Brae Ivey trumpfte gegen Heidelberg auf - was auch Osaro Rich an seiner Seite freute.

Brae Ivey trumpfte gegen Heidelberg auf - was auch Osaro Rich an seiner Seite freute. Foto: IMAGO/Christian Becker

„Tausendmal probiert“: Towers-Matchwinner Ivey zum Sieg gegen Heidelberg

Mit einem großartigen Schlussspurt kamen die Hamburg Towers zum wettbewerbsübergreifend achten Heimsieg in Folge. Nach dem 88:81 (18:22, 23:22, 21:18, 26:19) gegen die Academics Heidelberg blühen die Playoff-Träume in Wilhelmsburg – dank der Weitwurfkünste von Jordan Barnett und den Crunchtime-Großtaten eines Brae Ivey.

„Wenn die Müdigkeit einsetzt, ist es umso wichtiger, auf die Kleinigkeiten zu achten“, sagte Ivey kurz nach dem Spiel und bilanzierte: „Früher haben wir viele enge Spiele verloren, jetzt nicht mehr.“

Es begann frisch und verheißungsvoll für die Türme: Der erste Dreier von Barnett saß, eine Balleroberung von Ivey nutzte Kur Kuath zu einem spektakulären Dunk, nach dem die Hamburger 5:2 vorne lagen. Doch danach ließ die Zielstrebigkeit zum Korb nach, während die Heidelberger zunächst mit traumwandlerischer Sicherheit ihre Distanzwürfe versenkten. Folge war ein Elf-Punkte-Lauf der Gäste, die mit drei Siegen in Folge nach Hamburg gereist waren.

Spätestens der jüngste Sieg in Bonn zeigte, dass die Towers mit Rückschlägen immer besser fertig werden. Auch nach der Minus-elf-Durststrecke gab es eine dreieinhalbminütige Phase ohne eigenen Korb – aber die eigene Defensive ließ die Gäste nicht mehr wie zuvor zum Zuge kommen. Ein weiterer Dreier von Barnett sorgte dafür, dass die Academics nach dem ersten Viertel mit gerade vier Punkten vorne lagen. „Die Mannschaft hat sich eine gewisse Ruhe erarbeitet, ein Vertrauen untereinander“, sagte Trainer Benka Barloschky: „Das hilft uns, auch in hektischen Situationen den Kopf über Wasser zu halten.“

Kuath dunkt, Barnett macht die Dreier rein

Den Viertel-Rückstand hatte Kuath nach nur 88 Sekunden mit einem weiteren Dunk zum 24:24 wettgemacht, was die Gäste zu ihrer ersten Auszeit veranlasste. Der vierte (!) verwandelte Dreier von Barnett brachte die ausverkaufte Inselpark-Arena zum Füße stampfen – und die Türme mit 35:34 in Führung. Als der Ball beim nächsten Heidelberger Angriff gleich viermal auf dem Ring entlangkringelte, sich aber partout nicht zum Reinfallen entscheiden konnte, während Jaizec Lottie im Gegenangriff sofort traf, schien Fortuna den Hamburgern zuzuzwinkern.

Doch so konstant sind die Wilhelmsburger offensiv auch im April noch nicht, als dass ein einfaches Zwinkern der Glücksgöttin schon genügen könnte. Während die Towers wieder eine dreieinhalbminütige Korblos-Phase hinlegten, fanden die Heidelberger über Freiwürfe zurück ins Spiel und lagen zur Pause doch wieder 44:41 vorn.

Unentschieden vor dem letzten Viertel

Heidelberg hat eine längere Basketball- und auch eine (weit) längere Uni-Tradition als Hamburg, aber zu Beginn des dritten Viertels bestanden die Towers ihre Defensiv-Prüfung, indem sie mehr als drei Minuten keinen Gästepunkt zuließen. Weil unter anderem der zu Saisonbeginn lange verletzte Niklas Wimberg zunächst noch nicht ganz an seinen starken Auftritt in Bonn anknüpfen konnte, wechselte das Momentum fleißig hin und her. Konsequenter Zwischenstand nach drei Vierteln: 62:62, unentschieden. „In der ersten Halbzeit hat Heidelberg schwere Würfe getroffen, aber wir sind im Spiel geblieben“, erklärte Wimberg die notwendige Bedingung für eine dramatische Schlussphase.

