Keine Heilungschance: Volleyball-Coach will mit Krebs im Endstadium Meister werden
Tore Aleksandersen hat Krebs im Endstadium. Mit den Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart feiert er dennoch Erfolge. Auch bei den Playoffs will er wieder an der Seitenlinie stehen.
Tore Aleksandersen hadert nicht. Er will auch kein Mitleid. Mit ruhiger Stimme erzählt er in einer leeren, abgedunkelten Halle von seiner Schockdiagnose – Krebs im Endstadium. Diese Krankheit, sagt der Volleyball-Coach, „ist wie eine Schlange. Du weißt nie, wie es läuft“.
Tore Aleksandersen steht mit Allianz MTV Stuttgart im Playoff-Halbfinale
Zuletzt bremste diese Schlange den Erfolgstrainer von Allianz MTV Stuttgart aus, hinderte ihn daran, seine Spielerinnen von der Seitenlinie aus zu unterstützen. Doch wenn es nach dem Norweger geht, soll sich das ab Samstag in den Playoffs ändern. Sein Ziel: Zum ersten Viertelfinal-Duell der Best-of-three-Serie gegen die Roten Raben Vilsbiburg (19 Uhr/Sport1 Extra) will er wieder da sein.
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Trotz seiner Krankheit sei er „der Gleiche“, betont der 55-Jährige im SWR-Interview. Man müsse „die Dinge annehmen, so wie sie sind, und dann versuchen, das Beste zu tun“. Mit seiner Diagnose sei die “durchschnittliche Lebenszeit“ fünf Jahre, „jetzt sind drei vorbei“.
Aleksandersen bekam die Krebs-Diagnose in der Türkei
Als Aleksandersen die erschütternde Nachricht erhielt, arbeitete er als Trainer in der Türkei. Der „große Schock“ sei gekommen, als ihm „der Ernst der Lage bewusst“ wurde, erinnert er sich im Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung“: „Prostatakrebs, mit Metastasen in der Wirbelsäule und in der Lymphe.“
Für die Chemotherapie ging es für den Vater von drei Kindern in seine Heimat nach Norwegen zurück. Dass er danach noch einmal Erfolge mit einer Mannschaft feiern würde, schien zum damaligen Zeitpunkt unmöglich. „Ganz ehrlich. Ich dachte, dass meine Karriere als internationaler Trainer vorbei ist“, erzählt Aleksandersen dem SWR.
Allianz MTV Stuttgart wusste von Aleksandersens Krebs-Erkrankung
Doch Stuttgart war, wie es der Zufall wollte, mitten in der Saison auf der Suche nach einem neuen Trainer. Die Sportliche Leiterin Kim Oszvald-Renkema wusste beim Amtsantritt von Aleksandersen im Dezember 2020 von dessen Krankheit: „Es war ein Risiko“, sagt sie – doch: „Es hat uns keinen Moment leid getan.“
Der frühere Coach der finnischen und norwegischen Frauen-Nationalmannschaft führte die Stuttgarterinnen im vergangenen Jahr zum Double. Nach dem Aus im diesjährigen Pokal-Halbfinale gegen Aleksandersens Ex-Team und den späteren Sieger SSC Palmberg Schwerin, richtet der Titelverteidiger nun den Blick auf die deutsche Meisterschaft und geht als Tabellenführer ins Rennen am Wochenende.
Aleksandersen: „Es ist nicht möglich, gesund zu werden“
Dann vielleicht wieder mit der Unterstützung von Aleksandersen, der derweil keine Hoffnung auf Heilung hat. Es sei „nicht möglich, gesund zu werden, aber man kann versuchen, die Krankheit so lange wie möglich in den Griff zu kriegen“, erklärt er.
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Der Stuttgarter Schlachtruf, den die finnische Libera Roosa Koskelo eingeführt hatte, lautet schließlich „Sisu“, wie er der „SZ“ erklärt, „was so viel heißt wie Kraft oder Stärke. Oder Durchhaltevermögen, wenn man eigentlich keine Chance mehr hat“. (sid/cs)