„Haben Besseres verdient“: Riesen-Zoff um Para-WM
Die Temperaturen seit Wochen weit im Plusbereich, das ohnehin nur schmale weiße Band von Tag zu Tag dünner – und doch kam die Absage erst in letzter Minute: Nicht einmal 24 Stunden vor dem ersten Rennen wurden sämtliche Speed-Events bei der Para-Weltmeisterschaft im slowenischen Maribor gestrichen. Überraschend kommt dies in einem Skigebiet auf nicht einmal 1000 Höhenmetern keineswegs, doch alle Warnungen und Beschwerden wurden vom Weltverband FIS Para Snow Sports konsequent ignoriert.
Sportler und Trainer schäumen ein Jahr vor den Paralympischen Winterspielen vor Wut. „Wir sind einfach entsetzt, traurig und sprachlos, wie das alles läuft“, sagte Anna-Lena Forster: „Es kann nicht sein, dass man uns immer noch so stiefmütterlich behandelt. Ich denke, wir haben echt Besseres verdient.“ Es sei „eine doofe Situation für uns alle“, führte die viermalige Paralympicssiegerin aus: „Da muss in Zukunft was passieren. Das können wir uns nicht mehr gefallen lassen.“
Speed-Wettbewerbe bereits gestrichen
Der Absage der Abfahrt folgten am Dienstag die Streichung des Super-G und der Super-Kombination, bleiben von Samstag bis Dienstag nur noch die Riesenslalom- und Slalom-Wettbewerbe übrig. „Wir haben vor drei Wochen nach einem Blick in die Webcam gefragt: Wo wollt ihr Speed fahren? Und es hieß immer: Das ist kein Problem“, berichtete Bundestrainer Justus Wolf mit Verweis auf den Weltverband: „Mich wundert es einfach, dass hier überhaupt angereist wurde.“
Und kurz nach Ankunft der teils aus Tausenden Kilometern Entfernung kommenden Teams fiel dann tatsächlich auch der FIS auf: Für die Speed-Disziplinen ist der mit Schnee bedeckte Teil des Hangs im Bacherngebirge einfach zu schmal. „Man konnte damit rechnen, weil Maribor super tief liegt“, monierte Forster: Es sei nicht zu verstehen, „dass man da nicht vorausschauender arbeitet und FIS Para Snow Sports mit FIS Para Alpin zusammenarbeitet“. Sie erkenne einen „Rückschritt“.
Deutscher Para-Star nimmt Verbände in die Pflicht
Lange war überhaupt kein Ausrichter für die vorparalympische Weltmeisterschaft gefunden worden. Erst im Oktober 2024 bekam Maribor den Zuschlag, der Austragungsort für 2027 hatte da mit den französischen Alpen längst festgestanden. Der Weltverband müsse das Event für Veranstalter attraktiver gestalten, forderte Forster. Derzeit sei es „nicht sonderlich lukrativ, weil es bei uns keine Tickets zu kaufen gibt“. Dadurch entstehe für Ausrichter „ein Minusgeschäft“.
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Er sehe „die FIS in der Pflicht und hoffe einfach, dass für die Zukunft daraus gelernt wird, dass da mehr sportartspezifisches Know-How reinkommt“, ergänzte Wolf. In Slowenien müsse sein Team in den technischen Disziplinen das Beste aus der Situation machen. „Natürlich möchte ich jedes Mal um die Goldmedaille mitfahren. Das ist das Ziel“, so Forster. Wegen der nun deutlich flacheren Strecke inmitten der grünen Wälder wird dies allerdings alles andere als einfach. (sid)
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