Kaum ein Hamburger kennt sie: Abgeschiedene Sinti-Siedlung soll endlich saniert werden
Wilhelmsburg –
Auch als Teil einer Wiedergutmachung für die Verbrechen des Nationalsozialismus an Sinti und Roma baute die Stadt Hamburg vor fast 40 Jahren die Sinti-Siedlung am Georgswerder Ring. Nun soll das in die Jahre gekommene Wohnquartier laut „WamS“ umfassend saniert werden. Laut Stadt wohnen dort derzeit 150 Menschen.
Die kleine Siedlung am Georgswerder Ring kennt kaum ein Hamburger. Die 45 einstöckigen Zweifamilienhäuser liegt etwas versteckt in einer Stichgasse am Niedergeorgswerder Deich nahe des Energiebunkers. Hier wohnen viele Sinti-Familien in kleinen Zweifamilien-Häusern entlang der Ringstraße. Seit dem Tod des Familienoberhauptes Emil Weiß vor drei Jahren ist in Hamburg nicht mehr viel zu hören aus der Siedlung.
Nun will die Stadt die Wohnhäuser und die Gewerbeflächen sanieren. „Allein für die Neugestaltung der Gewerbeflächen rechnen wir mit Kosten in Höhe von mehreren Millionen Euro“, sagte Petra Lotzkat, Staatsrätin der Sozialbehörde der „Welt am Sonntag“. Die internen Abstimmungen laufen, am Ende entscheidet die Hamburgische Bürgerschaft.
Sinti-Siedlung in Hamburg: Städtischer Eigentümer soll wechseln
Die Siedlung im Georgswerder Ring in Wilhelmsburg war 1982 auch als ein erster Versuch einer Wiedergutmachung für die Verbrechen der Nazis an Sinti und Roma errichtet worden. Viele der rund 150 Bewohnerinnen und Bewohner des Rings sind Kinder und Enkelkinder von Holocaust-Opfern und Überlebenden. 1982 errichtete die Stadt die Wohnsiedlung, davor wohnten die Sinti im Süden verstreut auf öffentlichen Flächen, in Wohnwagen und Behelfsheimen aus der Nachkriegszeit.
Das könnte Sie auch interessieren:In der HafenCity Hamburgs Sinti sind geschockt über diesen Mieter
Zur Umsetzung der Sanierung soll die SAGA die Siedlung nun abgeben. „Der städtische Anbieter Fördern und Wohnen soll die Häuser am Georgswerder Ring der Saga abkaufen, die Verhandlungen sind schon weit fortgeschritten“, sagte Lotzkat. „Fördern und Wohnen“ verwaltet auch die Einrichtungen für Menschen, die von Wohnungslosigkeit bedroht sind und das Winternotprogramm.
Hamburgs Sinti: „Die Stadt hat die Menschen alleingelassen.“
Der Landesvorsitzende des Verbands Deutscher Sinti und Roma in Schleswig-Holstein und Vermittler für Hamburg, Matthäus Weiss, sagte der Zeitung: „Die Stadt hat die Menschen hier über Jahrzehnte alleingelassen. Es hat niemanden interessiert.“
Das könnte Sie auch interessieren:Hamburgs vergessenes Viertel: Georgswerder
Ein Veränderungsprozess passiere nicht über Nacht. „Es braucht Zeit, damit das Vertrauen zur Stadt wieder wächst.“ (hb/san)