• Alfred Gislason erhielt einen rassistischen Drohbrief.
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„Werden Sie aufsuchen!“: Handball-Bundestrainer Gislason erhält rassistischen Drohbrief

Handball-Bundestrainer Alfred Gislason konnte es kaum glauben, als er am Dienstagmorgen seinen privaten Briefkasten öffnete. Der 61-jährige Isländer ist in einem anonymen Schreiben zum Opfer von rassistischen Beleidigungen und massiven Drohungen geworden. Ganz Schlimm!

„Das ist eine große Enttäuschung für mich. So etwas habe ich in 30 Jahren, die ich inzwischen in Deutschland lebe, noch nie erlebt“, sagte der DHB-Bundestrainer. „Dieser Vorfall schafft es aber nicht, mir Angst einzujagen.“

Handball-Bundestrainer Alfred Gislason veröffentlicht Drohbrief auf Instagram

Der Isländer veröffentlichte den an ihn adressierten Brief auf seinem Instagram-Account. „Wir sind alle deutsch und wünschen uns auch einen deutschen Trainer für die Handballmannschaft“, heißt es darin. Für den Fall, dass er sein Amt nicht niederlege, werde man ihn auf seinem Grundstück aufsuchen – „mal sehen was aus ihren Anwesen dann wird“, schrieb der Verfasser mit peinlich vielen Rechtschreibfehlern weiter.

In einem weiteren Beitrag bittet der ehemalige Trainer des THW Kiel seine Instagram-Follower um Mithilfe, um den Absender zu entlarven. Er veröffentlichte den handbeschriebenen Briefumschlag und schrieb dazu „Vielleicht erkennt jemand die Handschrift meines Fans..?“

Gislason, der die deutsche Männer-Nationalmannschaft am vergangenen Wochenende in der Qualifikation zu den Olympischen Spielen nach Tokio geführt hatte, war um Deeskalation bemüht.

„Für mich ist klar, dass es ein Einzelfall ist“, sagte der 61-Jährige, der mit seiner Frau auf einem Hof bei Magdeburg wohnt. Es sei „sehr eigenartig, dass jemand dieses Bedürfnis hat, dem Handball und auch mir persönlich zu schaden. Ich habe nie jemandem etwas getan.“

Drohungen gegen Gislason: DHB kündigt Rechtsmittel an

Der DHB reagierte umgehend auf den rassistischen Vorfall. „Wir sind entsetzt und verurteilen diese Attacke aufs Schärfste. Wir sichern Alfred jede Unterstützung zu. Er ist sportlich unser Fels in der Brandung, jetzt sind wir menschlich sein Fels in der Brandung“, sagte DHB-Präsident Andreas Michelmann.

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„Wer Alfred angreift, greift den gesamten deutschen Handball an“, sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning kündigte an, mit aller Vehemenz gegen den oder die Täter vorzugehen: “Wir werden auf jeden Fall rechtliche Schritte einleiten.“

Zuvor hatte der Verband bereits via Twitter keinen Zweifel an der Unterstützung für Gislason gelassen. „Alfred Gislason ist unser Bundestrainer – das Herz unseres Teams, mit Leidenschaft & absoluter Identifikation für unsere deutsche Nationalmannschaft. Wir sind dankbar, ihn bei uns zu haben, & wehren uns gegen jede Form von Rassismus & Fremdenfeindlichkeit!“, hieß es in der Mitteilung.

Auch viele weitere Handballer, Weggefährten und Mannschaften drückten ihre Unterstützung für Trainer-Legende Gislason, der 1983 aus Island als Spieler nach Essen kam und seit einem Jahr Bundestrainer ist, aus. (sid/dpa/pia)

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