Umstrittener Neubau: Palmen-Zoff ums Paulihaus: Darum ist jetzt auch Park Fiction sauer
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St. Pauli –
Der Zoff um den geplanten Neubau neben der Rindermarkthalle reißt nicht ab. Jetzt mischt auch Park Fiction lautstark mit in dem Streit um das „Paulihaus“. Grund sind Palmen, die die Eigentümer in einem Entwurf zu dem neuen Gebäude eingearbeitet haben. Eigentlich sind sie das Markenzeichen der Künstler-Initiative. Seit Jahren zieren die meterhohen Kunst-Palmen die wellige Rasenfläche des Parks auf St. Pauli mit Blick auf die Elbe.
„Die Palmen, die sie in ihrem Entwurf verbastelt haben, die haben sie geklaut. Und zwar von uns“, beginnt ein Offener Brief von Park Fiction an das „Paulihaus“-Konsortium. Darin machen die Initiatoren ihrem Ärger über das geplante Bauprojekt Luft. „Schließlich werden Sie in der Presse ja nicht müde, über ihren an allen Gremien geschickt vorbeigemogelten Büroklotz zu behaupten, es hätte Beteiligungsverfahren gegeben. Das ist bekannterweise nicht so, und deshalb haben sie jetzt Ärger. Mit dem Maharaja. Mit der direkten Nachbarschaft. Mit der Initiative St. Pauli Code JETZT! Mit dem ganzen Stadtteil. Und ab sofort auch mit uns.“
Palmen-Zoff ums „Paulihaus“: Darum ist jetzt auch Park Fiction sauer
Das sechsstöckiges Bürogebäude, das am Neuen Pferdemarkt entstehen soll, ist aus mehreren Gründen umstritten (MOPO berichtete). Zum einen, weil das indische Restaurant „Maharaja“ dem Neubau weichen muss. Zum anderen finden Anwohner, dass der Gebäudekomplex nicht in die Gegend passt und haben Angst, dass so das Karoviertel vom Rest des Stadtteils getrennt würde. Neben der Fällung von Bäumen und einem fehlenden Lärmschutzgutachten kritisieren sie auch die mangelhafte Einbindung der Anwohner.
„Das mit der Beteiligung geht nämlich so“, geht der Brief von Park Fiction weiter: „Mit seiner Idee stellt man sich einer ergebnisoffenen Diskussion. Dann informiert man alle, die das angehen könnte, und deren Schwestern, Eltern, Brüder und Freund*innen. Klingelt an jeder Haustüre. Verteilt Fragebögen und Zeichenblätter, Stifte und Knete. Sammelt all das ein, analysiert es, und kommt zu Ergebnissen, die vielleicht sogar anders sind als das, was man selbst sich gedacht hat. Das alles stellt man öffentlich vor und diskutiert es, wägt gemeinsam ab und kommt so zu einem neuen Entwurf. So haben wir das gemacht – und so sind sie entstanden, die Palmen von Park Fiction. Wir nennen das Wunschproduktion, für andere ist es die intensivste Beteiligung der Welt.“
Park Fiction kritisiert Baugemeinschaft
Park Fiction wirft der Baugemeinschaft unter anderem vor, niemanden gefragt zu haben, sondern sich „einfach hinter den Kulissen“ abgesprochen zu haben, Mieter*innen rausgeworfen, ein Architekturbüro damit beauftragt zu haben „eine dekorative Hülle für die maximal an dieser Stelle mögliche Volumenausnutzung zu zeichnen“ und „sich den Quatsch genehmigen“ zu lassen. „Das, wertes Konsortium, nennt man nicht ‚Beteiligung’ sondern: Enteignung.“
Dem Offenen Brief angeheftet ist eine Bastelanleitung: Der Umriss einer zerbrochenen Fensterscheibe, eines Farbkleckses und einer Aufnahme von Polizeibeamten in schwerer Schutzmontur. Alles zum Ausschneiden.
Dazu heißt es: „Wir fordern Sie, ‚Paulihaus‘-Konsortium, auf, umgehend die Park-Fiction-Palmen aus ihren Entwürfen, Bildern und Publikationen zu nehmen. Stattdessen geben wir Ihnen und ihren Photoshop-Expert*innen die Aufgabe auf den Weg und das Material an die Hand, ein realistischeres Bild ihres Hauses und seiner Zukunft zu malen. Denn schon der Bau, falls es dazu kommt, wird wahrscheinlich weniger von Jubel, als von Polizeiketten begleitet werden. Und ihre Gebäudehülle sollten sie mit den millieutypischen broken windows und colorbombs verzieren“. Der Brief schließt mit den Worten: „Viel Spaß dabei. Und auf gutes Gelingen. Anderswo, und ohne uns.“
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Eine Anfrage der MOPO an die Baugemeinschaft vom „Paulihaus“ blieb bis Freitagnachmittag unbeantwortet. Hinsichtlich einer Beteiligung der Anwohner heißt es jedoch auf dem Internetauftritt vom „Paulihaus“, dass das Vorhaben von Beginn an transparent gewesen sei. Planungen seien demnach „frühzeitig und durchgehend in den Stadtteil kommuniziert“ worden. „Das Projekt wurde in den Quartiersbeiräten Wohlwillstraße und Karolinenviertel vorgestellt und diskutiert, es gab eine Projektwebsite und eine öffentliche Ausstellung der Wettbewerbsergebnisse“, heißt es da. Auch der Infostand in der Rindermarkthalle und die Durchführung einer Online-Beteiligung werden erwähnt.