• Der idyllische Quellteich der Osterquelle liegt etwas versteckt neben der Elbuferstraße in Geesthacht.
  • Foto: Florian Quandt

„Lost Place“ bei Hamburg: Ein geheimnisvoller Ort: Die Quelle voller Legenden

Geesthacht –

„Kein Trinkwasser“ steht auf dem Schild neben der gemauerten Quelle. Ein kleines Rinnsal kommt da aus einem Rohr. Das Wasser fließt unter einem Steg hindurch und bildet an der Straße einen Teich. Wir befinden uns an der Elbuferstraße unterhalb der Klinik Edmundsthal-Siemerswalde. Willkommen an der Osterquelle in Geesthacht. Ein geheimnisvoller Ort, ein wenig verwunschen. Man findet die Quelle am Geesthang in unmittelbarer Nähe der Elbe. Das stillgelegte Atomkraftwerk Krümmel ist kaum zwei Kilometer weit entfernt. Klingt alles eigentlich wenig romantisch.

Aber dann lesen wir den Text der Infotafel zur Osterquelle und erfahren, dass schon den alten Germanen Quellen heilig waren. Noch die Bauern im Mittelalter glaubten, dass Quellwasser vor Krankheit und Tod schützen kann. Und zu der Zeit war es auch noch üblich Tauf-Wasser nur einmal im Jahr, nämlich in der Osternacht, aus einer Quelle zu schöpfen. Da es die Nacht der Auferstehung Christi ist, symbolisiert das „Osterwasser“ die Überwindung des Todes und die Schaffung neuen Lebens.

Osterquelle in Geesthacht: Heiliges Wasser für Germanen

Entsprechend war das Schöpfen von Wasser aus der Osterquelle zu Ostern ein im Herzogtum Lauenburg weit verbreiteter Brauch. Ursprünglich durften das nur „Jungfrauen“ schweigend und unbeobachtet tun – sonst verlor das Wasser seine Wirkung.

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Zur Gesichtsreinigung verwendet, soll Osterwasser übrigens auch der Haut besonders guttun und einen schöner machen … Wer es glaubt. Osterquellen gibt es auch im Berliner Stadtteil Lübars, dem brandenburgischen Bad Saarow und Albstadt in Baden-Württemberg.  

Infotafel Osterquelle Geesthacht.

Eine große Infotafel informiert den Wanderer über die Bedeutung der Osterquelle.

Foto:

Florian Quandt

Um zur Quelle in Geesthacht zu gelangen, muss man ordentlich laufen. Der nächste Parkplatz ist ziemlich weit entfernt. Auf unserem Weg zum Wasser überqueren wir alte Schienen und plötzlich sitzt da ein Rotkehlchen, wunderschönes Gefieder, wachsamer Blick. Er lässt uns MOPO-Reporter nicht aus den Augen. Wir bleiben ruhig stehen. Momente vergehen.

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Der Fotograf zieht mit langsamen Bewegungen die Kamera von der Seite nach vorn, nimmt die Verschlusskappe ab. Ein leises Klicken. Wir erwarten sofort die Flucht des Vogels, doch seine Neugier gewinnt. Er bleibt sitzen auf seinem rostigen Zaun, wenige Meter von der Quelle entfernt. Das Rotkehlchen legt das Köpfchen schräg als wollte es sagen: „Schön hier, oder?“ Dann breitet es die Flügel aus und flattert davon, lässt uns allein in der Idylle der Osterquelle.

Einen Spaziergang wert: Zahlreiche Mythen ranken sich um die Osterquelle

Wobei man sagen muss: Ganz profan und rein geologisch betrachtet handelt es sich beim Geesthachter Quellwasser schlicht um schnödes Sickerwasser, welches aus dem Hang des Katzbergs früher bis in die Elbe geflossen ist. Heute wird das Wasser von der Elbuferstraße blockiert und deswegen hat sich daneben der kleine Teich gebildet.

Das Osterwasser ist kein Trinkwasser.

Es ist nicht zum trinken da: Das Wasser der Osterquelle plätschert aus einem Stahlrohr. 

Foto:

Florian Quandt

Sollten Sie also das lange Osterwochenende für einen Spaziergang an der Elbe nutzen wollen, steuern Sie doch mal den Geesthang an, halten Sie inne an der Quelle, lauschen Sie dem Plätschern des Wassers und dem Vogelzwitschern. Und vielleicht nehmen Sie sich auch etwas Wasser für die Reinigung des Gesichts mit. Vielleicht wirkt es ja doch. Man weiß ja nie …

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