Ulli Wegner steht vor einem Boxring
  • Boxtrainer-Legende Hans-Ullrich „Ulli“ Wegner will es doch nochmal wissen und gibt sein Comeback.
  • Foto: IMAGO / Torsten Helmke

Trainer-Legende feiert Comeback, Charr verteidigt Titel: Verrückte Box-Nacht in Sofia

Ulli Wegner reiste, da stoppen ihn auch seine 82 Jahre nicht, bis nach Bulgarien, um sein Wort zu halten. Eigentlich hatte der legendäre Boxtrainer, der einst Sven Ottke und Arthur Abraham zu Champions formte, die Pratzen und sein ikonisches Handtuch längst an den Nagel gehängt. Eigentlich.

Für seinen langjährigen Schützling Kubrat Pulew und den Traum von der Schwergewichts-Krone kam Wegner noch einmal aus dem Ruhestand zurück. „Als Kubrat von Berlin nach Bulgarien zog“, sagte der Coach der Bild-Zeitung, „habe ich ihm versprochen, dass ich ihn noch auf einen WM-Kampf vorbereiten würde. Dieses Versprechen löse ich jetzt ein.“

Und zwar im Rahmen eines kuriosen Box-Schauspiels. Pulew, 43, fordert am Samstag (21.00 Uhr/BILDplus) in seiner Heimat Sofia den 40 Jahren alten WBA-Champ Mahmoud Charr heraus. Für Wegner, der sich bisher auch nicht von zwei Oberschenkelhalsbrüchen, einer Darm-OP und Eingriffen am Herzen aufhalten ließ, zählt nur der Sieg. „Ich fahre doch nicht nach Sofia, um zu verlieren“, sagte er der Berliner Zeitung.

Erstmals trainiert Wegner einen Champion im Schwergewicht

Einen Schwergewichts-Weltmeister hatte der Mann mit der Reibeisenstimme noch nicht. Kein Wunder also, dass er Pulews Trainer Faruk Shabani in der Trainingsplanung unterstützte und kürzlich nach Sofia kam, um vor Ort zu helfen. Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass der Kampf zwar offiziell als WM-Fight gelten muss, aus vielerlei Gründen hinsichtlich seiner Wertigkeit zu hinterfragen ist.

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Nicht nur stehen sich zwei Kämpfer jenseits der 40 gegenüber, deren beste Zeit längst vorbei ist. In Erinnerung bleiben ihre verlorenen WM-Kämpfe gegen Witali (Charr 2012) und Wladimir Klitschko (Pulew 2014) sowie Pulews knallharte K.o-Pleite gegen Anthony Joshua vor vier Jahren. Auch ist Charrs Gürtel des regulären Weltmeisters des Verbandes WBA klar dem Titel des Superchampions untergeordnet, den Alexander Usyk trägt.

Dass Charr jenen Gürtel nun zum ersten Mal verteidigt, nachdem er ihn 2017 gewonnen hatte, wirkt dabei geradezu absurd. Doch in der Absurdität ist der „Koloss von Köln“ zuhause. Der Mann, der sich nach dem WM-Triumph als Nachfolger von Max Schmeling feiern ließ, ohne einen deutschen Pass zu besitzen. Der Mann, der bei seinem vogelwilden Auftritt im Sky-Studio Führerschein und ADAC-Mitgliedskarte in die Kamera hielt, um den Anspruch auf das Schmeling-Erbe zu unterstreichen.

Pulew-Gegner Charr: „Einen Terminator bringt nichts um“

Den Pass hat er mittlerweile, nur der Titel war irgendwann vorerst weg. Jener war ihm 2021 wegen Inaktivität aberkannt worden, damals hatte er unter anderem dem Star-Promoter Don King die Schuld gegeben, der Kämpfe verhindert habe. Danach kämpfte der gebürtige Libanese nur dreimal – und wurde nach langem rechtlichen Hickhack erst im Vorjahr wieder in den Weltmeister-Status erhoben.

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Und auch die erste Verteidigung ließ auf sich warten. Der erste Termin Ende März war abgesagt worden, weil sich Charr eine Sehne im Bizeps gerissen hatte. Kaum der Rede wert, kurz darauf stieg er wieder ins Training ein. Wer vor neun Jahren in einem Döner-Imbiss angeschossen wurde und seit 2017 mit zwei künstlichen Hüftgelenken herumläuft, dürfte über derartige Kleinigkeiten nur lachen. „Einen Terminator“, sagte Charr, „bringt nichts um.“ (sid/tm)

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