Vertrags-Chaos im Sommer: Werden Havertz, Werner & Co. jetzt zum Schnäppchen?
Köln –
Die Folgen der Corona-Krise für den Fußball sind noch nicht absehbar. Eines ist aber klar: Sie werden dramatisch sein. Zumal sich im Sommer die nächste große Baustelle auftut: Dann soll eigentlich das Transfer-Fenster öffnen. Es droht Chaos.
Denn die Klubs, aber auch die Profis sind aktuell ihrer Planungsgrundlage beraubt. Niemand weiß, ob und wann die laufende Saison zu Ende gespielt werden kann.
Sportboss Horst Heldt vom 1. FC Köln: „Brauchen Grundlage“
„Derzeit werden ja viele Szenarien durchgespielt, von einer Verschiebung der Transferphase über eine Gehälterbegrenzung bis zu einer Aussetzung der Transfer in diesem Sommer. Das ist aber im Moment nicht zielführend. Wir brauchen erst mal eine Grundlage, das heißt eine Aussicht, wie und wann wir zu einem geregelten Spielbetrieb zurückkehren können“, meint Sportboss Horst Heldt (50) vom 1. FC Köln.
Das Problem gibt es aber schwarz auf weiß: Unzählige Verträge laufen am 30. Juni aus. Gleichzeitig können Profis aktuell aufgrund der Liga-Pause keine Werbung in eigener Sache betreiben. Ein Dilemma.
Werden Kai Havertz und Leroy Sané zu Schnäppchen?
Gut möglich, dass der Transfermarkt im Sommer zusammenbricht. Mit Rekord-Verpflichtungen rechnet jedenfalls kaum jemand. Der Markt wird sicher eher „enthitzen“, wie es Gladbach-Manager Max Eberl (46) formuliert. „Dieser Sommer wird unlustig“, meint dagegen BVB-Sportboss Michael Zorc (57).
Fakt ist: Spieler wie Kai Havertz (20) von Bayer Leverkusen, Leroy Sané (24) von Manchester City und Timo Werner (23) von RB Leipzig sind weiterhin begehrt. Doch zu welchem Preis? Als die Liga schon ruhte, träumte Leverkusens Coach Peter Bosz (56) noch davon, dass der Havertz-Transfer „mehr als 100 Millionen Euro“ bringen würde. Doch das könnte sich erledigt haben.
Zwar wären wirtschaftlich potente Klubs wohl nach wie vor in der Lage, so einen Mega-Transfer zu stemmen. Auf der anderen Seite aber bleiben die Einnahmeausfälle wegen der Geisterspiele bis auf Weiteres dramatisch. Keiner weiß, wie es weitergeht.
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Niemand, nicht einmal der FC Liverpool aus England, der scharf auf Werner sein soll, dürfte derzeit bereit sein, das Risiko eines solchen Deals einzugehen. Für alle anderen Profis gilt ohnehin: Wohl dem, der noch einen laufenden Vertrag besitzt.
Berater Gunther Neuhaus: „Spieler bei Laune halten“
Gunther Neuhaus, der Bundesliga-Profis wie Eintracht Frankfurts Bas Dost (30) und die Brüder Maximilian (23) und Johannes Eggestein (21, beide Werder Bremen) berät, erklärt: „Derzeit kann außer den großen Vereinen wie den Bayern niemand Zukunftsentscheidungen treffen, die werden vielleicht am Ende sogar profitieren.“
Doch Neuhaus erklärt auch: „Aber sonst passiert derzeit wenig bis nichts. Die ersten Klubs treten an die Spieler heran wegen Gehaltsverzicht, in der dritten Liga ist das Thema Kurzarbeit aktuell. Ansonsten kann man derzeit nur versuchen, die Spieler bei Laune zu halten. Mehr gibt es nicht zu tun.“