Schalke wirft alle raus: Jetzt soll Ex-HSV-Sportchef Knäbel die Knappen retten
So viel Abstieg war nie. Nach der Entlassung von Christian Gross wird ein fünfter Trainer Schalke 04 in die Zweite Liga begleiten. Der ehemalige HSV-Manager Peter Knäbel wird neuer Sportchef.
In Gelsenkirchen sind am Sonntag gleich eine ganze Handvoll Stellen geräumt worden. Neben Gross wurden auch Sportvorstand Jochen Schneider, Teammanager Sascha Riether, Co-Trainer Rainer Widmayer und Fitnesstrainer Werner Leuthard geschasst. Die Lawine stürzt ins Tal der Tränen und nimmt auf ihrem Weg immer mehr Personal mit. „Was da abläuft, ist eine Katastrophe“, klagt das Klub-Idol Klaus Fischer, der in den nächsten Tagen hoffentlich alle Anrufe wegdrückt.
Schalke 04: Klub-Idol Klaus Fischer ist entsetzt
Schließlich verbrauchte Schalke auf seinem Niedergang bereits Jahrhundert-Trainer Huub Stevens, der im Dezember auf die Bank ohne Boden gedrängt worden war. Sein Nachfolger wurde Trainer-Rentner Gross, den Sportchef Schneider noch aus der gemeinsamen (kurzen) Zeit beim VfB Stuttgart 2009/10 kannte – dort, wo beider Weg nach der 1:5-Klatsche nun endete.
Nach wie vor ist es unbegreiflich, warum Gross seinen Ruhestand für neun trostlose Wochen im Schalker Trainerkostüm aufgab. Am 12. Juni 2014 plauderte der Schweizer anlässlich der WM-Eröffnung im Hotel Laudinella in St. Moritz über sein Trainerleben, das ihm bei den Eidgenossen sechs Meistertitel und fünf Pokalsiege einbrachte.
Rentner-Trainer Gross zog Schalke dem Ruhestand vor
Er gab sich forsch, als harter Hund – aber der damals 59-Jährige ließ auch durchblicken, dass nun allmählich sein Vorruhestand beginnen würde. Danach nahm Gross Engagements in Dschidda und Kairo an und schickte seine Klubs zum Trainingslager ins heimische St. Moritz.
Fast bedauerlich, dass Schalke nun keine Reise ins Engadin unternehmen wird. Der kundige Gross könnte es sicher wie einen Bergunfall aussehen lassen, wenn seine illoyalen Kicker Sead Kolasinac, Shkodran Mustafi und Klaas-Jan Huntelaar bei einem Trainings-Kraxeln in die Charnadüra-Schlucht stürzten. Das Trio hat laut „Bild“ gegen den Coach intrigiert – und wurde vom Aufsichtsrat prompt erhört.
Intrige von Schalke-Spielern gegen Trainer – Aufsichtsrat räumt auf
„Wir müssen bei jeder noch zu treffenden Personalentscheidung auch über die Saison hinausdenken“, erklärt Aufsichtsrats-Chef Jens Buchta. Heißt: Die Planungen für die Zweite Liga haben begonnen. Der ehemalige St. Pauli-Spieler und HSV-Manager Peter Knäbel, der bisher das Nachwuchsleistungszentrum „Knappenschmiede“ leitete, wird erstmal neuer Sportvorstand. Der langjährige Schalke-Kicker Gerald Asamoah wird zunächst Teammanager.
Schalke 04: Jetzt soll es Ex-HSV-Manager Peter Knäbel richten
Wer am Freitag in Mainz auf einer Bank sitzt, an der bundesligaunreife Spieler gerne sägen, ist unklar. „Man kann in der aktuellen Situation eigentlich keinen jungen Trainer holen, es braucht einen erfahrenen Mann“, sagte Klub-Legende Fischer dem „Reviersport“, um gleich danach zu fragen: „Aber wer tut sich das an?“
Die Antwort fällt nicht schwer: Eigentlich alle, die ihr geordnetes Leben als angesehene Sportpersönlichkeit binnen neun Wochen in eine frustrierende Existenz als gemobbter Übungsleiter verwandeln wollen. Das Grauen in Stuttgart verfolgte Gross meist wie zu einer Statue erstarrt in der linken Ecke seiner Coaching-Zone, die Hände tief in die Hosentaschen vergraben.
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Nach dem Debakel erklärte er: „Für mich gibt es kein Aufgeben, nie.“ Die Phrase passte perfekt zum Abschluss seiner Arbeit für einen Verein, der sich selbst aufgegeben hat.