• Thomas Hirschbiegel vor dem Impfzentrum Messehallen.
  • Foto: Patrick Sun

Ich war einer von 24.000: Ein MOPO-Reporter über seine plötzliche Impfung

St. Pauli –

Sechs Richtige im Lotto hätten mich kaum glücklicher machen können: Ich (61) war einer von 24.000 älteren Hamburgern, die kurzfristig einen Impf-Termin mit Astrazeneca im Impfzentrum auf dem Messegelände an der Lagerstraße bekommen haben. Lesen Sie hier, was ich dort erlebt habe und wie es mir nach der Impfung ging.

Ü-60 – irgendwie unwirklich für mich, schon zu dieser Gruppe zu gehören. Und der erste Mitarbeiter, mit dem ich in einem Schalter auf dem Parkplatz vor den Messehallen Kontakt hab, sieht das auch so. „Sind Sie wirklich schon über 60?”, fragt er misstrauisch. Ich zücke meinen Personalausweis und darf durch. Endlich ist Alter mal ein echter Vorteil im Leben. Nur wer älter als 60 ist, konnte per Hotline oder im Internet ab Montag einen Impftermin von Mittwoch bis Freitag ergattern.

Corona-Impfung in Hamburg: Aufregung vor dem Pieks

Und nun steh ich hier und bin aufgeregt. So aufgeregt, dass mir unbemerkt sogar der Personalausweis aus meiner Mappe fällt. Eine ältere Dame sieht es und ruft hinter mir her. Uff, nochmal Glück gehabt. Dann geht es zur Taschenkontrolle. Ich habe nichts Böses dabei und dann steh ich schon am Eingang zur riesigen Messehalle, werde in Wartelinie D eingewiesen. Ein bisschen wie im Flughafen, nur das es hier alles zack-zack geht. Nach ein paar Minuten bin ich dran und ein junger Mann in einem Schalter prüft nochmal meine Impfberechtigung und reicht mir ein paar Formulare, die ich mit dem Arzt durchgehen soll.

Ich werde in eine Art Warteraum geführt und nehme Platz. Nach ein paar Minuten öffnet sich Tür 2 und der Arzt bittet mich hinein. Wir gehen kurz die üblichen Fragen durch: Allergien? Haben Sie aktuell Fieber? Welche Medikamente nehmen Sie? Dann ein paar Unterschriften, dass ich mit einer Impfung mit AstraZeneca einverstanden und aufgeklärt worden bin. Fragen habe ich keine, ich würde auch Sputnik nehmen, Hauptsache Impfung!

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Dann kommt eine Mitarbeiterin rein und reicht dem Doktor ein Tablett mit Spritzen. Ich lache: „Ganz frische Ware!“ Der Doktor grinst auch und fragt: „Welchen Arm wollen Sie?” Ich zieh den Pulli am rechten Arm hoch und schon habe ich meine Impfung.

Stolz blicke ich auf den Stempel in meinem Impfpass und werde zum „Ruheraum” geleitet. 15 Minuten soll man nach der Impfung warten, Wasser wird gereicht. Dann geht es zum Ausgang. Ein letztes Mal checkt ein netter Mitarbeiter die Unterlagen und dann ist man ausgecheckt. Hurra! Ich bin geimpft.

Impfen in Hamburg: Schmerzen wie Muskelkater

Zuhause mach ich dann erstmal einen verlängerten Mittagsschlaf und warte gespannt auf die Folgen der Impfung. Am Mittwoch merke ich aber kaum was. Der Schlaf in der Nacht war ziemlich unruhig, die rechte Seite, wo ich geimpft wurde, schmerzt leicht, etwa so wie bei einem Muskelkater. Am nächsten Morgen brauche ich dann erstmal einen doppelten Kaffee, um in die Gänge zu kommen. Ich schlendere auf den Wochenmarkt, kaufe Blumen für den Balkon. Die Treppen bis zu meiner Wohnung fallen dann schon schwer. Oben erstmal wieder hinlegen. Ich fühl mich so, als hätte ich die Nacht durchzecht. Aber Schmerzen? Bis auf ganz leichte Kopfschmerzen, nichts.

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Den Donnerstag verbring ich faul zu Hause, lümmel viel auf dem Sofa rum. Abends guck ich noch eine Reportage von RBB. Die Kollegen haben Corona-Kranke auf der Intensivstation der Klinik Charité in Berlin längere Zeit begleitet. Ein Horror, die armen Menschen, deren Leben kürzester Zeit auf den Kopf gestellt wurde. Sie haben furchtbare Zukunftsängste, ja Todesangst. Der hervorragende TV-Beitrag bestärkt mich nochmals. Die Impfung war eine der besten Entscheidungen meines Lebens.

Video: Senat stellt Impfkonzept in Hamburg vor

Nach neun Stunden Schlaf wach ich am Freitag auf und fühl mich bestens. Nicht nur körperlich, auch psychisch. Der erste Schritt wieder in ein ganz normales und schönes Leben. Ich freu mich schon auf die zweite Impfung im Juli und die Mitarbeiter des Impfzentrums, die einen Super-Job machen.

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