Handball-Bundestrainer Alfred Gislason trauert um seinen Vater

Bundestrainer Alfred Gislason sprach bislang nicht öffentlich darüber, dass sein Vater während der WM gestorben ist. Foto: IMAGO / Kessler-Sportfotografie

Bundestrainer Gislason musste bei der WM den Tod seines Vaters verkraften

Bundestrainer Alfred Gislason spürt nach dem dramatischen Viertelfinal-Aus der deutschen Handballer bei der WM nach wie vor viel Energie für seinen Job. „Warum nicht“, entgegnete der Isländer am Donnerstagmorgen in Oslo auf die Frage, ob er noch genug Kraft habe, um seinen bis 2027 laufenden Vertrag zu erfüllen. „Ich mache diesen Job, weil ich Handball liebe, weil ich stolz bin, für Deutschland und mit dieser Mannschaft zu arbeiten. Ich werde endlos weitermachen mit Handball.

Auch wenn der Traum von der ersten WM-Medaille seit 18 Jahren unerfüllt blieb, zollte der 65-Jährige seinen Spielern mit einer kurzen Nacht Abstand großen Respekt. „Ich habe mich bei unserer gestrigen Sitzung bei der Mannschaft für diesen schweren Monat bedankt. Ich fand, dass sie mit den Problemen, die wir hatten, überragend umgegangen ist. Sie ist als Mannschaft gewachsen.“

Gislasons Vater starb kurz vor dem Spiel gegen Dänemark

Was Gislason nicht erwähnte, war, dass er während der WM einen schweren persönlichen Schicksalsschlag verkraften musste. Wie die „Kieler Nachrichten“ am Donnerstag berichteten, verstarb sein Vater Gisli Bragi Hjartarson nur wenige Stunden vor der Hauptrundenpartie gegen Dänemark (30:40) am 21. Januar im Alter von 85 Jahren. 



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Nach der Rückkehr aus Oslo werde Gislason für die Trauerfeier zu seiner Mutter Adalheidur Alfredsdottir und den fünf Geschwistern in seine isländische Heimat reisen, hieß es weiter.

DHB-Vorstand kündigt Analyse nach dem WM-Aus an

Die Spitze des Deutschen Handballbundes (DHB) bewertete das Aus als „schmerzhaft“, ein abschließendes Fazit zog DHB-Sportvorstand Ingo Meckes aber noch nicht. „Am Ende steht ein Viertelfinal-Aus nach einem Riesenfight, mit dem wir alle nicht glücklich sind. Jetzt haben wir Zeit, das zu analysieren, um die Entwicklung der Mannschaft voranzutreiben“, sagte der Sportchef vor der Abreise aus Oslo.

Die DHB-Auswahl war am Mittwochabend in einem Verlängerungs-Krimi gegen Überraschungsmannschaft Portugal (30:31) ausgeschieden. Gislason sieht WM-Platz sechs „nicht als irgendeinen Rückschritt. Die Mannschaft hat unheimlich viele Spiele in den Knochen, die Spieler hatten relativ wenig Erholungszeit, bevor sie ankamen. Es war ein großer Lerneffekt für die Mannschaft, ich kann ihr keinen Vorwurf machen.“ Bei der WM 2023 hatte Deutschland in der Endabrechnung Rang fünf belegt.

„Die Achse kann die Mannschaft noch jahrelang tragen“

Ein halbes Jahr nach dem Gewinn von Olympia-Silber glaubt der Verband an eine erfolgreiche Zukunft, die nächste Weltmeisterschaft findet 2027 in Deutschland statt. Im kommenden Jahr steht die Europameisterschaft in Dänemark, Schweden und Norwegen an. „Die Achse kann die Mannschaft noch jahrelang tragen“, sagte Meckes mit Blick auf Führungsspieler wie Kapitän Johannes Golla (27 Jahre), Spielmacher Juri Knorr oder Julian Köster (beide 24). In dem erfolgreich erfolgten Umbruch bestehe eine „große Chance für die Zukunft“.

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Letztlich sei auch eine größere Breite in der Spitze des Welthandballs ausschlaggebend gewesen, dass Kleinigkeiten über das Weiterkommen entscheiden. „Die Konkurrenz schläft nicht“, stellte Meckes fest. „Wir müssen unseren Platz verteidigen und gleichzeitig nach oben angreifen.“ Für kleinere Handball-Nationen sei es „einfacher“, zunächst konkurrenzfähig zu werden, als für Deutschland nachhaltig in die absolute Weltspitze vorzudringen. „Das wissen wir. Da müssen wir hart dran arbeiten. Grundsätzlich ist es so, dass das Niveau immer weiter zusammenwächst, was natürlich für unsere Sportart nicht schlecht ist“, sagte Meckes. (sid/mb)

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