NBA-Star im MOPO-Interview: Dennis Schröder: Hamburg Towers machen die Liga besser
Dennis Schröder, der zurzeit wohl beste deutsche Basketballer, packt seine Sachen und zieht aus dem mittleren Westen der USA nach Hollywood: Kein Geringerer als der amtierende NBA-Champion, die Los Angeles Lakers, haben sich die Dienste des Deutschen gesichert. Im MOPO-Interview spricht der 27-Jährige über Ziele, LeBron James, Druck, seine zukünftige Rolle – und die Hamburg Towers.
MOPO: Herr Schröder, Sie sind nicht nur NBA-Spieler, sondern Chef des Braunschweiger Bundesliga-Teams. Im Januar treffen Ihre Löwen auf die Türme aus Hamburg – gibt’s da eine Kampfansage?
Dennis Schröder: (lächelt) Nein, die gibt es nicht. Wir wollen ehrgeizig sein und jedes Spiel gewinnen, auch gegen Hamburg. Die Jungs trainieren hart. Wer in 40 Minuten das Meiste gibt, gewinnt das Spiel.
Dennis Schröder: Die Hamburg Towers machen die Liga besser
Sie sagten einmal, Basketball-Deutschland brauche Hamburg in der Ersten Liga – haben Sie den Werdegang der Towers verfolgt?
Auf jeden Fall, ja. Hamburg ist einer der schönsten Städte in Deutschland, für die Basketball-Welt ist es wichtig, so einen Standort in der Liga zu haben. Mit Hamburg hat die BBL einen Schritt nach vorne gemacht. Ich kenne ein paar Leute, die in Hamburg gespielt haben und sich immer noch dort engagieren. Das sind tolle Menschen, die wissen, was sie tun. Ich freue mich für Hamburg und die Towers, und bin mir sicher, dass sie ihren Weg weitergehen werden.
Was wollen Sie als Chef in Braunschweig ändern?
Organisatorisch war das bisher bei den Löwen immer so eine Sache. Ich möchte, dass wir eine Familie sind, jeder Spieler sich abgeholt fühlt. Aber: Wir wollen die Messlatte hoch ansetzen – wer nicht alles gibt, spielt nicht.
Klingt etwas hart …
Nein, so ist es nicht gemeint. Ich habe viel in der NBA gelernt. Ich will etwas von dem Flair nach Braunschweig bringen. Ich erwarte nichts, was ich nicht auch von mir selber verlangen würde.
Von OKC nach L.A. – spielt da noch Ehrfurcht eine Rolle, wenn man zukünftig mit LeBron James zusammenspielt? Spüren Sie einen gewissen Druck?
Nein, Angst habe ich nicht mehr, Druck auch nicht. Das ist nach acht Jahren in der Liga vorbei. Ich freue mich auf LeBron und die anderen, will das Team verbessern, ob in der Defensive oder Offensive.
Als Starter?
Ja, das war für mich Bedingung. Ein, zwei Jahre in Oklahoma Erfahrung sammeln und dann wieder von Anfang an auf dem Feld stehen – das war immer der Plan. Das habe ich mir erarbeitet. Und die Lakers wissen, was sie an mir haben. Ich gebe immer alles – ob ich in blau oder lila-gelb spiele, ganz egal.
Das sagt NBA-Star Dennis Schröder über LeBron James
Glauben Sie, dass Sie sich von LeBron James noch was abgucken zu können?
Ich habe mir von jedem großen Spieler etwas abgeguckt, sei es von Russell Westbrook, Paul George oder Chris Paul. James spielt in seinem 18. Jahr und hat sich stetig verbessert. Ich bin mir sicher, dass ich durch ihn den nächsten Schritt in meiner Karriere machen kann.
Ist die Titelverteidigung das Ziel?
Alle reden davon. Ich bin ein harter Arbeiter und gucke gerne nach der Saison, wie es ausgeht. Aber klar: Für die Lakers gibt es nur den Titel. Intern sprechen wir natürlich davon. Wir wollen definitiv um die Meisterschaft spielen.
Hilft Ihnen Dirk Nowitzki noch bei Entscheidungen, so wie er es zu Anfang Ihrer Karriere getan hat?
Er hat mir so viel geholfen, war immer für mich da und ansprechbar. Der Kontakt ist weniger geworden, aber wenn ich in Dallas bin, sehen wir uns.
Wie hart war der Abschied aus Oklahoma für Sie? Im vergangenen Jahr hatten Sie noch einen Wechsel zu den Lakers ausgeschlossen.
Ja, es gab eine Anfrage, aber ich wollte die Saison mit OKC zu Ende spielen. Sie haben dort meines Erachtens die beste Organisation der Liga. Jeder weiß, was das Ziel ist, jeder hat die gleiche Vision. Und jeder leistet seinen Beitrag. Genau dasselbe will ich in Braunschweig etablieren.
Wie haben Sie von Ihrem Trade erfahren?
Ich war zusammen mit meiner Frau und meinem Kleinen. Sam Presti (Anm. d. Red.: Geschäftsführer der Oklahoma City Thunder) rief mich an und bedankte sich bei mir und erzählte, er hätte noch nie so einen Menschen kennengelernt. Das war schon ein sehr emotionaler Moment. Danach schrieben mir die Trainer, alle aus dem Büro – ich habe dort definitiv Freunde fürs Leben gefunden.