„Unehrlich gehandelt”: Becker-Prozess startet mit Vorwürfen – und Corona

Seine Freundin weicht kaum von seiner Seite: Lilian de Carvalho steht Boris Becker in seinem wohl härtesten Kampf bei. Die Tennis-Legende muss sich seit Montag wegen des Vorwurfs mangelnder Kooperation in seinem Insolvenzverfahren vor Gericht verantworten. Ihm droht eine lange Haftstrafe.

Unklar war zunächst, ob der Prozess wie geplant ablaufen kann. Hintergrund ist, dass der wichtigste Zeuge der Anklage, Insolvenzverwalter Mark Ford, an Corona erkrankt ist. Der Zeuge leide unter Kopfschmerzen, fühle sich benommen und müde, so die Staatsanwaltschaft. Das Verfahren wurde nach einer Beratungspause fortgesetzt.

Richterin Deborah Taylor forderte die Geschworenen im Southwark Crown Court in London auf, Beckers Status als prominente Persönlichkeit zu ignorieren: „Sie müssen alles beiseitelassen, was Sie über diesen Fall gehört haben, auch alles über den Angeklagten und mit einer leeren Seite beginnen“.

Boris Becker steht in London vor Gericht

Insgesamt 24 Anklagepunkte sollen in den kommenden drei Wochen abgeklopft werden – dann könnte feststehen, ob Becker seine bisherige Lebensweise unbescholten fortsetzen kann. Wegen des Vorwurfs mangelnder Kooperation in seinem Insolvenzverfahren drohen ihm im schlimmsten Fall bis zu sieben Jahre Haft. Der gebürtige Leimener weist die Vorwürfe zurück.

2017 war er für zahlungsunfähig erklärt worden, seine Außenstände wurden auf bis zu 50 Millionen Pfund (59 Millionen Euro) geschätzt. Dann soll Becker im anschließenden Insolvenzverfahren laut Ansicht der Anklage Vermögenswerte verschleiert und Informationspflichten nicht eingehalten haben.

Er habe „in Bezug auf eine Reihe seiner Vermögenswerte unehrlich gehandelt“, sagte Staatsanwältin Rebecca Chalkley, er habe sie „versteckt oder nicht zugänglich gemacht“.

Becker will im Laufe des Prozesses auch Aussagen, ein Dolmetscher wird ihm dabei trotz seiner sehr guten Englischkenntnisse unterstützen.