Nachruf auf Dr. Peter Krohn: Der Mann, der aus dem HSV eine Marke machte
Pinke Trikots, Elefanten und eine Blaskapelle. Mit seinen Methoden und seinen Ideen prägte Dr. Peter Krohn († 89) den HSV wie kaum ein anderer. Dabei war er „nur“ zwei Jahre Präsident und zwei Jahre Manager. Doch seine außergewöhnliche Art machte ihn unvergesslich. Und unverzichtbar.
Als Krohn im November 1973 überraschend zum HSV-Präsidenten gewählt wurde, war der Verein stark angeschlagen. Finanziell gebeutelt, hoch verschuldet und sportlich seit Jahren nicht mehr so richtig erfolgreich. Doch Krohn gelang es in kürzester Zeit, aus der grauen Maus einen Europapokal-Sieger zu machen.
HSV: Dr. Peter Krohn machte aus dem Fußball-Verein eine Marke
Seine Einstellung war zu dieser Zeit sehr ungewöhnlich. Er sah den Fußball nicht als Ergebnissport, sondern als Unterhaltung. Den HSV nicht als Verein, sondern als Marke. „Dr. Peter Krohn dachte stets groß, dachte in außergewöhnlichen Sphären und dachte grenzenlos“, schrieb der HSV in seinem Nachruf. Der frühere Zeitungsverleger und studierte Volkswirt wollte etwas verändern. Und das sollte ihm auch gelingen.
Krohn, dessen Vater Hans schon in der HSV-Meistermannschaft 1923 stand, war ein echter Pionier. Seine Ansätze waren unkonventionell, aber erfolgreich. Plötzlich lief der HSV in pinken Trikots auf, um mehr weibliches Publikum zu begeistern. Plötzlich marschierten Elefanten über den Trainingsplatz, die gemeinsam mit einer Blaskapelle für mehr Aufmerksamkeit sorgen sollten. Und plötzlich hatte der HSV Werbung auf der Brust – als erst zweiter Verein überhaupt.
Dr. Peter Krohn holte Kevin Keegan und Felix Magath zum HSV
Mit seinem Vorgehen, das schnell als „Zirkus Krohn“ bezeichnet wurde, sollte der Show-Man Recht behalten. Die immer geringer werdenden Zuschauerzahlen beim HSV erholten sich nicht nur, sondern verdoppelten sich. Selbst beim Training sahen jetzt Tausende zu. Krohn hatte den Fans wieder den Spaß am HSV zurückgegeben.
Und auch sportlich ging es bergauf. Krohn holte Stars wie Willi Reimann, Felix Magath und Johann „Buffy“ Ettmayer zum HSV. Und unmittelbar vor dem Ende seiner kurzen HSV-Laufbahn gelang ihm der wohl spektakulärste Coup: Er leitete im Hintergrund die Verpflichtung des Weltstars Kevin Keegan ein. Eine Sensation für Hamburg – und für die Bundesliga.
Dr. Peter Krohn sanierte den HSV – sportlich und finanziell
Als Krohn 1977 ging, war der HSV vollständig saniert – finanziell und sportlich. Aus dem unteren Mittelfeld der Bundesliga wurde ein europäischer Spitzenverein. 1976 gewann der HSV den DFB-Pokal, 1977 den Europapokal der Pokalsieger. Krohn legte den Grundstein für die erfolgreichste HSV-Zeit in der Geschichte, die sein Manager-Nachfolger Günter Netzer mit drei Meistertiteln garnieren sollte.
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Auch nach seinem Abschied blieb der Diplomkaufmann dem HSV treu, kehrte von 1998 bis 2001 noch einmal kurzzeitig in den Aufsichtsrat zurück. „Der stetige Respekt aller HSVer für sein Lebenswerk im Zeichen der Raute waren der verdiente Lohn für das Hamburger Original, das seinen HSV bis zum Schluss verfolgte“, schrieb der HSV.
Am 1. April 2021 starb Dr. Peter Krohn im Alter von 89 Jahren, nur zwei Wochen nach seiner Ehefrau. Mit seinem Engagement für den HSV hat er sich in Hamburg unvergesslich gemacht. Er hat den Verein von der Vergangenheit in die Gegenwart transportiert. Und er war, wie ihn der HSV treffend beschrieb, „eine der ganz großen HSV-Persönlichkeiten“.