• James Lawrence besiegte am Dienstag Tschechien mit der walisischen Nationalmannschaft 1:0. 
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St. Paulis Risiko-Reisen: Für ein Duo lief’s rund, ein Spieler sammelte fast nur Meilen

Die Ehre könnte kaum größer sein für einen Fußballer als für die Nationalmannschaft des eigenen Landes nominiert zu werden. Diese Wertschätzung ihrer fußballerischen Fähigkeiten erfuhren in der jetzt beendeten Länderspielpause drei Kiezkicker: Luis Coordes (22), Leart Paqarada (26) und James Lawrence (28). Und obgleich diese Nominierungen sicherlich dem Renommee des FC St. Pauli zuträglich sind, stellen sich Fragen nach Aufwand, Ertrag und Sinnhaftigkeit dieser Reisen – besonders in Pandemie-Zeiten.

Am einfachsten lässt sich die Krux wohl am Beispiel des Walisers James Lawrence veranschaulichen. In den vergangenen Tagen reiste er hin und her und wieder hin. Hin nach Belgien – kein Risikogebiet –, da durfte er spielen. Zurück nach Hamburg, weil er nicht nach Wales reisen sollte. Das Land war bis etwas mehr als eine Woche vor dem Spiel gegen Tschechien am Dienstag vom Robert-Koch-Institut als Virusvarianten-Gebiet eingestuft gewesen.  

St. Paulis James Lawrence erlebte eine Länderspiel-Odyssee

Weil sich die Quarantäne-Bestimmungen bis zur Partie aber eben geändert hatten und Lawrence nach der Rückreise nicht in 14-tägige häusliche Isolation musste, reiste er also doch aus Hamburg nach Cardiff. Eine Odyssee, eine Strapaze – mit einigem Infektionsrisiko. So viel zum Reisen. 

James Lawrence am vergangenen Mittwoch beim 1:3 der Waliser im Duell mit dem belgischen Top-Stürmer Romelu Lukaku f

James Lawrence am vergangenen Mittwoch beim 1:3 der Waliser im Duell mit dem belgischen Top-Stürmer Romelu Lukaku 

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imago images/Panoramic International

Sportlich lohnte sich der Trip für Lawrence allemal. Schon bei der 1:3-Niederlage in Belgien hatte er 90 Minuten gespielt, beim Sieg gegen Tschechien stand er wieder über die volle Distanz auf dem Rasen. Das beweist seinen Stellenwert für das Team um Superstar Gareth Bale, was auch St. Pauli mit Wohlwollen feststellen dürfte und ist für Lawrence Erfahrungen großartig. Zumal der Verteidiger gesund zurückkehrte.

Paqarada spielt nur 45 von 270 Minuten für den Kosovo

Aber so läuft es natürlich nicht immer, wie Leart Paqarada erlebte. Der kosovarische Linksverteidiger spielte im Test gegen Litauen eine Halbzeit, um danach in der WM-Quali gegen Schweden beim 0:3 und gegen Spanien beim 1:3 auf der Bank zu schmoren.

 In der aktuellen Länderspielpause durfte Leart Paqarada für den Kosovo nur 45 von möglichen 270 Minuten ran. f

Ein Archivbild aus dem Oktober 2020: In der aktuellen Länderspielpause durfte Leart Paqarada für den Kosovo nur 45 von möglichen 270 Minuten ran. 

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imago images/ANE Edition

So befand sich Paqarada anderthalb Wochen auf Tour – Timo Schultz hätte sicher gute Verwendung für ihn gehabt im Training. Das Fazit beim Linksfuß: Erfahrungen ja, Infektionsrisiko auch, sportliche Entwicklung: wohl eher nicht.  

Anders sieht das bei Luis Coordes aus. Er reiste für sein Länderspiel-Debüt im Trikot der Dominikanischen Republik gleich um die halbe Welt und durfte dann gegen Dominica immerhin 84 Minuten ran. Tolle Erfahrungen für einen jungen Spieler, der bei St. Pauli zuletzt oft nur individuell trainierte. Die Rechnung geht schon eher auf – vorausgesetzt, man streicht das Infektionsrisiko. 

Corona-Infektionen durch viele Reisen zu Länderspielen?

Nur geht das eben nicht so einfach, die Gefahr fliegt und fährt mit und so könnte – natürlich nicht nur wegen der Länderspielreisen – schon Mitte April ein Quarantäne-Trainingslager auf die deutschen Profi-Klubs warten. „Wie wahrscheinlich das ist, wird sich zeigen, wenn alle Spieler zurück aus der Länderspielpause sind“, hatte St. Paulis Sportchef Andreas Bornemann kürzlich zur MOPO gesagt. Das ist jetzt der Fall. Bleibt zu hoffen, dass alle Spieler gesund zurückkehren. Sportchef Bornemann betonte auch, die Sorge um weitere Infektionen sei nicht unbegründet. Wie zum Beleg meldete St. Paulis nächster Gegner Eintracht Braunschweig zwei Corona-Fälle

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Allerdings, und das gehört ja bei allen Abwägungen zur Wahrheit: Abstellen müssen die Vereine ihre Spieler so oder so und daran ändern auch – in den meisten Fällen – Infektionsrisiken und erst recht unkalkulierbare Einsatzzeiten nichts. Und so bleiben die Fragen nach Aufwand, Ertrag, Sinnhaftigkeit und Ehre unbefriedigend ungeklärt. 

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