St. Paulis Antreiber: Zalazar erinnert an Sahin, hat ihm aber etwas voraus
Niemand wusste, was einen da erwartet. Als der FC St. Pauli Rodrigo Zalazar von Eintracht Frankfurt auslieh, bezeichnete ihn Trainer Timo Schultz als „Wundertüte“. Und der entspringt, wie am Montagabend gegen Nürnberg, gar Zauberhaftes.
Er rannte. Er grätschte, provozierte, dribbelte, schoss. Und er traf. Mit dem verwandelten Strafstoß zum zwischenzeitlichen 1:1 („Ich danke Gott, dass ich das Tor getroffen hab“) krönte Rodrigo Zalazar seinen mitreißenden Auftritt, und es ist ein böser Scherz des Schicksals, dass einer wie er ausgerechnet zu Corona-Zeiten am Millerntor kickt.
St. Paulis Zalazar hofft auf baldige Rückkehr der Zuschauer
„Ich hoffe sehr, dass es bald wieder möglich sein wird, vor mehr Fans zu spielen“, sagt er. „Wann auch immer das sein wird.“ Die 1000 Besucher am Montag waren hin und weg, bei voller Hütte wäre ihm orkanartiger Beifall garantiert gewesen.
St. Paulis-Trainer Schultz: Zalazar wie das Duracell-Häschen
„Er hat einen Wahnsinnsauftrag gehabt“, lobte der Trainer seinen Schützling, der nicht zu bremsen war. „Wenn der Schiri anpfeift, ist er komplett im Modus. Wie ein Duracell-Häschen“, erklärte Schultz. Das sei im Training genauso. „Das ist Wahnsinn, das ist geil. Da können sich auch einige von unseren Jungen, die erst mal abwarten, schüchtern sind, noch was von abgucken.“
Schultz will St. Paulis Zalazar die Unberechenbarkeit nicht nehmen
Der 21-Jährige hat’s nicht so mit Vorgaben, und was manch einen Coach zur Verzweiflung treiben würde, will Schultz ihm partout nicht nehmen. „Das Unberechenbare ist ja auch seine Stärke. Ich weiß manchmal nicht, was er macht, aber woher soll der Gegner das dann wissen?“ Man müsse halt nur die passenden Mitspieler haben, die erkennen: Ah, jetzt ist er gerade mal dahin unterwegs. Das sei in der ersten Halbzeit gegen den Club teilweise nicht so gut gelaufen, „da fehlte er uns schon vor der Dreierkette. Aus Trainer-Sicht muss man da ab und an mal wegschauen, von der Positionstreue ist das nicht immer zu 100 Prozent okay“.
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Bisweilen erinnert Zalazar bei St. Pauli an Cenk Sahin
Manchmal, wenn sich Zalazar wieder kopfüber in ein Dribbling gegen drei, vier Kontrahenten stürzt, fühlt man sich unweigerlich an einen gewissen Cenk Sahin erinnert. Doch wo der Türke einst regelmäßig den Ball verlor, findet der Auswahlspieler Uruguays häufig noch eine Lösung. „Er hat wahnsinnig viel Talent und das Herz am rechten Fleck“, freut sich sein Trainer. „Rodrigo ist eine absolute Frohnatur, die unserer Mannschaft gut tut, nicht nur während der 90 Minuten, sondern auch am Trainingsgelände.“
Zalazar froh über Vertrauen von St. Paulis Trainer Schultz
Das Lob gibt der Protagonist in gleichem Maß zurück. „Der Trainer ist sehr wichtig für mich, weil er mir das Vertrauen gibt, so zu spielen, wie meine Idee von Fußball ist“, sagt Zalazar.