St. Pauli-Legende Boll Co-Trainer bei Kiel: Hinspiel verloren – „aber wir waren besser“
St. Pauli-Legende Fabian Boll (40) trifft als Co-Trainer von Holstein Kiel am Montag zum zweiten Mal in dieser Saison auf seinen Ex-Klub. In der MOPO spricht der frühere Profi des Kiezklubs über …
… seine Sieben-Monats-Bilanz in Kiel: Es war ein turbulenter Beginn mit dem Austausch von Trainer André Schubert und Sportdirektor Fabian Wohlgemuth. Das ging Knall auf Fall, da habe ich gleich alles mitgenommen. Es ist schön, dass wir hier schnell wieder in einem ruhigen Fahrwasser waren.
… den aktuellen Holstein-Coach Ole Werner (31): Er ist sehr angenehm, denn er ist einerseits teamfähig, anderseits hat er eine klare Idee davon, was er für einen Fußball spielen lassen will. Er ist offen für Input, möchte, dass sich jeder einbringt. Die Schlachtpläne für die Spiele am Wochenende machen wir zusammen. Wir diskutieren viel, man fühlt sich abgeholt. Oles Ansprache ist klar, er hat die Truppe gut im Griff.
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… Werners Abwesenheit wegen seiner Trainerausbildung: Wir kriegen das alle zusammen gut hin, die Mannschaft nimmt das an. Ole ist nicht so häufig weg wie damals Holger Stanislawski. Oft sind es nur ein, zwei Tage, die wir überbrücken müssen, und wir sind ja auch im ständigen Austausch mit Ole.
… seinen Status bei Holstein: Ich freue mich natürlich darüber, dass ich bleiben durfte, obwohl der Trainer und der Sportchef, die mich zu Holstein geholt hatten, gehen mussten. Mir bringt es hier sehr viel Spaß, ich habe wie Patrick Kohlmann die Freiheit, mich um den einen oder anderen Spieler zu kümmern und Individualtraining zumachen. Manchmal leiten wir auch große Teile des Trainings, und Ole ist nur Beobachter.
… seine Trainerkarriere: Ich habe jetzt noch eineinhalb Jahre Vertrag bei Holstein, und den möchte ich auch erfüllen. Ich nehme es so, wie es kommt. Es macht keinen Sinn, einen Fünfjahresplan zu erstellen.
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… die Momentaufnahme mit dem neunten Platz und 27 Punkten: Das ist sehr ordentlich. Wir sind auf einem guten Weg, uns weiter in der 2. Liga zu etablieren – was nach häufigen Trainer- und Spielerwechseln in den vergangenen Jahren keine Selbstverständlichkeit ist. Aber die Liga ist eng zusammen, da darf man sich nicht zu sicher sein.
… den Vergleich Holstein und St. Pauli: Da gibt es viele Parallelen. Auch hier muss man ab und zu noch mal mit kaltem Wasser duschen (lacht). Es wird strukturell einiges auf die Beine gestellt, wie zum Beispiel mit den zwei neuen Trainingsplätzen, einer davon mit Hybridrasen. Wie vor einigen Jahren am Millerntor passiert hier jeden Tag was Neues. Es ist cool, dass auch Holstein seine Identität dabei nicht verliert.
… seine ihm von St. Pauli „weggenommene“ Trikotnummer 17, die nach seinem Karriereende 2014 bis auf weiteres nicht mehr vergeben werden sollte, aber 2015 Davidson Drobo-Ampem bekam und jetzt von Leihspieler Matt Penney getragen wird: Das ist kein großes Thema mehr – ich bin ja schon dreieinhalb Jahre weg vom Millerntor. Beim ersten Mal vor ein paar Jahren hat es mich aber schon ein wenig gestört, vor allem die Art und Weise. Ich hätte es gut gefunden, die Tradition dieser Nummer, die Ivan Klasnic und ich hatten, mit einem Jugendspieler wie Finn Ole Becker fortzusetzen.
… das Nord-Derby: Für mich ist das natürlich ein spezielles Spiel, allerdings nicht so wie mein erster Auftritt am Millerntor in der Hinrunde. Das war schon sehr emotional. Aber da ich in Hamburg lebe, verfolge ich den Klub in den Medien. St. Pauli hat eindeutig mehr Wirtschaftskraft. Aber wir haben fünf Punkte mehr als die Braun-Weißen, und ich hoffe, dass es nach dem Abpfiff acht sind. Das Hinspiel haben wir zwar mit 1:2 verloren, aber wir waren fußballerisch besser. Das wird ein Spiel auf Augenhöhe.