Ein Beispiel für Nachhaltigkeit : Diese Frau fährt seit über 30 Jahren dasselbe Auto
Bremen –
Als Marion Jaenike 1990 ihren aller ersten Neuwagen kaufte, wusste sie noch nicht, wie lange der weiße Golf 2 ihr Weggefährte bleiben sollte. Doch inzwischen fährt sie den Wagen seit über 30 Jahren – aus Überzeugung. Ein lebendiges Beispiel für Treue, Nachhaltigkeit und Werterhaltung.
Viel Schnick-Schnack gibt es in ihrem geliebten VW Golf 2 nicht – keine elektrischen Fensterheber, keine Einparkhilfe, nicht einmal eine Servolenkung hat der Wagen aus dem Baujahr 1989. „Er fährt sich ein bisschen wie ein Traktor“, erzählt die pensionierte Krankenschwester lachend. Aber das bisschen Kurbeln sei kein Problem, dafür sei sie noch fit genug. Zuerst hatte der „Spiegel“ über Frau Jaenikes spezielle Geschichte berichtet.
Abwrackprämie zum Trotz: Bremerin fährt seit 30 Jahren das gleiche Auto
Der weiße Volkswagen mit dem Schiebedach begleitet sie nun schon über 30 Jahre, doch an ein neues Auto möchte Jaenike trotzdem nicht denken. „Ich bin da sehr treu, ich wechsele nichts, solange ich zufrieden bin“, erklärt die 72-Jährige. Das gelte für Jeans, Friseure, Ärzte und eben auch für ihr Auto.
Auch Abwrack- und Umweltprämien konnten sie da nicht umstimmen – im Gegenteil. „Ich hätte ein völlig intaktes Auto verschrotten müssen, das ist doch absurd!“, findet Jaenike. Statt zum Schrottplatz, fährt die Bremerin lieber regelmäßig mit „Prinz“, wie sie ihr Auto getauft hat, in die Werkstatt ihres Vertrauens. Die hat sich übrigens auch seit Kauf des Wagens 1990 nicht verändert.
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Laut ADAC liegt das Durchschnittsalter der Pkw-Flotte in Deutschland bei etwa zehn Jahren. Mehr als zehn Millionen Fahrzeuge wechseln jedes Jahr den Besitzer – Marion Jaenikes Golf ist also eine deutliche Ausnahme von der Regel. Und damit das auch so bleibt, kümmert sie sich besonders gut um ihren mobilen Gefährten.
Baujahr 1989: „Prinz“ sieht noch aus wie neu
Einmal im Jahr wird der Wagen von ihr persönlich gewachst, das Scheckheft ist vorbildlich geführt. „Ich wollte nie eine Rostbeule fahren“, meint Jaenike. Dass es ein älteres Modell ist, störe sie aber überhaupt nicht.
„Prinz“ bekommt bei der 72-Jährigen eine wahrlich royale Behandlung: der Golf hat gerade einmal 103.000 Kilometer auf dem Buckel, denn Jaenike fährt mit dem Auto nur raus ins Grüne. In der Stadt nutzt sie lieber die öffentlichen Verkehrsmittel, das ist nicht nur nachhaltig, sondern erspart ihr auch die Parkplatzsuche in der Bremer Innenstadt. Zuhause steht dem Oldtimer dann ein Stellplatz in der Tiefgarage zur Verfügung.
30 Jahre, vier Einbrüche, aber nur ein Unfall
In 30 Jahren gab es lediglich einen kleineren Unfall, als Jaenikes Wagen von einem anderen Fahrzeug leicht gestreift wurde. „Die Dame hat ihrer Versicherung damals gesagt, dass sie einen Neuwagen zerkratzt hat, weil das Auto noch aussieht wie neu“, erinnert sie sich im Gespräch mit der MOPO.
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Trotz der einwandfreien Pflege fallen mit dem Alter natürlich immer wieder kleinere Reparaturen an. Die hintere Seitenscheibe musste wegen wiederholten Einbrüchen nun schon viermal ausgewechselt werden. Und die Beschaffung der Ersatzteile für ein so altes Auto ist nicht ganz einfach, eine Ersatzteil-Liefergarantie gibt es seitens Volkswagen nämlich nur rund 15 Jahre.
Beispiel für Nachhaltigkeit: Ersatzteile müssen auch nicht immer nagelneu sein
Doch bisher konnte in ihrem Autohaus in Tarmstedt noch immer eine Lösung gefunden werden. „Zum Glück muss es bei einem 30 Jahre alten Auto auch nicht unbedingt ein reines Neuteil sein“, erklärt Wolf Warncke, Geschäftsführer des Autohauses. „Ein gutes Gebrauchtes Ersatzteil tut’s ja – Nachhaltigkeit und Wiederverwertung eben auch hier.“
All das kostet natürlich auch Geld, doch „Prinz“ deswegen gegen ein neueres Modell einzutauschen, ist überhaupt gar keine Option. „Ich hänge sehr an meinem Auto, das stimmt schon“, gibt Jaenike zu. Und so wird der Golf wohl auch weiter in den Händen seiner Erstbesitzerin bleiben.