Not-OP auf Fuerteventura: Hamburger Beach-Star musste unters Messer
Auf ihrem Weg nach Tokio sind Hamburgs Beachvolleyball-Asse Clemens Wickler und Julius Thole schmerzhaft ausgebremst worden. Ein durchaus dramatischer Zwischenfall im Trainingslager und eine längere Zwangspause haben Wickler zurückgeworfen. Am Wochenende geben die Vize-Weltmeister ihr Wettkampf-Comeback. Es gilt, die verlorene Zeit in der Olympia-Vorbereitung so schnell wie möglich aufzuholen.
Der Körper ist schmerzfrei und wieder voll belastbar. Seit einigen Tagen darf Wickler ohne Einschränkungen im Sand des Beach Centers am Olympiastützpunkt Dulsberg trainieren und seit Anfang dieser Woche bereitet er sich an der Seite seines kongenialen Partners Thole gezielt auf den am Freitag beginnenden Continental Cup in Madrid vor.
Clemens Wickler arbeitet an seinem Comeback
„Es geht mir soweit wieder gut“, sagt Wickler im Gespräch mit der MOPO. Die Pause steckt dem 26-Jährigen noch etwas in den Knochen und Muskeln. Timing und Fingerspitzengefühl sind noch nicht zu hundert Prozent wieder da – und in manchen Momenten spielt auch der Kopf noch nicht ganz mit. „Ich habe noch Respekt davor, mich voll auf den Bauch in den Sand zu werfen, aber das vergeht sicherlich ganz schnell.“
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Das ungute Bauchgefühl rührt von einem Zwischenfall im Trainingslager auf Fuerteventura Ende März, an den sich Deutschlands Beachvolleyballer des Jahres 2018 und 2019 mit Grausen erinnert. Am dritten Tag hatten Wickler plötzlich starke Schmerzen im Unterleib geplagt. „Ich habe das erst einmal als normale Bauchschmerzen abgetan und dachte, das geht schon wieder weg.“
Ein Notarztwagen brachte Clemens Wickler ins Krankenhaus
Ein Irrtum. Stattdessen wurden die Schmerzen schlimmer. Wickler kontaktierte Physiotherapeutin Katharina Hubert, die ebenso dringend zu einem Arztbesuch riet wie Verbandsarzt Michael Tank per Telefon aus Hamburg. Am Nachmittag suchte Wickler einen Arzt in Jandia auf, der ihn ins Krankenhaus in der 80 Kilometer entfernten Inselhauptstadt Puerto del Rosario schickte – und zwar per Notarztwagen.
Starke Schmerzen und kein Arzt, der Englisch sprach
Unter starken Schmerzen wurde Wickler eingeliefert. Zu allem Überfluss sprach keiner der Ärzte in der Klinik Englisch, sodass eine Verständigung nicht möglich war. Wickler musste seine Schwester Jenny in Deutschland anrufen, die Spanisch spricht und live am Handy dolmetschte. „Das war alles schon ziemlich verrückt“, erzählt Wickler, der mittlerweile über das Erlebte lachen kann.
Akute Blinddarmentzündung, sofort OP
Die Diagnose war eindeutig: eine akute Blinddarmentzündung, die eine sofortige Operation nötig machte. Am Abend kam Wickler unters Messer. Das Trainingslager war für ihn vorbei und damit auch die geplanten Turniere im mexikanischen Cancún vom Tisch – für die internationale Beachvolleyball-Elite eine wichtige Standortbestimmung auf dem Weg nach Tokio.
Julius Thole startet in Cancún mit Ersatzmann Yannick Harms
Während Thole in Cancún mit Ersatz-Partner Yannick Harms unter den widrigen Umständen mehr schlecht als recht aufspielte, hatte Wickler zwei Wochen absolutes Sportverbot, durfte nach drei Wochen wieder leicht mit dem Ball trainieren und hat nach eigener Aussage insgesamt „vier Wochen verloren“, die es jetzt aufzuholen gilt.
Clemens Wickler gibt Entwarnung: Olympia nicht in Gefahr
Ein Ärgernis und Rückschlag, keine Frage, aber keine Katastrophe. „Das ist nichts, das Olympia gefährdet“, sagt Wickler, der sich seinen Optimismus nicht nehmen lässt. „Jetzt ist der Blinddarm wenigstens raus und kann mich nicht kurz vor den Spielen ärgern.“ Bis Tokio sind es noch knapp 80 Tage.
Thole/Wickler sind ab Donnerstag in Madrid am Start
Der Stellenwert des am Donnerstag beginnenden Turniers in Madrid ist für das Erfolgs-Duo noch einmal gestiegen. Thole/Wickler müssen als Team zügig wieder ihren Rhythmus finden. Ende Mai und Anfang Juni stehen dann in direkter Folge die Top-Turniere in Sotschi (Russland) und Ostrava (Tschechien) an.
Zwar haben er und Thole Zeit verloren, sagt Wickler, aber das sei aufzuholen. „Entscheidend ist doch, in Bestform zu sein, wenn die Spiele beginnen.“