Flitzer Mario Ferri
  • Der Flitzer aus dem Spiel zwischen Portugal und Uruguay, Mario Ferri, ist selbst als Fußballer aktiv.
  • Foto: imago/Laci Perenyi

Regenbogen-Flitzer Mario Ferri meldet sich nach WM-Aufreger

Die Bilder dieser mutigen Aktion gehen um die Welt! Politische Debatten werden bei der WM in Katar vom umstrittenen Gastgeber und von der FIFA gerne im Keim erstickt – doch dieser Flitzer sandte mit nur einem Sprint gleich drei Botschaften an die Weltöffentlichkeit. Ein Unbekannter ist er nichtund frei ist er nun auch wieder.

Der Mann, der in der zweiten Halbzeit des Gruppenspiels zwischen Portugal und Uruguay (2:0) den Rasen stürmte, hielt eine Regenbogenfahne in der Hand. Und auf der Vorderseite seines Superman-T-Shirts stand „Save Ukraine“, auf der Rückseite „Respect for Iranian Woman“.

Ordner halten den Mann auf und befördern ihn vom Platz. WITTERS
Ordner halten Mann auf und befördern ihn vom Platz.
Ordner halten den Mann auf und befördern ihn vom Platz.

Bei dem Mann handelt es sich um den Italiener Mario Ferri. Der 35-Jährige ist selbst als Fußballprofi aktiv, spielte bislang aber lediglich in San Marino, Indien, Jordanien und auf den Seychellen sowie bei mehreren unterklassigen italienischen Klubs.

WM 2022: Flitzer Mario Ferri mit Regenbogenfahne bei Portugal gegen Uruguay

Ferri wurde von Ordnern gestoppt und vom Platz geführt. Was dann mit ihm passierte? Diese Frage werden die FIFA und das Organisationskomitee am Dienstag beantworten müssen. Fest steht: Ferri ist als Flitzer kein Unbekannter. Er machte bereits auf diese Art und Weise bereits mit zahlreichen Bekenntnissen auf sich aufmerksam.

Iran, Ukraine, Brasilien: Ferri versandte schon zahlreiche Botschaften als Flitzer

Zunächst beschränkte sich Ferri dabei auf sportliche Statements, politisch wurde es erstmals bei der Klub-WM 2010, als er im Spiel zwischen Inter Mailand und Tout Puissant Mazembe (DR Kongo) ein Superman-T-Shirt mit der Aufschrift „Free Sakineh“ trug. Damit solidarisierte er sich mit der zum Tode durch Steinigung verurteilten Iranerin Sakineh Mohammadi Ashtiani, die im Jahr 2014 frei kam.

Auch die Bühne der WM 2014 in Brasilien wusste Ferri für sich eine Botschaft zu nutzen. Thema diesmal: Die Wohnumstände vieler Menschen in dem südamerikanischen Staat. „Rettet die Kinder der Favelas“ stand auf seinem inzwischen fast schon zum Markenzeichen gewordenen Superman-Oberteil.

Auf Instagram präsentiert sich Mario Ferri gerne königlich, mit Markenklamotten und teuren Autos.

Doch der 35-Jährige kann auch ohne Rampenlicht: Kurz nach Ausbruch des Krieges im Februar dieses Jahres reiste er in die Ukraine und unterstützte dort, Flüchtlinge in Sicherheit zu bringen.


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„Ich hoffe, dass dem Jungen nichts passiert“, sagte der portugiesische Mittelfeldspieler Rúben Neves. „Wir alle haben seine Botschaft verstanden, die ganze Welt.“

Am Dienstagvormittag meldete sich der Flitzer zu Wort. „Ich bin frei“, schrieb der Italiener auf seiner Instagramseite. Ferri bedankte sich für die Unterstützung und berichtete, dass er keine rechtlichen Konsequenzen zu befürchten habe.

Ferri nahm noch einmal Stellung zu seiner Aktion. „Die Welt muss sich verändern. Wir können es gemeinsam mit starken Gesten tun, die von Herzen kommen, mit Mut“, schrieb er und fügte an: „Die Regeln zu brechen, wenn du es für einen guten Zweck tust, ist nie ein Verbrechen.“

Der Mann läuft mit Regenbogen-Fahne über das Spielfeld. dpa
Ein Mann läuft mit T-Shirt und Regenbogen-Fahne über das Spielfeld.
Der Mann läuft mit Regenbogen-Fahne über das Spielfeld.

Botschaften, die die FIFA während der WM zumindest auf dem Rasen partout nicht sehen will. Anders ist das Verbot der mit einem bunten Herzen versehenen „One Love“-Binde, mit der Manuel Neuer und andere Kapitäne europäischer Mannschaften als Zeichen für Vielfalt, Offenheit und Toleranz auflaufen wollten, kurz vor Turnierstart nicht zu erklären.

Homosexualität steht in Katar unter Strafe

Der Regenbogen ist das Symbol für die LGBTQI*-Gemeinschaft. LGBT ist die englische Abkürzung für lesbisch, schwul, bisexuell und Transgender. Jeder Buchstabe steht für die eigene Geschlechtsidentität oder die sexuelle Orientierung. Homosexualität ist im WM-Gastgeberland Katar verboten und wird mit bis zu sieben Jahren Gefängnis bestraft.

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Die Regenbogenfahne des Flitzers wurde von Schiedsrichter Alireza Faghani aufgehoben und vom Platz gebracht. Der Unparteiische ist Iraner, womöglich suchte sich der Flitzer das Spiel gerade deshalb für seine Aktion aus. Im Iran gibt es seit Wochen Massenproteste gegen die Regierung und das islamische Herrschaftssystem des Landes. Die Staatsgewalt versucht die Proteste zu unterdrücken, nach Einschätzung von Menschenrechtlern wurden bereits Hunderte Demonstranten getötet und Tausende festgenommen. (kk/dpa)

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