Trotz Kollision : Boris Herrmann wird Fünfter – sogar Greta Thunberg gratuliert!
Bis kurz vor dem Ziel konnte der Hamburger Segler Boris Herrmann auf einen historischen Sieg bei der Vendée Globe, dem Segelrennen um die Welt, hoffen. Doch der Zusammenstoß mit einem Fischerboot machte die Chancen, als erster Deutscher dieses Rennen zu gewinnen, zunichte. Herrmann wurde Fünfter – angesichts des dramatischen Unfalls eine Sensation!
Nach dem Drama kurz vor Ende seiner Hatz über die Weltmeere hat Solo-Segler Boris Herrmann endlich das Ziel bei der Vendée Globe erreicht. Einige Stunden nach der Kollision mit einem Fischerboot kreuzte der Hamburger am Donnerstagvormittag mit seiner stark beschädigten „Seaexplorer“ die Ziellinie vor dem französischen Les Sables-d’Olonne.
„Ich bin absolut glücklich! Mit dem Rennen, mit dem Resultat, mit allem“, sagte Herrmann. Zuvor hatte er seine sieben Monate alte Tochter Marie-Louise und seine Frau Birte nach 80 Tagen, 14 Stunden, 59 Minuten und 45 Sekunden endlich wieder in die Arme schließen können. Wegen einer Zeitgutschrift von sechs Stunden war der 39-Jährige vorerst auf dem vierten Rang geführt worden, letztlich wurde er Fünfter.
Boris Hermann wird Fünfter: Hamburger Segler bei der Vendée Globe
Dabei stand der Hamburger kurz vor einer absoluten Sensation. Als erster deutscher Segler war er seit dem 8. November im Rahmen der Vendée Globe auf den Weltmeeren unterwegs.
Am Abend vor seiner Zielankunft waren seine Hoffnungen auf den Sieg vor den letzten etwa 90 der insgesamt 28.000 Seemeilen jedoch an einem spanischen Fischerboot zerschellt. „Das war der schlimmste Alptraum“, hatte er einige Stunden nach der unheilvollen Begegnung berichtet.
Kollision kurz vor dem Ziel: „Es waren echte Schockmomente“
Während der Franzose Yannick Bestaven zum Sieger erklärt wurde, hatte Hermann gerade sein persönliches Drama auf See erlebt. Er war durch den Zusammenstoß aus dem Schlaf gerissen worden.
„Ich habe an einer riesigen Wand hochgeschaut“, schilderte Hermann die bangen Momente. Unter anderem verfing sich sein Vorsegel in den Kränen des Fischerbootes und einer seiner Tragflügel brach. „Es waren echte Schockmomente“, erzählte er. Zu seinem Glück schob sich seine Yacht am Fischerboot vorbei und der Mast blieb stehen.
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Er und die Besatzung des anderen Schiffes blieben glücklicherweise unverletzt. Doch statt Historisches zu schaffen und bei der neunten Auflage des Rennens als Erster die Vormachtstellung der Franzosen zu durchbrechen, musste er wegen der erheblichen Schäden an seiner Yacht mit reduzierter Geschwindigkeit die Reise fortsetzen.
Herrmann ratlos: Radar hatte ihn nicht gewarnt
Warum Herrmanns Alarmsysteme versagten und ihn nicht rechtzeitig warnten, konnte er sich vorerst auch nicht erklären. „Wie kann das Radar das Schiff nicht erkennen?“, sagte der Segler mit einer Mischung aus Ratlosigkeit und Entsetzen. Die Schutzsysteme der millionenteuren Hightechyachten sind eigentlich hypersmart und hatten während des kräfteraubenden Rennens problemlos funktioniert.
Zeitgutschrift hätte womöglich für Sieg gesorgt: Herrmann war an Rettungsmission beteiligt
Zum Zeitpunkt des Vorfalls war er Dritter und dank seiner Zeitgutschrift in einer guten Position auf den Sieg gewesen. Hermann und auch der Sieger Bestaven hatten jeweils Gutschriften von der Wettfahrtleitung wegen ihrer Beteiligung an der Rettungsmission für den schiffbrüchigen Kevin Escoffier in der Nacht vom 30. November auf den 1. Dezember erhalten.
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Dem ebenfalls beteiligten Jean Le Cam wurden sogar 16:15 Stunden zugesprochen. Er konnte am Donnerstagabend noch Hermann vom vierten Platz verdrängen.
Boris Herrmann: In Deutschland wie ein Held gefeiert
Doch trotz des verpassten Podiumsplatzes, wurde Herrmann nach seiner Ankunft wie ein Held gefeiert. Greta Thunberg gratulierte ihm beispielsweise auf ihrem Twitter-Account:
Und auch die Hamburger Politik ließ es sich nicht nehmen ihren Helden zu beglückwünschen. Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) twitterte: „Respekt für Ihre Leistung. Viele Grüße aus Hamburg, kommen Sie gut zurück nach Hause!“. Ebenfalls Innen- und Sportsenator Andy Grote (SPD) würdigte Herrmanns Leistung: „Die härteste Solo-Regatta der Welt Vendée Globe allen Widrigkeiten zum Trotz unter den ersten 5 zu beenden, ist eine herausragende Leistung! Wir sind stolz und freuen uns auf ihre Rückkehr nach Hamburg!“.
Auf die Rückkehr nach Hamburg wird sich Boris Herrmann nach den langen Strapazen mit Sicherheit freuen. „Diese 80 Tage waren härter als ich sie mir jemals vorgestellt hätte“, erklärter Herrmann. Die Einsamkeit sei für ihn das mit Abstand schwierigste gewesen. „Die Vendée Globe ist kein Rennen, um Spaß zu haben.“ Es sei eine „menschliche Erfahrung gewesen, aber nicht immer eine einfache.“ Eine erneute Teilnahme ließ der 39-Jährige daher vorerst offen.