Sand schlägt Sankt Pauli, Silber glänzt: Das sind Hamburgs „Sportler des Jahres“
Hamburg feiert sich gerne als Sportstadt – und dazu gehört auch, seine Besten zu feiern. Das zurückliegende Jahr war ein aufregendes, wichtiges und auch erfolgreiches für den Hamburger Sport. 2024 stand im Zeichen der berauschenden Olympischen Sommerspiele in Paris, der Fußball-Heim-EM mit dem Spielort Volkspark und natürlich der ersehnten und längst überfälligen Rückkehr der Hansestadt in den erstklassigen Fußball, dem FC St. Pauli sei Dank. Am Dienstagabend wurden in feierlichem Rahmen Hamburgs „Sportler des Jahres 2024“ gekürt.
Es war nicht König Fußball, der auf der Sportgala in der Handelskammer vor rund 500 geladenen Gästen triumphierte. Bei der Wahl zur Hamburger „Mannschaft des Jahres“ mussten die Kiezkicker, die als Zweitligameister in die Bundesliga aufgestiegen waren, einem Duo den Vortritt lassen, das ebenfalls glänzend abgeliefert hatte – auf absolutem Weltklasseniveau.
Beach-Helden Ehlers/Wickler bei Sportgala ausgezeichnet
Ausgezeichnet wurden die Beachvolleyballer Nils Ehlers (31) und Clemens Wickler (29), die bei den Sommerspielen in Paris furios aufspielten und deren Höhenflug erst im Finale am Fuße des Eiffelturms gestoppt wurde. Die Silbermedaille ist der bislang größte Erfolg der dreimaligen Deutschen Meister, die obendrein bei der EM 2024 Silber gewannen.
„Ich bin sehr dankbar“, sagte 2,10-Meter-Riese Ehlers, „auch Clemens“. Wickler wiederum, der mit seinem Partner bereits in die neue Saison gestartet ist, gab die Sommerspiele 2028 als nächstes ganz großes Ziel aus. „Wir wollen in Los Angeles nochmal Gas geben!“

Die Wahl zur „Sportlerin des Jahres“ fiel auf Esther Henseleit, die ebenfalls mit olympischem Edelmetall geglänzt und Geschichte geschrieben hatte. Die 26-Jährige vom Golf Club Falkenstein, die mittlerweile in den USA lebt, gewann mit einer überragenden Schlussrunde und einem Sprung von Platz zwölf auf den Silber-Rang die erste Medaille in dieser Sportart bei Olympischen Spielen für Deutschland überhaupt. Ein Meilenstein.
Henseleit war nicht vor Ort, weil sie auf Turnier-Reise in Asien weilt. Per Video-Botschaft bedankte sie sich für ihre schon zweite Auszeichnung zur „Sportlerin des Jahres“ in ihrer Heimatstadt und fühlte sich „sehr geehrt“. Den Preis nahm ihre Mutter entgegen, die die Tochter angesichts der nervenstarken Aufholjagd bei Olympia „als coole Socke“ bezeichnete.

Esther Henseleit und Owen Ansah gewinnen Einzel-Preise
Nicht Zielsicherheit auf dem Golf-Rasen, sondern Schnelligkeit auf der Laufbahn war bei der Wahl zum „Sportler des Jahres“ Trumpf. Der Titel ging an Sprinter Owen Ansah. Der 23-Jährige vom HSV war im Juni vergangenen Jahres in 9,99 Sekunden neuen deutschen Rekord über 100 Meter gerannt, hatte die magische 10-Sekunden-Schallmauer durchbrochen und Sportgeschichte geschrieben. Bei den Europameisterschaften der Leichtathleten in Rom gewann Ansah mit der deutschen 4×100-Meter-Staffel die Bronzemedaille.
Ansah sieht sich noch nicht am Ende. „Ich hoffe, es wird immer schneller“, sagte der Sprint-Star, der gerade rechtzeitig vor der Gala noch sein Kind zu Bett gebracht hatte und sympathische Bodenständigkeit bewies. „Ich weiß, dass ich noch schneller laufen kann.“ Sein großes Ziel: „Ich möchte irgendwann eine größere Medaille um den Hals haben.“

Den Sonderpreis für das Lebenswerk erhielt Ingrid Unkelbach, bis November mehr als 20 Jahre lang Leiterin des Olympiastützpunkts in Hamburg und so etwas wie die „Mrs. Olympia“ der Hansestadt, die den Spitzensport maßgeblich mitgeprägt hat. Unkelbach wurde mit langem Applaus und Standing Ovations gefeiert. Der „Active City Award“ für besonderes Engagement ging an Peter Merck von der Golf Lounge Hamburg.
Für einen ungewollten Lacher sorgte Gala-Moderatorin Christina Rann, die vom „1. FC St. Pauli“ sprach, ihren Patzer in Anwesenheit von Klub-Präsident Oke Göttlich und Sportchef Andreas Bornemann aber sofort bemerkte und mit Humor nahm. Göttlich erhielt viel Applaus, als er auf der Bühne das Engagement des Kiezklubs für Integration, Diversität und gegen Rassismus betonte, was in den aktuellen Zeiten immer wichtiger sei – und rief zum Wählen auf.
Olympische Spiele 2024 ein großes Thema
Ein großes Thema bei der Gala war die angestrebte Ausrichtung Olympischer Spiele in Deutschland 2040. Hamburg zählt zu den deutschen Bewerberstädten. Innen- und Sportsenator Andy Grote machte sich ebenso für die Hansestadt stark wie auch Beachvolleyball-Legende Laura Ludwig, die bei fünf Sommerspielen am Start war und 2016 Gold gewonnen hatte. Auch DOSB-Vizepräsidentin Verena Bentele, die mit ihrer erfrischenden Art und ebenso klugen wie witzigen Wortbeiträgen punktete, war vor Ort, warb für Spiele in Deutschland, aber logischerweise nicht für einen bestimmten Ausrichter. Alle betonten die verbindende Kraft des Sports, aber auch die Chancen für die Entwicklung eines Austragungsortes, einer Region und des gesamten Landes.
Anmerkungen oder Fehler gefunden? Schreiben Sie uns gern.