Eigentümer verhindert Sanierung: Hamburg: Riesenzoff um eine verfallene Lackfabrik
Rahlstedt –
Die Wandse plätschert munter vor sich hin, fließt um umgestürzte Bäume herum. Vögel sitzen auf den Ästen und zwitschern. Eigentlich ist das Areal zwischen Altrahlstedter Kamp und Wandseredder ein kleines Naturparadies unweit des Rahlstedter Zentrums. Ja, wenn da nicht die verfallene Ruine der alten Lackfabrik wäre. Die rottet seit Jahren vor sich hin – und ein einzelner Eigentümer blockiert alle Entwicklungspläne.
Schon 1309 wurde das Grundstück an der Wandse erstmals urkundlich erwähnt. Laut Rahlstedter Kulturverein stand hier damals nämlich die Loher Mühle. Um 1909 nahm die „Arostal Norddeutsche Lackfabrik Max Lichtenberg“ ihren Betrieb auf. Fast 100 Jahre wurde dann gearbeitet, bis 2005 die Produktion eingestellt wurde. 2006 kam es nach einer Insolvenz zur endgültigen Schließung der Fabrik.
Eigentümer des Grundstücks ist eine dreiköpfige Erbengemeinschaft. Zwei der Erben waren sich 2018 schon mit einem Investor einig. Der wollte die Ruine abreißen und auf beiden Seiten der Wandse 14 Reihenhäuser bauen. Denn das Grundstück umfasst auch ein Gebiet am alten Mühlenteich gegenüber der Fabrik. Außerdem sollte die Wandse-Brücke erneuert und der Wanderweg an dem Flüsschen, das Namensgeber für Bezirk und Stadtteil ist, verlängert werden. Doch der dritte Eigentümer stellte sich quer.
Der Rahlstedter SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Ole Thorben Buschhüter beschäftigt sich seit Jahren mit dem „Lost Place“. Er sagt: „Das Thema Lackfabrik muss endlich zu einem guten Ende geführt werden. Doch der eine Eigentümer hat unrealistische Erwartungen, er will mit dem praktisch wertlosen Grundstück noch Geld verdienen.“ Moment mal, ein Grundstück mitten in Hamburg „wertlos“ und das in Zeiten des Immobilienbooms?
Der Politiker verweist auf den verseuchten Boden, der komplett ausgetauscht werden muss. Bei Untersuchungen auf dem Fabrikgelände sind diverse, auch krebserregende Stoffe im Erdreich festgestellt worden. Darunter befinden sich Benzol, Cyanide und Schwermetalle wie Blei. Die Beseitigung dieser gefährlichen Altlasten kostet Millionen, der nötige Betrag dürfte den Grundstückswert deutlich überschreiten.
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Das wiederum will einer der Eigentümer nicht einsehen. Inzwischen läuft deswegen bereits ein Gerichtsverfahren zwischen den Erben – und im Bezirk fordern einige eine Enteignung.