Werder Bremen: „Kohfeldt raus!“-Aufkleber beim Training – Bosse beraten
Werder Bremen im freien Fall! Ein völlig mutloser Auftritt bei Union Berlin verschärft die Abstiegssorgen. Die Konkurrenz sitzt im Nacken und hat noch mehr Spiele. Trainer Florian Kohfeldt denkt nicht ans Aufgeben.
Von ihrem Coach können die chronisch erfolglosen Profis von Werder Bremen noch viel lernen. Und sei es nur die Verbreitung von ein bisschen Hoffnung nach dem nächsten sportlichen Nackenschlag.
Werder Bremen: Sonntag noch keine Entscheidung bei Florian Kohfeldt
„Es ist eine sehr schlechte Situation, die wir mit aller Kraft bekämpfen müssen“, forderte Kohfeldt nach dem ernüchternden Auftritt seiner Mannschaft beim 1:3 durch den Turbo-Hattrick von Joel Pohjanpalo für den 1. FC Union Berlin. Auch nach der siebten Niederlage in Serie versprach der Werder-Coach: „Ich kann für mich ausschließen, dass ich weglaufe.“
Am Sonntag stand Kohfeldt ganz normal auf dem Trainingsplatz. Pünktlich um elf Uhr erschien der Bremer Trainer wie üblich zum Training der Ersatzspieler. Doch ob Kohfeldt das so dramatisch abgestürzte Werder-Team in der kommenden Woche auch auf das DFB-Pokal-Halbfinale gegen RB Leipzig am Freitag vorbereiten darf, blieb zunächst unklar.
Der Ausgang der Gespräche über die aktuelle Lage beim abstiegsbedrohten Klub sei noch offen, sagte Sportdirektor Frank Baumann am Sonntag bei Sky90. „Die Überzeugung, dass wir mit Florian die Situation bewältigen können, ist nach wie vor vorhanden“, sagte Baumann. Der Sportdirektor erklärte, dass die Gespräche in den Gremien über Kohfeldt anhalten würden, wohl auch am Montag noch.
„Wir haben eine sehr hohe Wertschätzung von den fachlichen und menschlichen Qualitäten von Florian. Es gibt aber keine Nibelungen-Treue. Man kann auch zu dem Entschluss kommen, dass es nicht passt. Ich bitte, dass wir uns einfach noch ein, zwei Tage Zeit nehmen wollen“, meinte Baumann.
Fans fordern Kohlfeldt-Rauswurf
Nach der siebten Niederlage in Folge wollen die Werder-Fans einen Trainerwechsel sehen. Rund ums Weserstadion und am Eingang zum Trainingsplatz hängen „Kohfeldt raus!“-Aufkleber.
Werder-Trainer Kohfeldt: „Ich kann für mich ausschließen, dass ich weglaufe“
Die prekäre Lage der total ängstlichen Hanseaten hat sich im Saison-Endspurt der Bundesliga massiv verschärft. Nur noch ein Punkt trennt Werder vom 1. FC Köln auf dem Relegationsrang. Platz 14 mit 30 Punkten kann ein gefährlicher Trugschluss sein, denn Arminia Bielefeld (30 Punkte) als 15. und Hertha BSC (26) auf dem 17. Platz haben ein und drei Spiele weniger absolviert. „Ich werde kämpfen, diesen Verein in der Liga zu halten“, versprach Kohfeldt.
Der Dreierpack von Joel Pohjanpalo (50./53./67. Minute) innerhalb von 17 Minuten traf die Bremer hart. Auch der späte Treffer von Theodor Gebre Selassie (82.) änderte nichts. Das Halbfinale im DFB-Pokal am Freitag gegen RB Leipzig wirkt wie eine unnötige Ablenkung im sportlichen Überlebenskampf.
Für Union geht der Blick weiter Richtung Europa. Zumindest bis zum Sonntag ist man Siebter – der Platz könnte für die Conference League reichen. „Der internationale Platz wäre die Krönung, aber wir machen unsere Saison nicht davon abhängig. 40 Punkte sind eigentlich unsere Meisterschaft“, sagte Torwart Andreas Luthe. Union hat schon sechs Zähler mehr.
Baumann entscheidet über Kohfeldt-Zukunft
Die Bremer Sorgen spiegelten sich schon vor dem Anpfiff in ihren Worten wider. „Wir wissen, dass wir in einer schwierigen Situation sind, aber wir können diese meistern“, versprach Sportchef Frank Baumann – das klang nach den jüngsten Misserfolgen schon arg nach Durchhalteparole. Die Mannschaft blieb jeden Beweis schuldig. Baumann wird mit entscheiden müssen, ob Kohfeldt bleiben darf.
Der Trainer schaute dem Gegner tief in die Augen. „Dass er müde aussieht“, befand der Werder-Coach über seinen Ex-Spieler Max Kruse bei Sky. Tatsächlich wirkte der 33-Jährige zum Ende der englischen Woche ziemlich schlapp. Nach einer Halbzeit war für Kruse Schluss.
Das könnte Sie auch interessieren: Das sind die Pläne für Marc Roca und Bouna Sarr
Seinen Kollegen fehlte lange die Spritzigkeit. Die eiserne Energie war erstmal nicht spürbar. Robert Andrich (16.) versuchte es mit einem doppelten Kracher im Strafraum, schoss dabei aber nur zwei bemitleidenswerten Bremern in die Bäuche. Auch Werder fand offensiv praktisch nicht statt. Milot Rashica (22.) bot sich eine Schusschance, doch Union-Schlussmann Luthe tauchte rechtzeitig ab.
Kruses Auswechslung für Petar Musa schadete Union nicht. Sturmpartner Pohjanpalo bewies eindrucksvoll seinen Torinstinkt, schob zunächst gedankenschnell nach einem Eckball aus kurzer Distanz ein. Die Bremer Verwirrung nutzte der Finne gleich beim nächsten Angriff und erhöhte per Flachschuss zum 2:0. Werder war wehrlos und konfus. Der finnische Angreifer krönte seine Leistung mit seinem dritten Tor. Gebre Selassies spätes 1:3 war nur ein kurzer Hoffnungsfunke. (dpa/sid/pia)