Zoff um Bundestrainer: Bob Hanning verspottet ehemaligen Welthandballer
Köln/Wien –
Die Ziele bei der Handball-EM wurden krachend verpasst! Nach durchwachsener Vorrunde mit der peinlichen Pleite gegen Spanien und dem Zittersieg gegen Lettland folgte eine unnötige Niederlage gegen Kroatien, nachdem man zwischenzeitlich schon mit fünf Toren geführt hatte.
Jetzt geht es für die deutschen Handballer nur noch um Platz fünf bei der EM. Im Vorfeld wurde von einer Medaille gesprochen und natürlich dem Olympiasieg in Japan im Sommer. Doch für Olympia muss man sich erstmal qualifizieren…
Wie sehr dieses Abschneiden die Handballer wurmt, zeigen die Reaktionen auf die aufkommende Kritik, die sich hauptsächlich gegen Bundestrainer Christian Prokop (41) richtet.
Handball-EM: Scharfe Kritik gegen Bundestrainer Christian Prokop
Der Bundestrainer wurde von den Altstars angezählt. „Wir sind nicht erst gegen Kroatien gescheitert, sondern in der Vorrunde. Die sieben Tore gegen Spanien waren ein zu großer Ballast“, sagte „Hexer“ Andreas Thiel (59). So sieht es auch Kult-Kreisläufer Christian Schwarzer (50): „Das Spanien-Spiel ist uns zum Verhängnis geworden. Ein Spiel, in dem der Kapitän, ein Weltklassespieler, die zweite Halbzeit auf der Bank verbringt. In so einem Spiel gehört einer wie Uwe Gensheimer auf die Platte.“
Noch deutlicher wurde Ex-Welthandballer Daniel Stephan (46): „In der Vorrunde und in den letzten 15 Minuten gegen Kroatien brauchten wir einen starken Trainer und starke Führungsspieler. Beides hatten wir nicht.“ Prokop sei „nicht der Richtige, er hat zu wenig Erfahrung, die drei Bundesliga-Jahre in Leipzig sind nicht genug. Er hat taktisch nichts Neues entwickelt, es ist dasselbe Angriffsspiel wie vor einem Jahr, es gibt nach wie vor kein Konzept gegen eine offensive Deckung, und die Wechsel tragen zur Verunsicherung bei.“
Seit der WM 2019 sei Deutschland „keinen Schritt nach vorne gekommen, das ist alles sehr ernüchternd“.
Handball-EM: Bob Hanning gegen Daniel Stephan
DHB-Vizepräsident Bob Hanning verteidigte nun nach dem 34:22 gegen Österreich seinen Trainer und verspottete den Welthandballer aus dem Jahr 1998, Daniel Stephan: „Jeder disqualifiziert sich so gut er kann. Das hat er in eindrucksvoller Weise schon häufiger bewiesen, dass er da die Goldmedaille verdient hätte.“ Rumms!
Hanning hatte Prokop gegen viele Widerstände und für 500.000 Euro 2017 aus dem Vertrag in Leipzig für den DHB freigekauft. Das Ziel formulierte Hanning klar: Olympiagold 2020 in Tokio. Doch dafür muss sich das Team nun erstmal bei der allerletzten Chance durchsetzen. Vom 16. bis 19. April steigt das Qualifikationsturnier in Berlin. Wenn Deutschland da scheitern würde, würde es für Hanning eng.
Nachfolger von Christian Prokop: Alfred Gislason als neuer Bundestrainer gehandelt
Als neuer Bundestrainer wird schon Ex-Gummersbach- und Kiel-Trainer Alfred Gislason (60) gehandelt.
Beim DHB und der Nationalmannschaft wollen sie von einer Prokop-Debatte allerdings noch nichts wissen.
„Wer nach den Spielen hier irgendwas infrage stellt, der hat den Handball nicht wirklich verstanden“, sagte Torhüter Johannes Bitter. Über die Diskussionen um Prokop hätten im Team „alle nur müde gelächelt, weil für uns steht das überhaupt nicht infrage.“
Fabian Böhm sagte: „Natürlich ist es nicht unser Anspruch, um die Plätze fünf und sechs zu spielen. Aber wenn alles gut kommt, haben wir am Ende nur gegen Spanien und Kroatien verloren.“
Dafür braucht es noch zwei Siege am Mittwoch (20.30 Uhr, ZDF) gegen Tschechien und am Samstag im Spiel um Platz fünf.
Das sagt Christian Prokop zur Kritik gegen seine Person
Prokop selber erregte die Diskussion um seine Person auch enorm: „Ich finde es schon ein Unding. Wir haben uns weiterentwickelt. Und wenn man so gegen Kroatien spielt, mit all den Ausfällen, und dann wird diese Diskussion aufgemacht. Das ist sehr bitter. Wir haben sechs Ausfälle, deshalb ist es schon lobenswert, wie diese Mannschaft sich ins Turnier gekämpft hat.“
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Laut Hanning wird Prokop also das Team weiter betreuen. Und hoffentlich die Olympia-Qualifikation packen.