Verpasste Chance für St. Pauli?: Darum wechselt Sobiech lieber nach Belgien
26 Gegentore kassierte der FC St. Pauli in den bisherigen 19 Spielen der laufenden Zweitligasaison. Zuletzt waren es drei gegen Fürth. Immer wieder musste Jos Luhukay in der Defensive umstellen. Vor der Winterpause fiel dann James Lawrence mit einer Knieverletzung aus, die Frage nach Verstärkung für die Verteidigung stand im Raum und Ex-Kiezkicker Lasse Sobiech beim 1. FC Köln auf dem Abstiegsgleis. Jetzt wechselt Sobiech nach Belgien – eine verpasste Chance für St. Pauli?
Kapitän Christopher Avevor brach sich schon im zweiten Saisonspiel gegen Greuther Fürth das Wadenbein. Trainer Luhukay funktionierte Daniel Buballa zum Innenverteidiger um. Einige Spiele lang stand die Defensive stabil, dann ging es für die Mannschaft in der Tabelle bergab.
Gab Sobiechs Schwäche im Spielaufbau den Ausschlag?
Das lag auch an vielen vermeidbaren Gegentreffern. Wäre da nicht 1,96-Meter-Riese Sobiech mit seiner Ausstrahlung, Bundesliga-Erfahrung und kurzer Eingewöhnungsphase auf St. Pauli der richtige Mann gewesen?
Dieser Schluss liegt nahe. Allerdings gilt der 29-Jährige nicht als Innenverteidiger, der mit seinen tiefen, präzisen Pässen das Spiel aufbaut. Sobiech ist ein Schlaks, kopfballstark und trotz seiner Größe im Zweikampf am Boden geschickt. In Sachen Spielkultur hätte er den Braun-Weißen dagegen vielleicht zu wenig weitergeholfen.
Sobiech trifft auf einen Weggefährten von St. Pauli
Nun wechselt Sobiech leihweise und bis Saisonende nach Belgien. Royal Excel Mouscron heißt sein Klub bis zum Sommer, zurzeit Elfter in der Jupiler Pro League. Trainer in Mouscron ist ein in Hamburg bekannter: Ex-HSV-Coach Bernd Hollerbach. Sobiech trifft in Belgien auch auf Stürmer Sami Allagui, mit dem er eine Saison am Millerntor spielte.
Für Sobiech geht es in der Rückrunde um Spielpraxis, das bestätigte auch Kölns Geschäftsführer Horst Heldt. „Lasse kam bei uns zuletzt kaum zum Einsatz. Deshalb ist der Wechsel genau der richtige Schritt. Bei Mouscron hat er die Chance, Spielpraxis zu sammeln und das ist derzeit am wichtigsten für ihn. Wir wünschen ihm für die Rückrunde viel Erfolg“, wird er auf der Internetseite der Kölner zitiert.
Sobiech in Köln auch ohne Gisdol ohne Perspektive
In der überwiegend miserablen Hinrunde des FC stand Sobiech nur 90 Minuten beim 0:2 der Kölner bei Union Berlin auf dem Platz. Und offenbar verschaffte dem Innenverteidiger auch der Wechsel auf der Trainerbank – Markus Gisdol ersetzte Achim Beierlorzer – keine Perspektive. Sein Vertrag am Rhein läuft bis 2022.
Offen bleibt, wie groß das Risiko für St. Pauli bei einer Leihe gewesen wäre. Die Kölner machten keine Angaben darüber, ob die Belgier das üppige Bundesliga-Gehalt, das dem Vernehmen nach im Jahr bei mehr als einer Million Euro liegen soll, übernehmen.
St. Paulis Sportchef Bornemann: Lawrence voll im Plan
Ebenso ungewiss ist, ob Sobiech selbst überhaupt zu den gewünschten Einsätzen gekommen wäre. James Lawrence ist laut St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann nach seiner Operation voll im Zeitplan und ackert an der Rückkehr. Bald soll er sogar schon ins Mannschaftstraining zurückkehren. „Mit seinem Knie ist alles gut, das hat auch der Kontrolltermin bei seinem Operateur in Belgien ergeben”, sagt Bornemann.
Bei Avevor wird es indes noch dauern. Bis die Abwehrkante überhaupt wieder mit ihren Kollegen an der Kollaustraße trainieren kann, werden wohl noch Wochen, vielleicht gar Monate vergehen.