Gut fünf Minuten vor Schluss bestand das Patt mit 69:69 weiterhin. Dann musste Johnathan Stove nach seinem fünften persönlichen Foul vom Parkett – der Schlussphasen-Held von Bonn blieb gegen Heidelberg punktlos (vier Assists, zwei Rebounds). Beide Teams hatten nun bereits fünf Mannschaftsfouls gesammelt und schickten sich gegenseitig verstärkt an die Freiwurflinie. Unter „Brae-Ivey“-Rufen des Publikums schritt Brae Ivey zur Linie und glich zum 79:79 aus.

Ivey nervenstark in der Schlussphase

Ivey eröffnete auch die Crunchtime, als er 102 Sekunden vor Ende zum 81:79 traf. Barnetts nächster Dreier-Versuch drehte sich danach aus dem Ring, sodass die Gäste 41 Sekunden vor der Schlusssirene ausgleichen konnten. 33,6 Sekunden waren noch zu spielen, als Ivey einen Dreier sehenswert versenkte. „Gegen den schwierigsten Verteidiger hat er einen Wurf kreiert“, lobte Barloschky: „Das ist das Ergebnis harter Arbeit.“ Rhythmische Klatschkaskaden derweil im Inselpark, während die Academics eine Auszeit nahmen. Ohrenbetäubend dann der Jubel, als Wimberg ein Steal gelang und Lottie den Ball daraufhin zum 86:81 in den Korb legte. Ivey verwandelte zwei letzte Freiwürfe zum Endstand.



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Der achte Heimsieg in Folge für die Towers war perfekt, der Sprung auf einen Playin-Platz ebenfalls. Ivey trug sensationelle 28 Punkte zum Erfolg bei, Barnett (15), Lottie (13), Wimberg (12) und Kuath (11) punkteten ebenfalls zweistellig. „In so einem Spiel gibt es viele wichtige Spielzüge, mein Dreier war nur der offensichtlichste“, gab sich Ivey bescheiden – und verriet: „So einen Wurf habe ich Tausende Male geübt. In solchen Momenten denkst du nicht nach, sondern vertraust deinem Instinkt.“

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Das Vertrauen zahlte sich aus – wie auch das einiger Touristen, die zum ersten Mal die Inselpark-Arena besucht hatten. „Das war ein guter Zug, auf Basketball wäre ich nie gekommen“, lobte einer von ihnen seinen Weggefährten auf dem Weg zur S-Bahn-Station Wilhelmsburg. Dass die Towers jetzt in Sachen Hamburg-Sightseeing mit Elbphilharmonie und Miniatur Wunderland in einer Liga spielen könnten, trübte der Nachsatz ein klein wenig: „Vor allem wusste ich nicht, dass die Bundesliga spielen.“

Es gibt also noch einiges zu tun in Sachen Aufmerksamkeit. Zum Beispiel in zwei Wochen, wenn auf die Towers mit Bayern München die schwierigste Aufgabe wartet, die der Basketball im Weltmeister-Land zu bieten hat. Dazu erfolgt der Umzug in die Barclays Arena, aber auch dort wird der Platz allmählich knapp. Rund 10.000 der 12.000 Tickets sind bereits verkauft. Erst einmal geht es aber am Mittwoch zum Bundesliga-Schlusslicht BG Göttingen, vor deren Unterschätzung Coach Barloschky warnte: „Das ist eine Bundesliga-Mannschaft, wir müssen unseren besten Basketball spielen.“

Derzeit ist sein Team dazu über weite Strecken in der Lage.

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