Es geht los mit den Impfungen: Hausärzte mit dringendem Appell an alle Hamburger
Die Impfkampagne nimmt weiter Fahrt auf: In Hamburg werden derzeit rund 20.000 Biontech-Impfdosen an Hausarztpraxen ausgeliefert. Die Kassenärztliche Vereinigung bittet alle Patienten, von Anrufen in den Praxen abzusehen. Zunächst werden Alte und Schwerkranke geimpft. Die Betreffenden werden von den Praxen ausgewählt und eingeladen.
Einer der Hausärzte, die ab sofort Teil der Impfkampagne sind, ist Kai-Uwe Helmers. 48 Dosen Biontech hat er für seine Ottensener Praxis bestellt, nur 30 hat er bekommen. In den kommenden Wochen soll die Impfmenge für Deutschland deutlich erhöht werden. „Wir sind alle gerührt und aufgeregt, dass es jetzt losgeht,“, sagt der Mediziner zur MOPO: „Wir würden gerne alle impfen, aber jetzt fangen wir erst einmal an und retten Menschenleben.“
Dass der Impfstoff zunächst weiterhin Mangelware ist, schmälert aus seiner Sicht die Bedeutung keinesfalls: „Wenn jeder Hausarzt wenigstens seine Sorgenkinder impfen kann, ist schon viel gewonnen.“
Noch am Dienstagnachmittag bekam die erste Patientin die ersehnte Impfung. Helmers hat sie ausgewählt, eine 73-Jährige mit mehrfachen Vorerkrankungen. Welche ihrer Patienten auf Grund von Alter und Krankheit am dringendsten vor Covid 19 geschützt werden müssen, entscheiden die Ärzte selbst. Im Impfzentrum bekommen derzeit nur Menschen ab 75 Jahren sowie die besonders gefährdeten Berufsgruppen einen Termin.
Hamburger Hausärzte verimpfen Biontech
Biontech ist ein anspruchsvoller Stoff, der nicht nur gekühlt werden muss, sondern auch keine Erschütterungen verträgt. Man darf ihn bei der Aufbereitung mit Wasser nicht schütteln, sondern nur drehen. „Das ist jetzt learning by doing für uns“, sagt Helmers. Für eventuell anfallende zusätzliche Dosen gibt es eine Liste mit Patienten, die schnell vor Ort sein können.
Diskussionen, welchen Impfstoff sie bekommen, habe es mit seinen Patienten nicht gegeben, sagt Helmers: „Alle freuen sich. Das sind hochgefährdete Patienten, die hätten sich auch mit AstraZeneca impfen lassen.“
Mit Videos und einem Seminar, das das Impfzentrum gibt, werden die Hausärzte nun auf die Handhabung des empfindlichen Stoffes vorbereitet.
Hausärzte: Impfungen bei Hausbesuchen
Auch Dr. Björn Parey vom Vorstand des Hausärzteverbandes zeigt sich erfreut: „Die Patienten fragen schon seit Monaten“, erklärt Parey. Jetzt könnten bei Hausbesuchen auch die über 80-Jährigen geimpft werden, die zuhause gepflegt werden und nicht ins Impfzentrum fahren können. Sein dringender Appell an alle Hausarzt-Patienten: „Bitte sehen Sie von drängelnden Bitten auf bevorzugte Impfungen ab. Lassen Sie uns impfen, statt zu diskutieren.“
Hausärzte impfen: Dringende Bitte: Nicht in den Praxen anrufen!
Walter Plassmann, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg, spricht auf der Pressekonferenz davon, dass das Impfen „dahin zurückkehre, wo es hingehört: in die Praxen.“ Die Hausärzte seien „angehalten“, sich an die Impfreihenfolge zu halten, gleichzeitig fordert Plassmann, dass die Verordnung „großzügig“ ausgelegt werden dürfe, weil die Ärzte am besten wissen, wer ihrer Patienten am dringendsten Schutz vor einer Infektion bedarf. Heißt etwa: Eine 69-Jährige mit Übergewicht und Lungenerkrankung wird eher geimpft als ein fitter, schlanker 75-Jähriger.
Hamburger Hausärzte verimpfen Biontech-Impfstoff
Da zunächst nur der Impfstoff von Biontech an die rund 1200 Hamburger Hausarztpraxen ausgeliefert wird, ist Eile geboten: Das Vakzin wird im Großhandel bei -75 Grad gekühlt und ist nach der Entnahme rund 120 Stunden bei Kühlschranktemperatur haltbar.
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Der derzeit ausgelieferte Impfstoff muss also bis Freitag verimpft werden. Es werden keine Ampullen für Zweitimpfungen zurück gelegt. Angebrochene Ampullen mit sechs Dosen müssen binnen zwei Stunden aufgebraucht werden.
Impfungen: Hausärzte haben den Vortritt
Da derzeit nur 940.000 Dosen pro Woche für alle deutschen Arztpraxen zur Verfügung stehen, sollen Fachärzte den Hausärzten zunächst den Vortritt lassen. Sobald mehr Impfstoff auf dem Markt ist, werden auch Fachärzte einsteigen, dann könnten in Hamburg bis zu 2.500 niedergelassene Ärzte impfen.
Wann die Reihenfolge (zunächst die Alten sowie gefährdete Berufsgruppen und Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen) gelockert wird, dazu wagt Walter Plassmann keine Prognose: „Zunächst werden wir mit der Altersgruppe über 75 genug zu tun haben.“
Das Impfzentrum wird noch bis 30. Juni offenbleiben. Alle, die ihre Erstimpfung in den Messehallen bekommen haben, sollen auch für den zweiten Termin dort hinkommen.