Bunker-Abriss: Hier sollen Sozialwohnungen entstehen – doch Mieter stellen sich quer
Ottensen –
Seit 2015 ist der Bau von 47 Sozialwohnungen an der Behringstraße in Ottensen geplant. In dem beliebten Stadtteil sind günstige Wohnungen kaum zu ergattern. Doch der für den Neubau nötige Abriss eines Luftschutzbunkers und des benachbarten Wohnhauses gestaltet sich schwierig: Drei Mieter leisten Widerstand.
Bei dem Bauprojekt an der Behringstraße handelt es sich um jenen günstigen Wohnraum, der ursprünglich auf dem Zeise-Parkplatz an der Ecke Behringstraße/Friedensallee gebaut werden sollte.
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Doch die Stadt verkaufte das Grundstück an die Investoren „Procom“ und „Quantum“, die statt Sozialwohnungen einen Bürokomplex auf die Fläche stellten. Gegenwind bekam das Bauvorhaben damals von der Bürgerinitiative „Pro Wohnen Ottensen“. Trotz eines Bürgerentscheides, der zugunsten der Sozialwohnungen ausfiel, wurde der Parkplatz zu einer Gewerbefläche.
Im Gegenzug versprachen die Investoren noch im selben Jahr den Bau der Sozialwohnungen in der Behringstraße 38. Der Luftschutzbunker, der auf dem Grundstück steht, sollte abgerissen werden.
Allerdings gestaltet sich dieses Vorhaben schwieriger als zunächst angenommen: Das benachbarte Wohngebäude der SAGA ist statisch auf die tragende Wand des Bunkers angewiesen. Somit kann der Bunker nicht ohne das benachbarte Haus abgerissen werden. Die SAGA erklärte sich mit dem Abbruch einverstanden, doch einige Mieter wehren sich seit Jahren gegen einen Umzug.
Ottensen: Mieter wehren sich gegen Abriss
Von 14 Mietparteien sind inzwischen fünf ausgezogen. Drei Parteien weigern sich, Ersatzwohnungen der SAGA anzunehmen. Die Mieter sind brüskiert: „Seit zehn Jahren nimmt die SAGA hier fast keine Reparaturen mehr vor. Nur das allernötigste wird gemacht. Ein älteres Ehepaar war fast eine Woche lang ohne Warmwasser,“ so Handan Buldur, Bewohnerin des Hauses im Gespräch mit der MOPO. Sie vermutet: „Die SAGA will uns vertreiben“.
Michael Ahrens, Sprecher der SAGA, sagt zur MOPO: „Bis zum Abbruch führt die SAGA Unternehmensgruppe weiterhin alle Instandhaltungen zur Verkehrssicherung des Gebäudes durch.“ Zudem würden den Mietern adäquate Ersatzwohnungen angeboten und Umzugskosten übernommen. Bei Fertigstellung hätten die Mieter ein Rückkehrrecht in eine der neu gebauten Wohnungen. Der Unternehmensgruppe sei an einer einvernehmlichen Lösung gelegen.
Hamburg: Mieter kritisieren die SAGA
Doch Buldur, die seit über 30 Jahren in dem Haus wohnt, ist empört: „Es ist nicht so, als seien wir nicht zu einem Umzug bereit. Und wir wollen auch nicht mehr als wir aktuell haben.“ Allerdings seien die Wohnungsangebote der SAGA inakzeptabel. Handan Buldur wohne zurzeit in einer Drei-Zimmer Wohnung. Das Wohnungsunternehmen biete ihr bei einer Rückkehr in die Behringstraße eine 1,5-Zimmer Wohnung an. Die sei nicht nur kleiner, sondern auch noch etwas teurer.
Zudem wäre ihr keine adäquate Ersatzwohnung in einer anderen Lage in Ottensen angeboten worden. Die Ersatzwohnungen wären an Bahngleisen gelegen oder ohne Tageslicht. „Die ganzen Angebote entsprechen in keinem Fall meiner jetzigen Wohnsituation.“
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Ahrens will sich auf Nachfrage der MOPO nicht zu den Einzelheiten äußern und sagt: „Wir sind der Ansicht, dass diese Gespräche in vertrauter Runde zwischen Mieter und Vermieter geführt werden müssen.“