• Der Pädagogische Leiter des Jesus Centers, Pascal Heberlein, mit dem Bollerwagen voller Spielzeuge im Flora-Park.
  • Foto: Marius Röer

Zwischen Graffiti und Dealern: Das Jesus Center kümmert sich um die Kinder der Schanze

Sternschanze –

Mit einem Bollerwagen voller Spielzeug fing vor mehr als 20 Jahren alles an – jetzt ist das Jesus Center am Schulterblatt das Herz der offenen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aus der Schanze. Doch es geht nicht nur um die reine Beschäftigung, sondern darum, eine Schulter zum Anlehnen, sozusagen eine zweite Familie zu bieten.

Zwischen Graffiti und Dealern tobten schon vor 20 Jahren die Kinder auf den Grünflächen und Spielplätzen des Flora-Parks umher. Das Jesus Center machte es sich schon damals zur Aufgabe, die Kinder im Viertel abzulenken, zu bespaßen und ihnen mit einem Bollerwagen voller Spielzeug eine Anlaufstelle zu bieten. „Das ist auch heute noch Teil unserer Arbeit“, sagt Pascal Heberlein, Pädagogischer Leiter der offenen Arbeit.

Doch dabei ist es längst nicht geblieben. Neben Nachhilfe und Lernförderung durch eine ausgebildete Lerntherapeutin geht es hauptsächlich darum, die junge Generation auf ihrem Weg in ein zufriedenes und möglichst sozial verträgliches Leben zu begleiten. Bedeutet, die Kinder und Jugendlichen von kriminellen Möglichkeiten des Geldverdienens fernzuhalten.

Hamburg: Reale Vorbilder statt Influencer und Rapper

„Durch die reichen Influencer und die Texte und Videos der Lieblings-Rapper entsteht häufig der Eindruck: Geld ist Macht“, erklärt Heberlein. Wo das Geld herkommt, ist dann eher Nebensache. Das Jesus Center möchte reale Vorbilder schaffen, die in vielen Familien nicht vorhanden sind. Sie zeigen den jungen Menschen neue Betrachtungsmöglichkeiten. Zum Beispiel in Bezug auf die Notwendigkeit eines legalen Jobs, oder das wankende Frauenbild einiger Halbstarker.

Pascal Heberlein im „Tobezimmer“ des Jesus Center.

Pascal Heberlein im „Tobezimmer“ des Jesus Centers. Hier können sich die Kinder und Jugendlichen beim Kampfsport austoben und ihre Grenzen kennenlernen.

Foto:

Marius Röer

Ein wichtiger Part sind die monatlichen Familienessen. „Ehrenamtliche Omis kochen gesundes Essen für die Kinder und ihre Familien“, sagt der 34-Jährige. „Es geht nicht nur darum, dass die Kinder gesundes beziehungsweise überhaupt eine warme Mahlzeit bekommen, sondern auch um die Tischgesellschaft.“

Hamburg: Ausflüge und Reisen gehören auch zur Arbeit des Jesus Center

Ausflüge ins Schwimmbad, Freizeitpark oder kleine Reisen in die Lüneburger Heide oder an die Ostsee gehören gerade im Sommer ebenfalls zur Arbeit des Jesus Centers. „Viele sind noch nie aus Hamburg raus gekommen, außer vielleicht in ihre Heimatländer“, sagt Heberlein. Sie wollen mit den Ausflügen den Horizont der Kinder erweitern. „Natur erleben ist für viele etwas ganz Neues.“

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„Ich möchte, dass die Kinder innerlich groß werden“, sagt Heberlein. Jeder habe das Recht auf eine individuelle Förderung. Es komme immer darauf an, was bringen die Kinder mit, wie ist das Umfeld und was können wir ihnen mitgeben, erklärt er. Sie sind Tröster bei Liebeskummer, Berater bei Lebensentscheidungen – wie der große Bruder oder das Tagesbuch. Die Kinder und Jugendlichen vertrauen den Mitarbeitern des Jesus Centers. Und das ist die Grundlage ihrer Arbeit. 

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