• Sie wollen die Abschiebung verhindern: Tanja Noack (l.) und Max Maas (r.) setzen sich für ihren Freund Mohammad Jaffari (Mitte) ein.
  • Foto: Privat.

#Momobleibt : So kämpfen Hamburger gegen die Abschiebung ihres Freundes

Mohammad Jaffari ist das Paradebeispiel gelungener Integration. Er spricht fließend Deutsch, hat viele Freunde und hat eine abgeschlossene Ausbildung. Doch all das spielt keine Rolle, denn die Behörden glauben ihm nicht, dass er im Iran aufgrund seines Glaubens verfolgt wird. Auch wenn die Lage aussichtslos erscheint, kämpfen seine Freunde dafür, dass ihr Freund Momo bleiben darf. 

Mit der Kampagne #momobleibt versuchen Tanja Noack und ihre Freunde, die Abschiebung des 28-jährigen Wahlhamburgers zu verhindern. Innerhalb weniger Tage haben mehr als 5000 Unterstützer die Petition für ihn unterschrieben. Ein kleiner Hoffnungsschimmer in einer Zeit, in der fast jede Hoffnung auf ein Happy End der Resignation weicht.

Mohammad Jaffari konvertiert zum Christentum

Jaffaris Geschichte geht so: Er wächst bei seiner alleinerziehenden Mutter in der iranischen Stadt Karadsch auf, nach der elften Klasse bricht er die Schule ab und beginnt zu arbeiten. Über einen Freund erfährt er vom Christentum, Jaffari will mehr wissen. Heimlich kauft er sich eine Bibel, besucht eine private Hauskirche. Ein gefährliches Unterfangen, denn als Iraner ist man in aller Regel von Geburt an Moslem. Menschen, die im Iran zum Christentum konvertieren, droht schlimmstenfalls die Hinrichtung.

Kurz nach seinem ersten Besuch in einer Hauskirche wird Jaffari von einer Handvoll Männern überfallen. Zwei Narben auf seinem Brustkorb sind das stumme Zeugnis des Überfalls, den er fast mit seinem Leben bezahlt hätte. „Die Verletzung war so schlimm, dass ich fast eine Minute tot war“, berichtet er im Gespräch mit der MOPO.

Vorfall im Iran: Jaffari fast zu Tode geprügelt

Für ihn ist klar, dass der Angriff im Zusammenhang mit seinem Interesse am Christentum steht. „Ich habe mich gefragt, mit wem ich Stress hatte“, sagt er. Die Antwort: mit niemandem. Jaffari flüchtet in die Türkei, doch er will in ein Land, dass nicht in den Iran abschiebt. Über die Balkan-Route landet er im Juni 2015 nach einer beschwerlichen Flucht in Tötensen, im Landkreis Harburg.

2017 hat er sein Interview mit der Behörde. Von den Fragen nach der Bibel lässt sich Jaffari verunsichern. Im anschließenden Gutachten, das der MOPO vorliegt, heißt es unter anderem: „Dass er die Bibel von Anfang bis Ende durchgelesen hat macht deutlich, dass er sich nicht vertieft mit der Bibel befasst hat. Denn sonst wüsste er, dass die Bibel kein normales Buch ist, das man von Anfang bis Ende durchliest“. Eine mindestens seltsame Begründung.

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Mittlerweile sind Jaffaris Möglichkeiten, Widerspruch einzulegen ausgeschöpft. In den nächsten Tagen erwartet er seinen Abschiebebescheid, spätestens dann könnte er jederzeit in Abschiebehaft geraten. Und das, obwohl er sich gerade auf eine Erzieherausbildung beworben hat, die im August beginnen soll. Mithilfe eines Anwaltes versuchen Jaffaris Freunde nun eine Ausbildungsduldung für ihren Freund zu bekommen.

#momobleibt – Hamburger droht im Iran die Todesstrafe

Ein weiterer Grund bereitet ihnen allen Sorgen: Seit Jaffari in Hamburg lebt, rappt er und schreibt Gedichte. Ein regimekritischer Song, auf iranisch gerappt, hat zehntausende Streams auf Spotify, mehr als 60.000 mal wurde dasselbe Lied auf einem regimekritischen Telegram-Kanal angehört. Ob als Christ oder als politischer Gegner, wenn Jaffari abgeschoben werden sollte, geht das für ihn sehr wahrscheinlich nicht gut aus. Für ihn steht deshalb fest: „Ich gehe nicht mehr zurück“.

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Mit der Petition versucht Tanja Noack, „Leute zu erreichen, denen mehr zugehört wird, als Menschen wie Momo.“ Momos Freund Max Maas sagt: „Im Notfall kette ich mich an seinen Fuß damit er nicht abgeschoben wird.“

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