FIS-Boss Johan Eliasch küsst bei einer Siegerehrung mit Skiläuferin Lara Gut-Behrami auf die Wange.
  • FIS-Boss Johan Eliasch bei einer Siegerehrung mit Skiläuferin Lara Gut-Behrami
  • Foto: imago/GEPA pictures

„Nicht ernstzunehmen“: Ski-Boss witzelt über Athleten-Briefe – Zoff eskaliert weiter

Im immer weiter eskalierenden Streit um einen möglichen Investoreneinstieg hat Ski-Weltverbandschef Johan Eliasch den Athleten vorgeworfen, sich für politische Zwecke instrumentalisieren zu lassen. Nachdem die Sportler zuletzt zwei Protestschreiben veröffentlicht hatten, sagte Eliasch: „Ich glaube nicht, dass diese Briefe von Athleten geschrieben wurden, sondern von jemand anderem, dessen Interessen nicht ihren Interessen oder jenen der FIS entsprechen.“ Der Top-Funktionär meinte: „Diese Briefe sind einfach nicht ernstzunehmen.“

Eliasch berichtete, selbst mit Sportlerinnen und Sportlern gesprochen zu haben. „Einige wussten gar nicht, dass ihre Namen unter die Briefe gesetzt wurden“, sagte er. Andere hätten nicht verstanden, was sie unterschrieben, behauptete der FIS-Boss, ohne Namen zu nennen. „Wieder andere sagten: Ich tat es, weil ich dazu gedrängt wurde, aber ich weiß gar nicht, worum es geht.“

Eliasch: Brief kommt in Wahrheit nicht von Sportlern

Hintergrund des Zwists ist ein Angebot des Finanzunternehmens CVC, für 400 Millionen Euro bei der FIS einzusteigen. Die Athleten warfen der FIS in zwei Briefen vor, die Offerte ohne Rücksprache abgelehnt zu haben. Auf die Frage, wer die Briefe verfasste, wenn nicht die Sportler, antwortete Eliasch: „Darüber werde ich nicht spekulieren, aber ich denke, dass jeder Insider genau weiß, wer sie geschrieben hat – und das war sicher nicht die Athletenkommission.“

Der FIS-Präsident hatte in dieser Woche bereits nach dem ersten Brief in einem ORF-Interview behauptet, dass laut seinen Informationen die Namen einiger Sportler unwissentlich unter das Schreiben gesetzt wurden. Laut der „Süddeutschen Zeitung“, die zusammen mit dem Schweizer „Blick“ zuerst über die CVC-Offerte berichtet hatte, haben 71 Athletinnen und Athleten den zweiten Brief unterschrieben – das sind fast doppelt so viele wie beim ersten.

Shiffrin, Odermatt und fünf Deutsche bei Unterzeichnern

Zu den Unterzeichnern gehören Top-Stars wie die amerikanische Weltcup-Rekordsiegerin Mikaela Shiffrin und der dreimalige Gesamtweltcupsieger Marco Odermatt aus der Schweiz. Auch die Deutschen Linus Straßer, Lena Dürr, Emma Aicher, Kira Weidle und Jessica Hilzinger sind dabei. Angesichts des Aufruhrs, die die Causa erzeugt, ist es schwer vorstellbar, dass Athleten – zumindest des zweiten Briefs – nicht wissen, was genau sie da unterzeichnet haben.


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Die Sportler schreiben, dass sie generell frustriert sind und werfen der FIS vor, bei Schlüsselentscheidungen nicht angehört zu werden. Kritiker attestieren Eliasch schon seit seiner Wahl im Juni 2021 einen autoritären Führungsstil.

Eliasch-Vorwurf: Sportler erst jetzt aufgewacht

Die Sportler seien sehr wohl in die Prozesse eingebunden, entgegnete Eliasch und sagte: „Das Problem ist, dass sie sich bis letzte Woche nicht für die Arbeit interessiert haben, die wir leisten, und es brauchte erst jemanden, der ihnen die Illusion vermittelt, dass sie 400 Millionen erhalten würden, um aufzuwachen und Interesse zu zeigen.“

Die konkrete Forderung der Athleten, ein Geschäft mit dem Rechtevermarkter Infront auf Eis zu legen und dafür mit CVC zu verhandeln, lehnt Eliasch ab. Der schwedisch-britische Geschäftsmann sagte, dass die Zusammenarbeit mit Infront zur Zentralvermarktung der internationalen Medienrechte nichts mit einem möglichen Investor oder einer Kapitalbeschaffung zu tun habe. Außerdem stellte der 62-Jährige klar: „Wir haben genug Cash bei der FIS.“

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Der Infront-Deal könnte laut „SZ“ bald wirksam werden, wenn neun von zehn Verbänden, die Weltcups ausrichten, an Bord sind. Ein Verband lehne das bislang noch vehement ab, sagt Eliasch, „und deshalb wird dieser nicht so ertragreich sein, wie er könnte.“ Auf Nachfrage, ob er den Österreichischen Skiverband meine, sagte er: „Ja, ich spreche da über die Österreicher.“ (dpa)

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