Wout van Aert stürzte früh, konnte das Gelbe Trikot aber dennoch verteidigen.
  • Wout van Aert stürzte früh, konnte das Gelbe Trikot aber dennoch verteidigen.
  • Foto: WITTERS

Sturz-Chaos und Überraschung – so lief die Kopfsteinpflaster-Etappe der Tour

Titelverteidiger Tadej Pogacar hat seinen ärgsten Rivalen in der „Hölle des Nordens“ eine Lektion erteilt und ist beim brutalen Kopfsteinpflaster-Abstecher der Tour de France nur knapp am Gelben Trikot vorbeigeflogen. In einer chaotischen und von vielen Stürzen überschatteten Staubschlacht machte der 23 Jahre alte Slowene beim Überraschungssieg des Australiers Simon Clarke einen weiteren Schritt zu seinem dritten Gesamtsieg. 

Pogacar als Siebter kam 51 Sekunden hinter einer sechsköpfigen Ausreißergruppe um Clarke ins Ziel, nachdem er sich mit einem starken Antritt aus dem verbliebenen Hauptfeld gelöst hatte. Mit einer fulminanten Aufholjagd rettete der früh gestürzte Belgier Wout van Aert das Gelbe Trikot und sorgte an einem rabenschwarzen Tag für das Jumbo-Team für Schadensbegrenzung. 

Zwei Deutsche unter den Top 15

Die deutschen Hoffnungen auf einen großen Coup von John Degenkolb oder Nils Politt erfüllten sich hingegen nicht. Stattdessen glänzend Max Walscheid trotz eines spektakulären Überschlags in der Anfangsphase als Zwölfter und Max Schachmann auf Platz 13. 

„Es war extrem schnell schon durch die neutrale Phase, extrem hektisch, zahlreiche Stürze. Richtung erste Paves war es extrem schnell, es wurde gar nicht mehr langsam. Es war ein Ausscheidungsfahren nach hinten“, sagte Schachmann. 

Top-Favorit Pogacar düpiert stürzende Konkurrenz

Jumbo-Topstar Primoz Roglic war mit 2:08 Rückstand auf Pogacar der Verlierer des Tages, auch er war gestürzt. Aber auch allen anderen Herausforderern nahm der 23 Jahre alte Pogacar mit einer taktischen Meisterleistung auf unbekanntem Terrain – Paris-Roubaix hat er nie bestritten – Zeit ab. Dem dänischen Vorjahreszweiten Jonas Vingegaard allerdings nur 13 Sekunden.

In der Gesamtwertung führt van Aert mit 13 Sekunden Vorsprung auf den US-Amerikaner Neilson Powless, der beim größten Karriere-Erfolg von Überraschungsmann Clarke Vierter wurde. Pogacar liegt auf Platz vier (+0:19) und könnte am Freitag bei der ersten Bergankunft Gelb übernehmen.

Van Aert trotz Sturz weiter im Gelben Trikot

Große Probleme hatte frühzeitig van Aert: Einen Tag nach seinem grandiosen Etappensieg von Calais geriet er in einem nervösen Rennen in Schwierigkeiten, als er nach rund 60 km an einer Verkehrsinsel stürzte und sich erst mühsam offenbar mit Schmerzen an der Schulter aufrappelte. 

Weil das Feld zu diesem Zeitpunkt schnell unterwegs war, musste van Aert eine Lücke von mehr als einem Kilometer zufahren – und entging dabei nur knapp einem erneuten Crash, als er unaufmerksam beinahe auf ein bremsendes Teamfahrzeug auffuhr. Der Belgier hatte zudem Glück, dass er trotz grenzwertiger Aufholjagd im Auto-Windschatten ohne Zeitstrafe davon kam.


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Nicht an seine großen Kopfsteinpflaster-Tage anknüpfen konnte John Degenkolb. „Ich blicke voller Vorfreude auf diese Etappe“, hatte der Geraer gesagt. 2015 hatte er als einer von bislang nur zwei deutschen Fahrern (neben Josef Fischer/1896) den Klassiker Paris-Roubaix und drei Jahre später auch die Tour-Etappe nach Roubaix gewonnen. Im Hauptfeld fuhr Degenkolb noch über den Pave-Sektor, der nach ihm benannt ist.

Nils Politt, Roubaix-Zweiter von 2019, zeigte bei der „Hölle light“ eine ganz starke Leistung, rackerte aber weitestgehend für seinen Kapitän Alexander Wlassow.

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Nach dem harten Tag auf den rauen Straßen setzt sich die Tour konsequent Richtung Süden fort, die Belastungen werden nicht kleiner. Das sechste und längste Teilstück führt am Donnerstag über 219,9 km vom belgischen Binche nach Longwy, ehe dann am Freitag an der Planche des Belles Filles die erste Bergankunft folgt.   

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