in Lüneburg sesshaft.
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Dass sich die SVG zum ersten Mal in ihrer Vereinsgeschichte für die Champions League qualifizierte, ist zum großen Teil sein Verdienst. Nach einem dritten Platz in der Gruppenphase durften sie im CEV-Cup weiterspielen und wollen sich nun noch gut im Finalrückspiel verkaufen. Zuvor geht die Terminhatz für den Tabellenvierten der Vorrunde mit dem Play-off-Viertelfinale am Samstag bei den Volleys Herrsching weiter, von München geht die Reise per Flieger und Bus Richtung Polen zum Rückspiel. (dpa)