Mann griff mit Bibel an: Bloggerin erlebte Horror – jetzt hat sie klare Forderung
Frankfurt –
Rassismus ist ein ernst zu nehmendes Problem in Deutschland. Das ist nicht nur Fakt, sondern spiegelt auch die Meinung von Zara Todil wider.
Die 25-jährige Bloggerin und Psychologin musste zuletzt eine furchtbare Erfahrung machen: Ein Mann schlug ihr in der Bahn mit einer Bibel auf den Kopf, sie musste sofort ins Krankenhaus – und das nur, weil sie Muslima ist.
Bloggerin Zara wird in Bahn rassistisch angegriffen
Zara Todil begeistert fast 55.000 Menschen (Stand: 01. März 2020) bei Instagram. Sie berichtet von ihren Erlebnissen, gibt ihre Meinung wieder, bezieht Stellung, gibt private Details preis.
Das, was ihr am 7. Februar passierte, wollte sie zunächst gar nicht teilen. Die Wunde sitzt immer noch tief. Die Bloggerin war an dem Tag im Zug von Gießen nach Frankfurt unterwegs, setzte sich auf einen freien Platz, hörte Musik, lehnte den Kopf an die Scheibe und träumte.
Bloggerin Zara berichtet: „Er kam von hinten an und hat geschrien”
Da passierte der Horror: Ein 53-jähriger Mann attackierte sie von hinten, schlug ihr mit einer Bibel auf den Kopf. „Er kam von hinten an und hat geschrien: ‚Lies die Bibel!’”, so Zara im Gespräch mit „Focus Online”.
Weitere Beleidigungen, darunter Parolen wie „Ausländer raus” und „du muslimische Hure” folgten. „Ich stand unter Schock”, berichtet Zara.
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Zara war verletzt, hatte eine Wunde an der Stirn. Sie blutete an der Stelle, an der die Bibel des Mannes sie getroffen hatte. Glücklicherweise schritt das Sicherheitspersonal des Zuges ein, andere Fahrgäste halfen, den Mann von ihr fernzuhalten. Der Mann wurde vorläufig festgenommen, Zara kam ins Krankenhaus. Die Polizei bestätigte den Vorfall im Anschluss.
Bloggerin Zara wird angegriffen, weil sie Muslima ist
Und das alles nur, weil sie Muslima ist? Woher der Mann über ihre Abstammung Bescheid wusste, ist ihr bis heute ein Rätsel. Zara trägt kein Kopftuch, ist in Deutschland geboren und aufgewachsen.
Über die Sache zu reden, das fiel ihr anfangs sehr schwer. Obwohl es nicht das erste Mal war, dass Zara mit Rassismus im Alltag zu tun hatte.
„Als Mensch mit türkischen Wurzeln wird man bis heute von einem Großteil der Menschen in diesem Land nicht als Deutscher gesehen – selbst, wenn man hier geboren und aufgwachsen ist”, so Zara.
Bloggerin Zara wird ständig mit Alltagsrassismus konfrontiert
„Wie oft ich mir schon anhören musste: ‚Oh, Sie sprechen aber sehr gut Deutsch‘ oder ‚für mich bist du wirklich wie eine Deutsche‘. Viele meinen das gar nicht böse, aber verstehen nicht, dass Aus- und Abgrenzung mit solchen Äußerungen schon beginnt.”
Als Zara dann doch den Mund aufmacht und von der furchtbaren Tat erzählt, tut sie das, weil sie auf Rassismus aufmerksam machen will. Auch angesichts der furchtbaren Tat in Hanau, wo ein Mann erst neun Menschen in einem Shisha-Café und anschließend seine Mutter und sich selbst erschoss (hier lesen Sie mehr).
Zara hat Angst, dass besagter Täter zu einem Helden in der rechten Szene werden könnte, dass es zu Nachahm-Taten kommen könnte.
Bloggerin Zara hat klare Forderungen an Deutschland
„Diese ganze Hetze, die jahrelang aufgebaut worden ist und die ständige Verbindung zwischen Terror und dem Islam hat dazu geführt, dass es überhaupt so Täter wie Tobias R. gibt”, erklärt sie..
Damit müsse nun endlich Schluss sein! Rassismus sei ein gesamtgesellschaftliches Problem.
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Was Zara nun fordert: zunächst mehr Verantwortungsbewusstsein von Menschen, die privilegiert genug sind, selbst nicht diskriminiert zu werden. Wenn man im Kleinen anfange, rassistischen Bemerkungen im Alltag Konter zu geben, trage man schon dazu bei, die Situation in Deutschland zu verbessern.
Bloggerin Zara fordert Änderung im Bildungssystem
Den Opfern von Hanau und ihren Angehörigen mit Mahnwachen Solidarität zu zeigen, das findet Zara gut. Reichen tue das aber noch lange nicht.
Laut Zara muss sich auch das Bildungssystem in Deutschland ändern. Schüler müssen von klein auf besser aufgeklärt werden.
„In unseren Schulen sollte viel mehr zur Sprache kommen, wie man mit Rassismus und kulturellen Unterschieden umgeht”, so die 25-Jährige. „Ich wünsche mir ein Deutschland, das bunt und vielfältig ist.” (ta)