• Freudentaumel: Sportchef Andreas Bornemann (Mitte, re.), Coach Jos Luhukay (vorne) und Torwarttrainer Mathias Hain (geballte Faust) feiern den 2:0-Sieg beim HSV.
  • Foto: WITTERS

Stadtmeister St. Pauli will mehr!: Derbysieg gegen den HSV als Wendepunkt

In der Stunde seines größten Triumphes als Trainer des FC St. Pauli ist Jos Luhukay ist über seinen Schatten gesprungen. Obwohl er nichts von Belohnungen für Siege hält, hatte sich der Coach nach dem historischen Derbysieg überzeugen lassen, seinen Kiezkickern zwei freie Tage zu schenken. Der Deal: Im Gegenzug muss wirklich alles für drei Punkte im nächsten Heimspiel getan werden. Der Coup im Volkspark soll ein Wendepunkt werden.

Kämpfen. Siegen. Feiern. Repeat. Nach dieser Devise will sich St. Pauli aus den Niederungen der Tabelle befreien und dabei den Rückenwind des Derbysieges nutzen.

Denn so berauschend, befriedigend und aufgrund der sportlichen Krise auch befreiend das 2:0 gegen den HSV für Spieler, Verantwortliche und Fans der Kiezkicker auch war – es gibt trotzdem „nur“ drei Punkte dafür. Immens wichtige. Drei Zähler zum Durchatmen. Aber nicht zum Aufatmen.

FC St. Pauli: Auch ein Sieg gegen den HSV gibt nur drei Punkte

St. Pauli ist Stadtmeister – aber in der Tabelle der 2. Liga noch lange nicht in sicheren Gefilden. „Dieser Sieg war bitter nötig“, weiß Sportchef Andreas Bornemann, „gerade auch, wenn man auf die anderen Ergebnisse des Spieltages schaut.“

Entscheidend ist, was St. Pauli jetzt aus dem Derbysieg macht, der für viele Fans bereits das Ziel aller Träume ist – doch der Albtraum Abstieg ist nur ein paar Minuspunkte entfernt.

Das könnte Sie auch interessieren: Tritt gegen HSV-Eckfahne: Das sagt Pliquett über „Nachfolger“ Östigard

Andreas Bornemann: St. Pauli will „Welle weiterreiten“

„Wir haben jetzt die Chance, die Saison in die richtige Richtung zu drehen und wollen das nächste Spiel dazu nutzen, auf dieser Welle weiterzureiten“, betont Bornemann im Hinblick auf das Heimspiel am Sonntag gegen Osnabrück. „Wir müssen den Derbysieg jetzt vergolden.“

Die Kür ist vorbei. Jetzt ruft die Pflicht. Es gilt, nach den ausschweifenden Feierlichkeiten und den beiden freien Tagen, den Fokus wieder voll auf den Liga-Alltag zu richten.

Guter Dinge: Präsident Oke Göttlich ist nach dem Derbysieg erleichtert und hofft, dass sich das Team „diesen Hunger und Siegeswillen“ bewahrt.

Guter Dinge: Präsident Oke Göttlich ist nach dem Derbysieg erleichtert und hofft, dass sich das Team „diesen Hunger und Siegeswillen“ bewahrt.

Foto:

WITTERS

Oke Göttlich: Darum ist der Sieg so wichtig

Präsident Oke Göttlich setzt auf einen nachhaltigen Effekt des emotionalen Sieges beim Stadtrivalen, St. Paulis erstem Dreier in diesem Jahr und dem ersten Auswärtssieg (wenngleich innerhalb der Stadtgrenzen) seit März 2019. „Ich hoffe, dass wir diesen Hunger und Siegeswillen in die nächsten Spiele mitnehmen und auch häufiger auswärts punkten können.“

Für Göttlich steht mehr auf dem Spiel als das Abschneiden in dieser Saison. „Es geht nur darum, weiter Punkte zu holen, damit wir den schweren, aber richtigen Weg, den Jos und Andreas eingeschlagen haben, in Ruhe weitergehen können.“ Weil die Punkte in den Spielen zuvor ausgeblieben waren, sei es „in den vergangenen Wochen schwierig“ gewesen.

Jos Luhukay braucht weitere Siege für seine Aufbauarbeit

Bei aller Überzeugung von besagtem Weg, weiß Göttlich auch um die besonderen Dynamiken: Im Falle einer Niederlage gegen den HSV, dem dann fünften Spiel ohne Sieg in Serie, wäre die sportliche Konzeption zumindest im Umfeld in Frage gestellt worden und der Druck auf die Klubführung noch einmal gestiegen.

FC St. Pauli: Trainer Jos Luhukay und Sportchef Andreas Bornemann beim Derby gegen den HSV (2:0).

Trainer Jos Luhukay und Sportchef Andreas Bornemann hatten im Volksparkstadion ihren Spaß.

Foto:

Oliver Ruhnke

Im größeren Zusammenhang war der Derbysieg vor allem ein Befreiungsschlag – für St. Pauli, das Konzept und insbesondere auch für Luhukay, der mit seiner oft harten Linie und so manchen unpopulären Personalentscheidungen verkrustete Strukturen innerhalb und rund um die Mannschaft aufbrechen will und auch soll, dabei aber nicht immer nachvollziehbar oder geschickt agiert hat.

Oke Göttlich: Jos Luhukay ist „grundehrlich“

„Jos ist grundehrlich und konsequent – ohne dabei nachtragend zu sein“, preist Göttlich den Coach. „Das sieht man ja auch an der Personalie Diamantakos.“

Der Grieche war vor zwei Wochen in Kiel nicht einmal im Kader, weil Luhukay der Umgang des Stürmers mit seiner Reservistenrolle nicht gefallen hatte. Nach guten Trainingsleistungen ließ Luhukay Diamantakos im Derby dann aber von Beginn ran.

Leistungsprinzip pur, findet Göttlich. Dieses Prinzip solle anders als in der Vergangenheit Priorität haben. Er stärkt dem Coach und dessen Kurs den Rücken: „Wir wollen und müssen uns mittelfristig weiterentwickeln und dabei auch verändern – mit diesem Trainer.“ Dafür braucht es aber Resultate, Erfolge – nicht einzigartige, sondern regelmäßige.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp