Investor bei Bond-Marke: Flüchtet Mercedes-Boss Wolff zu Aston Martin?
Silverstone –
Zwei Selfmade-Millionäre spannen zusammen und wollen mit der James-Bond-Marke Aston Martin die Formel 1 aufmischen: Mode-Tycoon Lawrence Stroll (60) gewann Mercedes-Sportchef Toto Wolff (48) als Millionen-Investor bei dem von ihm übernommenen britischen Sportwagen-Bauer.
Mercedes-Vertrag von Toto Wolff läuft aus
Pikant: Strolls Formel-1-Team Racing Point tritt 2021 als Aston-Martin-Team in der Formel 1 an und wird damit zum Konkurrenten für das Mercedes-Werksteam. Und da läuft der Vertrag des Österreichers am Saisonende aus. Schon kochen die Gerüchte wieder hoch, Wolff könnte zu Aston Martin flüchten und 2021 gegen die Silberpfeile kämpfen.
Verhältnis zu Daimler-Boss Ola Källenius belastet
Im Hintergrund läuft ein Machtkampf: Wolffs Verhältnis zum neuen Mercedes-Oberboss Ola Källenius (50) gilt als schlechter als zu dessen Vorgänger Dr. Dieter Zetsche (66).
Während der rennsportbegeisterte „Dr. Z“ in der Formel 1 dem 30-Prozent-Teilhaber Wolff weitgehend freie Hand ließ und mit sechs Weltmeister-Titeln in Folge belohnt wurde, fuhr der schwedische Kaufmann Källenius dem Ex-Rennfahrer Wolff zweimal in die Parade.
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Toto Wolff zweimal zurückgepfiffen
Erst pfiff der Daimler-CEO Wolff in der Rebellion gegen die Motor-Mauscheleien zwischen Ferrari und dem Weltverband FIA zurück, nachdem er mit Fiat-Oberboss John Elkann (44) ein Friedensabkommen geschlossen hatte.
Und dann verdonnerte er Mercedes zum Startverzicht beim WM-Auftakt in Melbourne, obwohl Wolff trotz Corona-Fall bei McLaren den Australien-GP durchziehen wollte.
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Spekulationen über Mercedes-Rückzug
Durch die Unstimmigkeiten und die auslaufenden Verträge (auch Mercedes hat den neuen Formel-1-Rahmenvertrag ab 2021 noch nicht unterzeichnet) war sogar über einen Ausstieg des Werksteams spekuliert worden.
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Das hätte von Wolff und Stroll in Eigenregie und mit Mercedes-Kundenmotoren als Aston Martin weiterbetrieben werden sollen. Doch Källenius bekannte sich intern zum Formel-1-Engagement mit Kostendeckel, und nun greifen die Buddys mit dem früheren Jordan-Team Racing Point nach den Sternen.
Offiziell wiegeln Wolff und Mercedes natürlich ab. „Ich bin und bleibe Mercedes-Motorsportchef und Formel-1-Chef, und daran wird sich kurzfristig nichts ändern“, sagt Wolff, der seinen Aston-Martin-Einstieg als „privates Finanz-Investment“ klein redet. Zu den Vertragsverhandlungen mit Källenius sagt er: „Wir sind weiterhin in guten Gesprächen, was wir gemeinsam weiter machen wollen.“
Mercedes redet Wolff-Investment klein
Ähnlich reagiert Mercedes. Dort spricht man nur von „einem 0,95-prozentigen Anteil am Unternehmen“ und beharrt, Wolffs Rolle als Partner und Geschäftsführer bei Mercedes sei „durch die Transaktion unbeeinflusst“.
Seltsam, denn vor seinem Einstieg bei Mercedes war Wolff Anteilseigner bei Konkurrent Williams und musste sein Aktienpaket stückweise verkaufen. Am Werksteam hält der mit seinem Venture-Capital-Unternehmen Marchfifteen reich gewordene Österreicher 30 Prozent.
Mode-Tycoon Lawrence Stroll investierte 600 Millionen
Im kanadischen Mode-Milliardär Stroll (u.a. Tommy Hilfiger, Michael Kors) fand Wolff einen Gleichgesinnten, um in der ab 2021 nicht mehr von den Konzernen dominierten Formel 1 am großen Rad zu drehen. Der Vater von Racing-Point-Jungstar Lance Stroll (21) pumpte mehr als 600 Millionen Euro in Aston Martin und will mit dem Formel-1-Einsatz das Image der chronisch klammen Bond-Marke aufpolieren.
Mercedes leidet unter Diesel-Skandal und Corona-Krise
Zeitlich erwischt der Wolff-Vorstoß Mercedes auf dem falschen Fuß. Der Autobauer leidet nach dem Diesel-Skandal nun unter der Corona-Krise und hat andere Probleme als die Formel 1.
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Das weiß auch Wolff, der im Werk in Brackley auch Kurzarbeit verordnen musste: „Wir alle haben jetzt größere Probleme zu lösen – menschliche Probleme in unseren Firmen.“ Aber er persönlich könnte als großer Gewinner aus der Krise hervorgehen.