Nach Anklage im Missbrauchsskandal: Turntrainer Geddert nimmt sich das Leben
Der frühere Erfolgstrainer John Geddert, gegen den im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal im US-Kunstturnen ermittelt wurde, hat sich kurz nach Erhebung der Anklage das Leben genommen. Dies bestätigte Michigans Generalstaatsanwältin Dana Nessel am Donnerstag.
„Mein Büro wurde darüber informiert, dass die Leiche von John Geddert am späten Nachmittag (Ortszeit, d.Red.) gefunden wurde“, sagte Nessel: „Dies ist ein tragisches Ende einer tragischen Geschichte für alle Beteiligten.“
Früher am Donnerstag war verkündet worden, dass Geddert unter anderem wegen Menschenhandels und krimineller sexueller Handlungen angeklagt wurde. Die Anklageschrift gegen Geddert, der die US-Frauen bei Olympia 2012 zu Gold geführt hatte, umfasste 24 Punkte.
Geddert hatte Kontakte zu einem verurteilten Sexualverbrecher
Geddert wurde eine große Nähe zum ehemaligen Teamarzt Larry Nassar vorgeworfen, einem überführten Sexualverbrecher, der wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger und des Besitzes kinderpornografischen Materials eine bis zu 165-jährige Haftstrafe erhalten hat. Nassar arbeitete in einem Trainingskomplex, der in Gedderts Besitz war.
Nessel schrieb bei Twitter: „Bei diesen Vorwürfen geht es um verschiedene Arten von verbalem, physischem und sexuellem Missbrauch, begangen von dem Beklagten gegen verschiedene junge Frauen.“ Sie dankte den „Überlebenden, die mit uns bei den Ermittlungen kooperiert und mutig ihre Geschichte erzählt haben.“
Geddert soll unter anderem Nassars Machenschaften gedeckt und seine Athleten gezwungen haben, sich von dem Arzt behandeln zu lassen. Als im Jahr 2018 die Ermittlungen gegen den Trainer aufgenommen wurden, behauptete er jedoch, „keinerlei Wissen“ von Nassars Taten zu haben.
Sportlerinnen beschuldigten Geddert schwer
„Gedderts Missbrauch war – wie so vieles – nie ein Geheimnis. Nie“, twitterte Rachael Denhollander, eine ehemalige Turnerin, die 2016 die erste Frau war, die Nassar öffentlich des sexuellen Übergriffs beschuldigt hatte: „In meinen Memoiren habe ich darüber geschrieben, dass ich sogar als Turnerin auf Vereinsebene im Jahr 2000 davon wusste. Denn wir müssen uns mit der Realität auseinandersetzen, dass es bekannt war, und niemand hat ihn aufgehalten. Stattdessen wurde er befördert und bekam immer mehr Macht.“
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Weder der ehemalige Trainer noch sein Anwalt hatten sich zu den am Donnertag vorgebrachten Anklagepunkten geäußert. Zudem wurde Geddert zweier sexueller Übergriffe beschuldigt. In beiden Fällen geht es um namentlich nicht genannte Athletinnen im Alter von 13 und 16 Jahren.
Auch habe Geddert die jungen Sportler unter harten, teils unwürdigen Bedingungen arbeiten lassen. Dabei hätten die Athletinnen zum Teil Verletzungen davon getragen, Geddert hätte Zwang und Androhung von Gewalt genutzt, um sie gefügig zu machen.