• In der Vorsaison unterlagen der HSV und David Kinsombi (l.) dem VfL Osnabrück und David Blacha 1:2, im Rückspiel hieß es 1:1. Am Montag kommt es zur Neuauflage.
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Was steckt dahinter?: Diese Bilanz kann der HSV-Sportchef gar nicht fassen

Die Bilanz kann sich sehen lassen. Mit 30 Punkten aus 15 Partien liegt der HSV an der Spitze der Zweiten Liga. Alles in Butter soweit. Mit Siegen gegen Osnabrück (Montag) und in Braunschweig (23.1.) könnten die Hamburger ihre Vormachtstellung zum Ende der Hinrunde unterstreichen. Die Sache hat nur einen Haken: Ausgerechnet in direkten Nord-Duellen tut sich der HSV seit Jahren unerklärlich schwer – und stolpert regelmäßig.

Sechs Trainingseinheiten trennen sie noch von ihrem nächsten Ritt. Nachdem die HSV-Profis am Montag entspannen konnten, beginnt ab sofort die Vorbereitung auf die Partie gegen Osnabrück.

Daniel Thiounes Wiedersehen mit seinem Ex-Verein bildet den Auftakt zum Nord-Doppelpack, ehe es fünf Tage später nach Braunschweig geht. Lösbare Aufgaben, so sollte man meinen. Wären da nicht diese verheerenden Zahlen, die den HSV begleiten …

Die Nord-Bilanz das HSV ist in Liga zwei katastrophal

Im Norden läuft es einfach nicht. Egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit, ganz gleich an welchem Wochentag oder gegen welchen Gegner. Der Beleg: Seit der HSV im Sommer 2018 in die Zweite Liga abstieg, spielte er 15 Nord-Duelle – und gewann nur zwei.

Das 4:0 im Stadtderby bei St. Pauli am 10. März 2019 bildete fraglos den größten Derby-Lichtblick. In den 22 Monaten danach gewann der HSV dann nur noch ein Mal, im September 2019 (3:0) gegen Hannover. In der aktuelle Serie blieb er gegen St.Pauli (2:2), Kiel (1:1) und 96 (1:2) sieglos. Alles nur Zufall? Oder schon ein mittelschwerer Komplex?

Michael Mutzel kann die Bilanz kaum glauben. Der Sportdirektor des HSV vergewissert sich erst mal, ob man auch wirklich genau nachgeschaut habe. Hat man. Und, gibt es eine Erklärung für die Nord-Schwäche des HSV? „Nichts, was als logische Erklärung dienen könnte“, sagt Mutzel. „Für mich ist das eher Zufall.“

Auch mit der These, die Nord-Rivalen seien gegen den HSV besonders heiß, kann der 41-Jährige nichts anfangen. „Das Argument, dass die Gegner gegen uns besonders motiviert sind, gilt ja über den Norden hinaus. Da macht es keinen Unterschied, ob der Gegner Osnabrück oder Sandhausen heißt.“ 

Das sagen Harnik und Wolf zu den Nordschwächen des HSV

Martin Harnik (33) sieht das etwas anders. Der Angreifer, der im Vorjahr auf Leihbasis beim HSV spielte und seine Profi-Karriere im Sommer beendete, dreht gerade eine Runde mit seinen Hunden, als die MOPO ihn erreicht. Er hat selbst erlebt, mit welcher Bürde der HSV in Nord-Duellen auf den Platz geht.

„Seit dem Abstieg ist der HSV in Derbys immer Favorit“, weiß Harnik, der mittlerweile für Oberliga-Meister TuS Dassendorf spielt. „Gerade im Norden zählt für die Konkurrenz ein Sieg gegen den HSV besonders viel. Der Druck ist dadurch für die Gegner deutlich positiver, egal ob sie nun Kiel, St. Pauli oder Osnabrück heißen.

Der HSV hingegen muss eigentlich immer gewinnen.“ Für Harnik könnte das „eine Erklärung dafür sein, warum es in den Derbys für den HSV nicht so gut funktioniert“.

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Während der Ex-Profi gerade das Hinterland des Hamburger Ostens durchkämmt, sitzt Hannes Wolf in Dortmund am Handy und sinniert über seinen Ex-Verein. Wolf, heute Trainer der deutschen U18, ist neben Dieter Hecking der einzige HSV-Coach, der ein Zweitliga-Derby gewinnen konnte, er saß beim 4:0 am Millerntor im Regie-Stuhl. „Das war gut“, erinnert sich der 39-Jährige und benennt die Zutaten, die damals nötig waren. „Wir hatten eine sehr gute Phase, St. Pauli hingegen gar nicht.“

Auch knapp zwei Jahre danach kann Wolf sich noch an fast jede Szene des Spiels erinnern, so hat es den Anschein. Er fasst zusammen: „Letztlich lief es so, wie man es sich als Trainer nur wünschen kann. Wir haben sehr gut verteidigt und waren nach vorn gnadenlos effektiv.“ Pierre-Michel Lasogga traf gleich doppelt.

Vor 16 Monaten gewann der HSV zuletzt ein Nord-Derby

Hannes Wolf und Pierre-Michel Lasogga

Strahlende Sieger: Hannes Wolf gratuliert dem zweifachen Torschützen Pierre-Michel Lasogga nach dem 4:0 des HSV am Millerntor.

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Ein toller Auftritt. Die anschließende Nord-Bilanz der Hamburger aber war umso magerer: Ein Remis und zwei Pleiten gegen St. Pauli, je eine Niederlage und ein Remis gegen Osnabrück, drei Unentschieden gegen Kiel. Dazu Sieg, Remis und eine Pleite gegen Hannover. 

Aber warum? Auch Wolf rätselt. „Wenn man sich diese Derbys alle genauer anschaut, fehlte ja manchmal nicht viel. Einige Male fielen späte Tore gegen den HSV. Die Nord-Bilanz an sich ist aber natürlich kurios.“

Osnabrück kommt mit toller Nord-Bilanz zum HSV

Der HSV wird seinen Nord-Fluch bannen müssen, um an der Spitze der Zweiten Liga zu bleiben. Und zwar zügig. Nicht unbedingt Mut macht diesbezüglich allerdings die Bilanz des kommenden Gegners.

Viermal trat der VfL Osnabrück in dieser Serie zu Nord-Duellen an, viermal gewann er – gegen Hannover (2:1), bei St. Pauli (1:0), Braunschweig (2:0) und Kiel (2:1). Klingt nach einer verdammt harten Nuss. Aber das kennt der HSV ja, wann immer es gegen die Rivalen des Nordens geht.

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