Zwei Städte fliegen raus: München bei EM dabei – aber Geisterspiele nicht vom Tisch
München bleibt EM-Gastgeber! Das ist jetzt klar – und wurde vom DFB am Freitag bestätigt. Durchgewunken wurde das von der UEFA, weil die bayrische Landesregierung grundsätzlich Fans in der Allianz Arena erlaubt. Eine Garantie für Spiele vor Zuschauern ist das aber nicht.
Joachim Löw kann sich auf seiner Abschiedstournee nochmal auf ein besonderes Bonbon freuen: Drei Heimspiele darf er mit der deutschen Nationalmannschaft bei der EM spielen.
Die Europäische Fußball-Union (UEFA) beendete auf ihrer Sondersitzung am Freitag die Zitterpartie und bestätigte München als Spielort der Europameisterschaft. Dem Exekutivkomitee um Karl-Heinz Rummenigge und Rainer Koch reichte letztlich eine „Zuschauergarantie light“.
EM-Heimspiele für Jogis Jungs: Grünes Licht für München
Die bayrische Landesregierung stimmte 14.500 Zuschauern bei den Spielen in der Allianz Arena prinzipiell zu – ließ sich aber eine Hintertür offen. Eine Anpassung „würde notwendig werden, falls die öffentliche Gesundheit aufgrund einer sehr nachteiligen Entwicklung“ der Pandemie gefährdet sei, hieß es in einer vom DFB veröffentlichen Mitteilung.
Er freue sich „über die Bestätigung der UEFA und auf tolle Spiele bei der UEFA EURO 2020 in München – vielleicht sogar vor Publikum, wenn es die pandemische Entwicklung zulässt“, sagte Fritz Keller.
Das „Vielleicht“ des DFB-Präsidenten impliziert, dass Geisterspiele weiter nicht vom Tisch sind.
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Auch wenn UEFA-Präsident Aleksander Ceferin das scheinbar anders sieht. „Ich freue mich sehr, dass wir die Zuschauer bei allen Spielen zu einem Fest des Nationalmannschaftsfußballs auf dem ganzen Kontinent begrüßen können“, sagte der 53-Jährige euphorisch.
München bleibt EM-Gastgeber – Drei Heimspiele für deutsche Elf
Löws letzte EM-Mission kann jedenfalls im eigenen Land Fahrt aufnehmen. Die Vorrundenspiele der deutschen Nationalmannschaft gegen Frankreich (15. Juni), Portugal (19. Juni) und Ungarn (23. Juni) sind allesamt in München angesetzt, außerdem findet in der bayerischen Landeshauptstadt ein Viertelfinale statt.
Auch für die Planungen der Nationalmannschaft sei die Bestätigung von München „natürlich ein gutes Signal“, sagte Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff.
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München konnte die UEFA als einziger der drei verbliebenen Wackelkandidaten überzeugen. Bilbao wurde durch Sevilla ersetzt, St. Petersburg und London übernehmen zusätzlich die Spiele von Dublin. Damit steigt die erste europaweite EM in elf Ländern.
Der DFB war mit „großer Zuversicht“ in den Tag der Entscheidung gegangen. „Wir sind überzeugt davon, dass München ein Standort der UEFA EURO 2020 bleibt. In den vergangenen Tagen haben wir viel Zuspruch aus der Politik für unsere verantwortungsvollen Planungen erhalten“, sagte Generalsekretär Friedrich Curtius auf SID-Anfrage. Auch die bayrische Landesregierung habe seit der Vertagung der Entscheidung am Montag ihre Unterstützung „noch einmal klar bekräftigt“.
Vorfreude auf „tolle Spiele in München“: Bayrische Hauptstadt bleibt EM-Gastgeber
Nur die vollständige Zuschauergarantie fehlte eben – und die hatte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin eigentlich unmissverständlich gefordert. Jeder der zwölf Ausrichter müsse garantieren, „dass Fans zu den Spielen dürften“, hatte der UEFA-Chef Mitte März gesagt: „Die Option, dass irgendein Spiel der EM ohne Fans ausgetragen wird, ist vom Tisch.“ Es ist ein offenes Geheimnis, dass so die Einnahmen aus dem Ticketverkauf gerettet werden sollen.
Doch der DFB plante in enger Abstimmung mit der bayerischen Landesregierung und der Stadt München stets mit drei Szenarien. Als „realistisches“ Leitszenario sehen die EM-Macher dabei zwar das Modell mit einer Auslastung von gut 20 Prozent und rund 14.500 Zuschauern, doch als Rettungsanker für eine negative Pandemie-Entwicklung ist eben auch ein Szenario mit null bis 7000 Zuschauer eingeplant.
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Sofern die bayerische Infektionsschutzverordnung es erfordere, könne dieses Worst-Case Szenario auch kurzfristig umgesetzt werden, teilte die Stadt zuletzt mit. Genau diese Denkweise war der UEFA aber eigentlich ein Dorn im Auge. Bilbao und Dublin wurde eine derartige Herangehensweise zum Verhängnis, beide wurden offenbar gegen ihren Willen verbannt.
Die UEFA habe dies „einseitig“ entschieden, teilte die baskische Regionalregierung mit. Beide wollen nun wohl auf Entschädigungszahlungen drängen, München und der DFB müssen darüber nicht nachdenken. Denn ihren größten Mitgliedsverband wollte die Europäische Fußball-Union dann doch im Boot behalten – und rang sich etwas verspätet doch noch zu einer Kompromisslösung durch. (sid/abin)