Niederlande-Kapitän Virgil Van Dijk dirigiert lautstark seine Teamkollegen.
  • Anstatt der „One Love“-Binde lief Virgil Van Dijk mit einer von der FIFA vorgegebenen Armbinde auf. Der Kapitän der Niederlande äußerte deshalb seinen Unmut.
  • Foto: imago/Ulmer/Teamfoto

„One love“: Kapitäne schießen gegen FIFA – England-Coach zeigt Verständnis

Die FIFA hätte sich der „One Love“-Debatte viel früher stellen müssen. Dies ist die Meinung vieler Kritiker. Jetzt müsse aber endlich der Fußball bei der WM im Vordergrund stehen. Deutliche Worte hingegen finden ein Ex-Schiedsrichter und zwei betroffenen Kapitäne.

Die Debatte um das Verbot der „One Love“-Kapitänsbinde bestimmt bei der Fußball-WM in Katar weiterhin die Schlagzeilen abseits des Platzes. „Der DFB sowie die anderen Verbände sind hier sehenden Auges in das Dilemma geraten. Man ist mit einer an sich gut gemeinten Idee eines Zeichens der FIFA ins offene Messer gelaufen, denn bei diesen Themen war die FIFA immer streng und konsequent und konnte sich einfach auf die Regularien berufen“, schrieb der ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter Manuel Gräfe bei Twitter. „Es war ein wenig blauäugig zu denken, die FIFA würde das – noch dazu bei einer WM in Katar – einfach so hinnehmen. Typisch FIFA.“

Ex-Nationalspieler Kahn und Matthäus äußern sich

Auch Vorstands-Boss Oliver Kahn vom deutschen Rekordmeister Bayern München glaubt, dass der Hauptfehler in der Zeit vor dem Turnier gemacht worden sei. Die Aktion sei „vor vielen Wochen vorgestellt und erklärt worden. Die FIFA hätte sich viel früher mit den nationalen Verbänden dazu kurzschließen können. Dass es keinen Dialog zu diesem Thema gab, ist ein Fehler“, sagte der frühere Nationaltorwart der „Bild“.

Deutschlands Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus ist derweil enttäuscht darüber, „dass wir den Fußball nicht so genießen können, wie wir es gerne wollen“. Die Spieler hätten ihre Meinung klar gesagt, müssten sie aber „nicht jeden Tag wiederholen“, befand der Sky-Experte in seiner Kolumne. Irgendwann müsse „man auch seiner eigentlichen Aufgabe nachkommen“.


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Englands Nationaltrainer Gareth Southgate gab zu, dass der Wirbel um das symbolträchtige Stück Stoff mit dem bunten Herzen und der Aufschrift „One Love“ alles andere als ideal für die Vorbereitung auf das Auftaktspiel gegen den Iran (6:2) gewesen sei.

„Wir mussten uns auf den Fußball konzentrieren. Wir konnten da nicht involviert sein, vor allem die Spieler nicht. Das ist nicht ihre Aufgabe, das zu regeln“, sagte Southgate: „Die Menschen wissen, wofür wir stehen. Wir knien, weil wir glauben, damit etwas bewirken zu können.“

Southgate hat Verständnis für FIFA

Noch vor einer Woche hatte der englische Verband FA angekündigt, die Aktion selbst bei drohenden Strafen durchziehen zu wollen. „Die Diskussionen waren zwischen den Nationen und der FIFA. Ich verstehe die Situation der FIFA. Es ist schwierig, irgendwo eine Linie zu ziehen“, sagte Southgate. Eigentlich hätte Harry Kane mit besagter Binde auflaufen sollen. Doch weil die FIFA mit sportlichen Sanktionen wie einer Gelben Karte drohte, zogen die europäischen Teams die Kampagne kurzfristig zurück.

Eben jener Kane zeigte sich ganz im Gegenteil zu seinem Trainer ganz und gar nicht einverstanden mit der FIFA-Entscheidung und war bedient: „Die Entscheidung wurde aus meinen Händen genommen. Ich bin enttäuscht“, sagte der Stürmer nach dem Sieg über Iran. „Ich bin sicher, dass der Verband FA und die FIFA weiter zu diesem Thema diskutieren werden.“ Die Spieler hätten sich auf das WM-Auftaktspiel fokussiert.

Oranje-Kapitän van Dijk sauer auf die FIFA

Auch Virgil Van Dijk, Kapitän der Niederlande, zeigte kein Verständnis für das Verbot der „One Love“-Binde“ gezeigt. „Das ist total lächerlich, mit einer Strafe zu drohen wegen eines Armbands. Ich verstehe das nicht“, sagte der niederländische Abwehrchef van Dijk nach dem 2:0-Auftaktsieg von Oranje gegen den Senegal. Van Dijk hatte wie zuvor Englands Spielführer Kane auf die „One Love“-Kapitänsbinde verzichtet und stattdessen das vom Weltverband FIFA bereitgestellte Armband mit dem Slogan „No Discrimination“ („keine Diskriminierung“) getragen.

Als Grund für den Verzicht nannte van Dijk die „sportlichen Sanktionen“ durch die FIFA. Hollands Verband KNVB hatte am Montag zuvor mitgeteilt, dass der Weltverband mit Konsequenzen gedroht hatte. Bondscoach Louis van Gaal sprach nach dem Auftaktsieg konkret von einer Gelben Karte.

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Der Weltverband hatte das Binden-Verbot mit den von allen Teilnehmern anerkannten WM-Regularien begründet. Explizit hob die FIFA in einer Mitteilung den Artikel 13.8.1 der Ausrüstungsregeln hervor: „Für FIFA-Finalwettbewerbe muss der Kapitän jeder Mannschaft eine von der FIFA gestellte Armbinde tragen.“ Die FIFA unterstütze Kampagnen wie „One Love“, aber dies müsse im Rahmen der allen bekannten Regeln erfolgen. (dpa/nis)

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