Vierschanzen-Tournee: Geiger und Eisenbichler patzen – nur ein Wunder kann noch helfen
Am berühmt-berüchtigten Bergisel in Innsbruck haben Karl Geiger und die deutschen Skispringer wieder einmal beste Chancen auf einen Gesamtsieg bei der Vierschanzentournee verspielt. Der 27 Jahre alte Geiger belegte nach Sprüngen auf 117 und 128,5 Meter nur Rang 16 und büßte an einem verkorksten Nachmittag massiv Punkte auf die direkte Konkurrenz um Polens Triumphator Kamil Stoch ein.
Beim Finale in Bischofshofen brauchen Geiger und Markus Eisenbichler, der am Sonntag in Innsbruck Sechster wurde, nun ein kleines Wunder für den ersten deutschen Gesamtsieg seit Sven Hannawald 2002.
Vierschanzentournee: Geiger und Eisenbichler verpatzen ersten Durchgang in Innsbruck
„Es soll nicht sein, das nervt mich“, schimpfte Hannawald in der ARD, nachdem Geiger und Eisenbichler im ersten Durchgang kräftigt gepatzt hatten. Geiger schlug sich nach seinem deutlich besseren zweiten Versuch auf den Helm und rief lautstark: „Warum nicht gleich?“ Der erste Sprung in der klirrenden Kälte von Innsbruck könnte ihn – wie im Vorjahr – alle Träume vom goldenen Adler kosten. Und das ärgerte den Allgäuer mächtig.
„Das kann passieren. Es hat nicht ganz funktioniert. Auf dieser Schanze wird das sofort bestraft. Wir geben natürlich nicht auf“, sagte Bundestrainer Stefan Horngacher. Doch auch Eisenbichler (120,5 und 128,5 Meter) und der norwegische Weltcup-Gesamtführende Halvor Egner Granerud (15.), der am Sonntag nur 0,1 Punkte vor Geiger landete, patzten in Innsbruck.
Vierschanzentournee abgehakt? Bundestrainer nimmt seine Springer in Schutz
Beste Siegchancen haben plötzlich die Polen um den deutlichen Tagessieger Stoch und Titelverteidiger Dawid Kubacki. Der 33 Jahre alte Stoch gewann nach Sprüngen auf 127,5 und 130 Meter nicht nur den dritten Wettbewerb vor Anze Lanisek (Slowenien) und Kubacki, sondern liegt nun beim Traditionsevent auch vor Kubacki in Führung. Das polnische Team war in Oberstdorf wegen eines Corona-Falls noch ausgeschlossen worden und kehrte erst nach 22 turbulenten Stunden und zwei weiteren Tests, die negativ ausfielen, zurück. Nun könnten sie wie 2017, 2018 (jeweils Stoch) und 2020 (Kubacki) den Gesamtsieger stellen.
Die Schicksalsschanze am Bergisel beschäftigt die Adler des Deutschen Skiverbandes (DSV) schon seit Jahren. Mehrere Stürze, der für die windanfällige Anlage typische Föhnsturm und chaotische Wettbewerbe bei der Tournee ließen häufig deutsche Träume platzen, bevor Eisenbichler und Geiger 2019 ein goldenes WM-Wochenende hinlegten und Weltmeister-Titel im Einzel und Team holten. Diesmal hatte das Duo wieder schwer mit der tückischen Schanze zu kämpfen: Sämtliche missglückte Probesprünge deuteten schon an, wie schwer die Aufgabe in Tirol werden würde.
Deutsche Springer bei der Vierschanzentournee: Geiger, Eisenbichler und dann lange nichts
Hinter dem medial dauerpräsenten Doppelzimmer Geiger/Eisenbichler hat Deutschland bei der Tournee weiter große Schwierigkeiten. Das formschwache Duo Richard Freitag und Andreas Wellinger war schon vor der Überfahrt nach Österreich aussortiert worden, auch die weiteren Athleten kommen nicht konstant an die absolute Spitze heran.
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Martin Hamann überraschte auf Rang 13, für Severin Freund (36.), Pius Paschke (37.) und Constantin Schmid (39.) war es dagegen ein weiterer gebrauchter Tag.
Nach einem Ruhetag und der folgenden Qualifikation steht das große Finale an diesem Mittwoch (16.45 Uhr/ZDF und Eurosport) auf der Paul-Außerleitner-Schanze in Bischofshofen an. Auf der Anlage im Pongau krönten sich Stoch und der Japaner Ryoyu Kobayashi in der jüngeren Vergangenheit zu Vierfachsiegern. Die Deutschen standen zuletzt oft auf dem Gesamtpodium, durften aber schon seit 19 Jahren nicht mehr den goldenen Adler in Empfang nehmen.